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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Bill seufzte. »In Ihrer Haut möchte ich nicht stecken, so viel steht fest. Jedenfalls habe ich kein Problem mit den Briefen. Aber ich muss Elsie einweihen, wenn sie zu uns geschickt werden.«
    Harry war entsetzt über diesen Gedanken, weil er wusste, wie nahe Elsie und Olivia sich standen. »Kann ich mich darauf verlassen, dass sie meiner Frau nichts verrät?«
    Bill nickte. »Wenn ich sie darum bitte, schon. Sie ist verschwiegen wie ein Grab.«
    »Das bringt sie in eine schwierige Lage, nicht wahr?«
    »Ja, aber daran lässt sich wohl nichts ändern. Und wenn ich das bemerken darf: Ich möchte nicht, dass sie denkt, diese Briefe wären an mich gerichtet und ich hätte mir in Thailand eine Freundin angelacht.«
    »Stimmt«, pflichtete Harry ihm bei. Er seufzte resigniert. »Wenn Elsie es erfahren muss, erfährt sie es eben. Außerdem hoffe ich, dass es nicht allzulange dauert, bis ich reinen Tisch machen kann. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte ich schon das Gefühl zu platzen, wenn ich es nicht bald tue.«
    Bill stieß einen Pfiff aus. »Wie gesagt, ich beneide Sie nicht. Sie muss es wirklich wert sein, diese Frau.«
    Harry stand auf. »Sie ist es, Bill. Ich gehe jetzt wieder zurück. Später komme ich noch mit einem Brief an Lidia und Geld für Briefmarken vorbei, damit du ihn für mich aufgeben kannst. Am besten wäre, du versteckst ihre Briefe unter den Orchideen dort.« Harry deutete auf einen Kasten.
    »Wenn Sie meinen.«
    »Gut. Danke, Bill. Wieder einmal bist du mein Retter in der Not.« Harry wandte sich zum Gehen.
    »Noch eins …«, begann Bill, und Harry drehte sich zu ihm um.
    »Natürlich, Bill. Du weißt, wie sehr ich deine Meinung
schätze. Obwohl nichts auf der Welt mich von meinem Entschluss abbringen kann.«
    »Das will ich gar nicht versuchen, weil ich sehe, dass es keinen Sinn hätte. Was Sie für sie empfinden, steht Ihnen ins Gesicht geschrieben.«
    »Dann raus mit der Sprache.«
    »Ich wollte nur sagen, dass ich eine Weile gebraucht habe, mich wieder hier einzugewöhnen. Die Gedanken an die Heimat haben mich in Asien überleben lassen, aber seit meiner Rückkehr« – Bill suchte nach den richtigen Worten –, »seit meiner Rückkehr fehlen mir die Dinge des merkwürdigen Lebens dort, besonders die Hitze, der Duft der Blumen und der blaue Himmel.«
    »Mir gehen diese Dinge auch ab, doch das ist es nicht, was mich dorthin zieht. Ich wünschte, es wäre so einfach«, fügte Harry mit einem Seufzen hinzu und verließ das Gewächshaus.
    Als Harry gegangen war, dachte Bill über das nach, was Harry gesagt hatte und wie er das Thema mit Elsie angehen solle. Er wusste, dass sie Olivia verehrte und sich nicht so ohne Weiteres darauf einlassen würde, sie zu betrügen. Und wenn Harry tatsächlich das tat, was er vorhatte, wusste Bill nicht, was aus dem Anwesen und ihnen allen werden würde.
    An jenem Abend erklärte Bill Elsie, dass sie ein Geheimnis bewahren müsse.
    »Natürlich verspreche ich dir, nichts zu verraten«, sagte sie, erstaunt über seinen besorgten Gesichtsausdruck. »Worum geht’s, Bill? Spuck’s aus.«
    Elsie reagierte mit schockierter Miene auf Bills Ausführungen. Erst nach ein paar Schrecksekunden fragte sie: »Du glaubst doch nicht, dass er das wirklich macht, oder?«
    »Doch.«

    »Das ist das Ende von Wharton Park. Und von uns. Wer soll das Gut leiten, wenn Master Harry geht? Wir haben keinen Ersatz für ihn, und von Miss Olivia weiß ich, dass es schlecht steht um Wharton. Wir brauchen Vorräte, die Maschinen sind veraltet, und im Gebäude müsste alles Mögliche repariert werden. «
    »Master Harry will Lord Crawford vorschlagen, das Anwesen einem Cousin zu vermachen, der ungefähr so alt ist wie Master Harry.«
    »Das wird nicht möglich sein. Er meint seinen Cousin Hugo, aber der ist vor ungefähr achtzehn Monaten in Nordafrika gefallen.« Elsie schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen außer ihm.«
    »Verstehe.« Bill nahm einen Schluck Tee. »Weiß Master Harry das?«
    »Nein. Das erzählt man jemandem, der gerade erst heimgekommen ist, nicht als Erstes. Außerdem hat Master Harry diesem Cousin anscheinend nie besonders nahe gestanden, was bedeutet, dass er sich wahrscheinlich nicht einmal nach ihm erkundigt hat. Aber wer weiß« – Elsies Miene hellte sich ein wenig auf – »vielleicht bringt diese Nachricht ihn dazu, seine Meinung zu ändern. Er würde doch sicher seinen schwerkranken Vater und seine Mutter nicht im Stich lassen, oder? Denn wenn Olivia das

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