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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Regisseur, hat einen Tobsuchtsanfall bekommen und danach einen ganzen Tag lang mit niemandem geredet«, sagte Jannis.
    »Stimmt, nicht mal mit dem Regie-Assi.«
    »Aber mit Milena!«, warf Jannis ein.
    »Echt?« Georg witterte eine Spur.
    »Kann sein.« Anna nippte vorsichtig an ihrem Glas. »Ich glaube, ich muss aufhören zu trinken, ich kriege Bauchschmerzen davon.«
    »Bauchschmerzen?!«, fragte Jannis alarmiert. »Von zweieinhalb Schlucken Champagner? Was für Bauchschmerzen? Echte oder andere?«
    »Es zieht. Es zieht sogar sehr. Schon seitdem Georg und Eva hier sind.«
    Oh, shit, dachte Eva, als Anna sich mit einem Mal an den Rücken fasste und laut aufstöhnte. »Was ist das denn? O Gott, warum hat mir das keiner gesagt? So fühlt sich das an!?« Ihre Augen wurden immer größer, dann schoss ein Schwall Wasser zwischen ihren Beinen hervor, färbte das helle Grün der Jogginghose dunkler und tropfte vom Sofa auf den Boden.
    Georg blieb ruhig. »Deine Fruchtblase ist geplatzt. Alles ganz normal. Eva!«, rief er. »Hol bitte ein Handtuch aus dem Bad! Oha, oder besser zwei!«
    Sie lief los, riss zwei frische Handtücher vom Regal und brachte sie Anna.
    »Wo ist das nächste Krankenhaus?«, fragte Georg Jannis. »Und wo ist ihr Mann, wie heißt der noch mal?«
    »Ich rufe Davide an!«, sagte Jannis. Er nahm Annas Handy und gab ihr seine linke Hand, die er nicht zum Telefonieren brauchte. »Hier, drück die, wenn es zu sehr wehtut!«
    »Das sind die ersten Wehen, die gehen gleich wieder, dann hast du Pause«, sagte Georg und tätschelte Annas freie Hand. »Wir rufen jetzt einen Krankenwagen, wenn du willst, kom me ich mit oder Jannis oder wir alle!«
    Statt einer Antwort schrie Anna wieder, hörte aber mitten im Schrei abrupt auf. »Es ist weg!«, flüsterte sie. Dann pups te sie laut. »O dio!« Sie bedeckte ihre Augen beschämt mit den Händen.
    »Alles ganz normal, Anna, lass laufen!«
    Anna heulte kichernd auf. »Warum hat mir denn keiner gesagt, wie demütigend das ist?«
    Ach du meine Güte, Hausgeburt, Sturzgeburt, und gleich liegt es hier auf dem Teppich, dachte Eva, alle wissen, was zu tun ist, nur ich benehme mich als Einzige wie ein kopfloses Huhn, dabei bin ich immerhin eine Frau.
    »Geh hinunter, Eva, und sag der Schwiegermutter, dass sie einen Krankenwagen rufen soll, so was gibt es hier doch auch, oder?«
    » Ambulanza!«, stöhnte Anna. »Aber sie soll nicht erst den verdammten Hausflur putzen, damit die Sanitäter einen guten Eindruck bekommen! O Gott, o Scheiße, ich glaube, es kommt wieder, gleich tut es bestimmt wieder so weh!«
    »Sag nicht ›Scheiße‹, sag lieber: ›Guut‹, oder: ›Jaaa‹! Das ist positiv und gibt dir mehr Kraft, und die tiefen Vokale lockern deine …«
    Eva floh durch die Tür die Treppe hinunter. Georg sollte wissen, was er tat, er war der Geburten-Fachmann, der das alles schon mal als Beisitzer und Ersthelfer durchgemacht hatte.
    Sie fand die Schwiegermutter wunderbarerweise in der Küche. »Ähh … Anna!« Sie wies mit dem Zeigefinger nach oben. Ihr Italienisch war wie weggewischt. Was hatte Anna gesagt? » Ambulanza! Wir brauchen una ambulanza! Subito .« Sofort. Das Zauberwort war ihr gerade noch eingefallen.
    »Ouuh!« Die Schwiegermutter schaute an sich herunter. Ihre Schürze war mehlbestäubt, auch der Küchentisch war voller Mehl. » No! No! Denk nicht mal dran, dich jetzt noch fein zu machen, es ist scheißegal, was du anhast!«, rief Eva schnell. Die verstand sie ja sowieso nicht. »Subito!« Evas Augen suchten das Telefon. Gab es hier nicht mal ein verdammtes Telefon? Erst jetzt bemerkte sie Helga und Emil, die auf dem Sofa saßen. Helga hielt ein Gläschen mit einer dunklen Flüssigkeit in der Hand, wahrscheinlich ein Likör, Emil ein in die Länge gezogenes Nudelholz. »Wir machen piadine , Eva!«
    »Wir trinken, Eva!«
    Eva grinste Helga an, manchmal hatte die Pink-Bikini-Lady ja sogar Humor.
    »Großartig, ihr beiden, Anna bekommt da oben gerade ihr Kind!«

 
    6
    »O Gott, grazie, Laura, ich habe selten so gut gegessen«, stöhnte Georg. Eva übersetzte den Satz und schaute über den Tisch. Das geblümte Wachstischtuch war kaum mehr zu sehen, es war mit unterschiedlichen Auflaufformen, Schüsseln und Tellern – jeder in einem anderen Dekor – gänzlich bedeckt. Es war keine Einladung zum Essen, es war eine Vorführung von Schwiegermutter Lauras Kochkünsten, ihr Stolz auf sich selbst, den eigenen Garten, die Küche der Emilia Romagna. Aber es

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