Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
Vom Netzwerk:
Haut ungewohnt hell, und das Schlimmste: Sie roch so anders. Doch wenn er die Augen schloss und sich darauf konzentrierte, seine Frustration in Leidenschaft zu verwandeln, gelang es ihm, sich nach Thailand, zu Lidia, zurückzuversetzen.
    Hinterher lag er mit schlechtem Gewissen neben Olivia.
    »Entschuldige. Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan. Ich bin … ziemlich aus der Übung«, log er.
    »Nein, Harry, du hast mir nicht wehgetan.« Olivia, die seine Grobheit als Leidenschaft deutete, war erstaunt und erfreut darüber.
    »Gut.« Er küsste sie auf die Wange und schlüpfte, angewidert von sich selbst, aus dem Bett. »Ich schlafe heute Nacht im Ankleidezimmer, weil ich im Moment schrecklich unruhig bin und unter Albträumen leide. Ich will dich nicht stören. Gute Nacht, Olivia.«
    »Gute Nacht.« Olivia warf ihm eine Kusshand zu, als er den Raum verließ. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, als die Tür sich hinter ihm schloss.
    Harry tat so, als hätte er ihre Worte nicht gehört. Im Ankleidezimmer setzte er sich auf das schmale Bett, stützte den Kopf in die Hände und begann stumm zu weinen.

     
    Am Morgen ging Harry durch den Park zum Gewächshaus, weil er sich tags zuvor nicht wie geplant hatte fortschleichen können, um sich mit Bill zu treffen. Bill kümmerte sich gerade um seine Orchideen, und die Klänge aus seinem Bakelitradio erfüllten die Luft mit beruhigender klassischer Musik.
    Bill begrüßte Harry mit einem Lächeln. »Hallo, Sir. Na, wie war die erste Nacht zu Hause?«
    »Gut, danke.« Harry schloss die Tür des Gewächshauses hinter sich. »Tut mir leid, dass ich es gestern nicht mehr zu der Tasse Tee geschafft habe«, entschuldigte er sich.
    »Unter den gegebenen Umständen habe ich Sie gar nicht erwartet. Ich weiß, dass alle etwas von einem wollen, wenn man gerade heimgekommen ist.«
    »Stimmt.« Harry wandte sich gleich dem eigentlichen Thema zu. »Bill, du hast in deinem Cottage keine Briefe für mich erhalten, oder?«
    Bill schüttelte verwundert den Kopf. »Nein, warum sollte ich?«
    Harry setzte sich auf einen Schemel.
    »Es ist Folgendes, Bill …« Harry fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. »Kann ich dir vertrauen?«
    »Das wissen Sie, Sir.«
    »Ja. Wenn ich dir erzähle, was seit Changi passiert ist, bedeutet das, dass ich mein Leben in deine Hände lege. Ich brauche deine Hilfe, Bill, und muss viel von dir verlangen.«
    »Sie wissen, dass Sie sich auf mich verlassen können, Sir.«
    »Ich fürchte, ich werde dich schockieren.«
    Bill goss ruhig weiter die Pflanzen. »Nach allem, was wir in den vergangenen vier Jahren durchgemacht haben, bezweifle ich, dass mich noch irgendetwas schockiert. Aber schießen Sie los. Ich höre.«
    »Gut …« Harry nahm all seinen Mut zusammen und schilderte
Bill stockend seine Geschichte, von Thailand, von der Bamboo Bar und schließlich von der jungen Frau, in die er sich verliebt hatte.
    »Ich kann nicht ohne sie sein, Bill«, schloss er, erleichtert darüber, die Worte laut aussprechen zu können. »Und ich möchte mein Leben in Wharton Park aufgeben und so bald wie möglich nach Bangkok zurückkehren, weil ich sowieso nicht zum Herrn und Meister geschaffen bin. Ich habe Lidia deine Adresse gegeben, damit sie mir schreiben kann, ohne dass Olivia etwas merkt.«
    Er sah Bill an, der den Blick nicht von seinen Pflanzen hob. »Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für ein Monster, weil ich Frau und Familie betrüge.«
    »Nein, Sir. Sie haben sich verliebt, und es ist nicht ihre Schuld, dass sie auf der anderen Seite der Welt lebt. Wie Sie wissen« – Bill wandte sich Harry zu –, »war der Gedanke an meine Elsie das Einzige, was mich in Changi am Leben gehalten hat. Und wenn sie auf der anderen Seite der Welt wäre, würde ich dorthin gehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich bin natürlich nicht mit einer anderen Frau verheiratet, und auf mir lastet auch keine große Verantwortung wie auf Ihnen.« Bill kratzte sich am Kopf. »Schätze, diese Nachricht wird ein ganz schöner Schock sein für Ihre Familie. Besonders jetzt, wo Ihr Vater so krank ist. Sie haben alle die Tage bis zu Ihrer Rückkehr gezählt. Keine Ahnung, was geschieht, wenn Sie gehen und die Leitung des Guts nicht übernehmen, Sir.«
    »Hör auf, mich ›Sir‹ zu nennen, ja?«, sagte Harry verärgert. »Wenn wir allein sind, genügt ›Harry‹.« Er ließ den Kopf hängen. »Entschuldige, Bill. Wie du dir vorstellen kannst, bin ich im Moment ziemlich … nervös.«

    »Ja.«

Weitere Kostenlose Bücher