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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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rief sie ihm nach, als er sich zum Gehen wandte.
    »Ja?«
    »Lidia ist ein nettes Mädchen; sie durchlebt gerade eine schwierige Zeit. Ich mag sie sehr und hoffe, dass sie noch viele Jahre bei mir bleibt. Tun Sie ihr nicht weh, ja?«
    »Aber nein«, antwortete Harry entrüstet.
    » D’accord . Viel Spaß am Meer«, wünschte sie ihm, bevor sie mit einem Lächeln in ihrem Büro verschwand.

37
    Lidia wartete am verabredeten Treffpunkt auf ihn, wo sie ein tuk-tuk heranwinkte. Als sie aufbrachen, war es noch ruhig in Bangkok, was bedeutete, dass Harry die Stadt mit ihren kolonialen Bauwerken, Holzschuppen und Häusern im thailändischen Stil in Ruhe bewundern konnte. Er hätte sich mehr körperliche Kraft gewünscht, um alles genauer zu erkunden.
    Kurz darauf erreichten sie den Bahnhof, auf dem es von Menschen wimmelte. Uralte Züge voller Rost, das Ergebnis vieler Jahre Monsunregen, standen auf Rangiergleisen.
    Lidia, die die Fahrkarten besorgte, weigerte sich, Geld von Harry anzunehmen. Sie gingen die Gleise entlang, bis sie den richtigen Zug fanden, kletterten in einen bereits überfüllten Wagen, wo laut vor sich hin schnatternde Einheimische Harry fasziniert anstarrten, als er und Lidia sich den schmalen Gang entlang zu einer freien Bank durchkämpften.
    Harry wusste von einem Blick auf die Landkarte in Giselles Büro, dass sie entlang der Küste in Richtung Osten fahren würden, in die Region um Trat. Die Insel Koh Chang, einen winzigen Punkt im Meer, erreichte man von dort aus mit dem Boot.
    »Wie lange wird die Reise dauern?«, fragte Harry.
    »Vier Stunden nach Chantaburi, dann müssen wir umsteigen. Und noch einmal drei Stunden nach Trat«, antwortete Lidia, während sie fachmännisch eine Mango zerteilte und ihm einen Schnitz reichte. »Dort bringt mein Onkel uns mit seinem Fischerboot nach Koh Chang.«
    »Weiß Ihre Familie, dass ich mitkomme?«
    »Ich kann ihnen nicht sagen, weil es kein Telefon gibt
auf Insel. Aber sie haben nichts dagegen, das verspreche ich, Harry. Und in Chantaburi kaufen wir Kleidung für Sie.«
    »Ich habe etwas anzuziehen, Lidia.« Harry deutete auf seinen kleinen Koffer.
    »Nein, nein, Harry, Ihre Kleidung ist nicht gut für songkran -Fest. Sie sehen schon, was ich meine.« Sie lächelte geheimnisvoll.
    Eine riesige Dampfwolke ausstoßend, verließ der Zug die weitläufigen Vororte der Stadt und fuhr an Hunderten riesiger Bananenbäume vorbei. Kinder winkten ihnen mit lachenden Gesichtern zu. Lidia döste neben Harry; wie es ihr gelang, auf der harten Holzbank zu schlafen, war Harry ein Rätsel. Ihren Kopf an seiner Schulter und den süßen Duft ihres Haaröls in der Nase, empfand Harry ein tiefes Gefühl der Ruhe. Er war ihr nahe, drei Tage lang, und konnte sich keinen Ort denken, an dem er lieber gewesen wäre.
    Anscheinend war er irgendwann selbst eingedöst, denn plötzlich hielt der Zug, und Lidia rüttelte ihn sanft. Er rappelte sich hoch, nahm seinen Koffer und folgte Lidia auf den Bahnsteig. Sofort waren sie von Straßenhändlern umringt, die Essen, Getränke, Jasmingirlanden und grob geschnitzte Holztiere feilboten. Lidia zog Harry weg und deutete auf eine Bank unter einem Bambusdach.
    »Sie bleiben hier. Ich hole etwas zu essen.«
    Ein kleines Thaimädchen näherte sich ihm schüchtern-fasziniert. Harry wischte sich gerade den Schweiß von der Stirn und nahm einen Schluck Wasser, als Lidia mit dem Essen zurückkehrte und einen Stapel dünner Baumwolllaken vor ihn hinlegte. »Probieren Sie.«
    »Die soll ich tragen?«, fragte Harry erstaunt und hob ein rotes Tischtuch hoch, das sich als Hose mit einer Art kleiner Schürze an der Vorderseite entpuppte.

    Lidia deutete auf eine Bambushütte in der Nähe. »Probieren Sie da.«
    Er zog seine schwere Köperhose und sein feines Baumwollhemd aus, froh darüber, in die Sachen schlüpfen zu können, die Lidia ihm besorgt hatte. Die Dreiviertelhose gab ihm anfangs Rätsel auf, doch schließlich gelang es ihm, die Schürze vorne so anzubringen, wie die Einheimischen sie trugen. Am Ende wirkte das Ganze, als hätte er einen Rock an.
    Die kleine Thai, die vor der Kabine mit Lidia wartete, lachte laut auf, als sie ihn erblickte.
    »Ich sehe sicher schrecklich albern aus«, bemerkte er verlegen.
    »Nein, Harry«, widersprach Lidia mit sanfter Stimme. »Sie sehen aus wie Thaimann. So ist es besser für Insel und songkran . Jetzt ziehe ich mich um.« Lidia verschwand, und Harry vergnügte sich damit, dem Mädchen englische Wörter

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