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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Lidia setzte sich auf die Schwelle der Hütte.

    Fünf Minuten später kehrte Harry, erfrischt von einer kalten Dusche, zurück.
    »Jetzt gehen wir in Dorf, und ich zeige Ihnen Haus von meiner Großmutter, okay?« Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. »Gutes songkran, khun Harry.«
    »Ebenfalls«, erwiderte Harry, der sie am liebsten in die Arme geschlossen und geküsst hätte.
    Sie folgten etwa zehn Minuten lang einem schmalen, sandigen Weg zum Dorf. Als sie die staubige Hauptstraße erreichten, wurden sie von einer Schar jauchzender Kinder mit einem Schwall Wasser begrüßt.
    »Was war denn das?«, rief Harry erschrocken aus.
    Lidia lachte. » Songkran geht um Putzen von Schmutz aus Vergangenheit und neu und frisch machen für Zukunft. Schauen Sie …«
    Harry folgte ihrem Blick. Entlang der staubigen Straße standen Menschen jeden Alters mit allerlei Gefäßen und übergossen Passanten mit Wasser.
    »Heute ist niemand zu heiß«, erklärte Lidia. »Und auch nicht trocken.«
    Sie stieg die Stufen zu einem Holzhaus auf Stelzen hinauf. Auf der Veranda befanden sich Eimer voller Wasser.
    »Das ist Haus meiner Großeltern. Jetzt müssen Sie Wasser schütten. So, sehen Sie?« Lidia nahm einen Eimer und leerte den Inhalt auf die Straße. Harry tat es ihr gleich und traf einen kleinen Jungen, der sich kreischend und kichernd schüttelte.
    »Entschuldigung«, rief Harry ihm schuldbewusst zu.
    »Nein! Nicht entschuldigen!«, widersprach Lidia. »Je mehr Menschen Sie treffen, desto besser wird neues Jahr.«
    »Verstehe.«
    Lidia führte ihn ins Haus und in die Küche, wo Frauen damit
beschäftigt waren, Gemüse, Fisch, Nudeln und Suppe für später vorzubereiten.
    »Harry ist da!«, teilte Lidia ihrer Großmutter mit, die sich zu ihnen umwandte und Harry mit einem zahnlosen Grinsen begrüßte. »Sie sehen, wir kochen besonderes Festessen. Ist Tradition.«
    »Kann ich helfen?«, fragte Harry.
    »Nein, Sie sind Gast. Wir Thais bitten nie Männer, Arbeit von Frauen zu machen. Sie ruhen sich aus, wenn Sie hier sind, ja?«
    Während Lidia sich zu den Frauen gesellte, setzte Harry sich auf die Veranda, um die Wasserspiele auf der Straße zu verfolgen. Das Lachen und die Atmosphäre, die das Dorf erfüllten, versetzten auch ihn in gute Laune. Obwohl die Insulaner nur wenig besaßen, spürte er ihre menschliche Wärme, die ihn nach den langen Jahren der Gefangenschaft rührte.
    Da trat Lidia mit einem großen Korb voller Früchte und Gemüse aus dem Haus.
    »Wir machen Besuch, Harry, und bringen Alten und Kranken im Dorf songkran -Geschenk. Kommen Sie mit?«
    Harry stand auf. »Natürlich. Lassen Sie mich den Korb tragen. « Den schweren Korb über dem Arm, folgte er ihr die Stufen hinunter.
    Die nächste Stunde verbrachten sie in den Häusern des Dorfes. Von Lidia lernte Harry, wie man die Hände zur Begrüßung zu einem wai zusammenlegte. Sie erklärte ihm, dass sie den älteren Leuten Geschenke brachten, damit diese ihre Seelen reinigten und ihnen die Missetaten des vergangenen Jahres vergaben.
    Harry fand diese Tradition bedeutend lebensbejahender als die Heilige Kommunion oder die Beichte der Katholiken. Er sah, wie Lidia neben einem gebrechlichen alten Mann niederkniete,
sich angeregt mit ihm unterhielt, seine Hand in die ihre nahm und sie liebevoll streichelte.
    Als sie zum Haus von Lidias Großeltern zurückkehrten, wurden für das Fest mitten auf der Straße Tische aufgestellt, an denen sich die Familienmitglieder, die er am Abend zuvor kennengelernt hatte, versammelten. Zwei in safranfarbene Roben gekleidete Mönche vom örtlichen Tempel gesellten sich zu ihnen. Harry ließ den Blick über die Tische wandern, die sich in einer langen Reihe die Straße entlangzogen. Anscheinend hatten sich sämtliche Dorfbewohner eingefunden.
    Er kostete alle Gerichte, die man ihm anbot, und spielte auf der Straße Fußball mit den Kindern, wo er Opfer zahlreicher weiterer Wasserduschen wurde.
    Bei Einbruch der Dunkelheit erhob sich Lidias Großvater, um eine Rede zu halten. Die Stimmung änderte sich abrupt, als der alte Mann unter Tränen sprach. Auch die anderen bekamen feuchte Augen. Nun stand einer der Mönche auf und begann mit hoher Stimme einen melodischen Singsang.
    Das Ganze dauerte etwa fünfzehn Minuten. Als die Dorfbewohner sich anschließend auf den Nachhauseweg machten, gesellte sich Lidia zu Harry.
    » Khun Harry, Sie sind müde, ja? Ich bringe Sie nach Hause.«
    Nach vielen wais verließen Lidia und Harry das Dorf

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