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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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lebenslangen Traditionen und bringt das Mittagessen erst um halb zwei auf den Tisch.«
    »Ja, ich glaube, das mache ich.« Harry wollte allein sein, nicht um zu schlafen, sondern um nachzudenken.
    »Ich kann mir vorstellen, dass dir alles noch ziemlich fremd ist«, bemerkte Olivia. »Elsie sagt, Bill hat mit gewissen Dingen nach wie vor Schwierigkeiten, obwohl er seit über vier Monaten zu Hause ist.« Olivia küsste Harry sanft auf die Stirn.
»Ich will dich nicht drängen, Schatz, aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst.«
    »Danke.«
    Olivia nickte. »Ruh dich aus«, wiederholte sie, bevor sie das Zimmer verließ und nach unten ging, wo Adrienne auf sie wartete.
    »Ich habe uns Kaffee in die Bibliothek bringen lassen. Komm, chérie , schildere mir deinen ersten Eindruck von ihm.«
    Olivia folgte ihr in die Bibliothek, wo sie sich setzten. »Und?«, fragte Adrienne. »Er sieht sehr gut aus, findest du nicht?«
    »Ja, aber es ist genau so, wie Elsie es mir beschrieben hat: Sein Körper scheint hier angekommen zu sein, doch mit dem Kopf ist er woanders. Ich glaube, wir müssen Geduld haben und dürfen nicht zu viel von ihm erwarten.«
    »Wir alle.«
    »Ja. Aber ich bin auch nur ein Mensch, Adrienne, und ich hätte mir schon gewünscht, dass er mich in der wartenden Menge entdeckt, mir entgegenläuft und mich in die Arme nimmt. Einige der anderen Männer haben das gemacht.«
    »Du weißt, dass das nicht Harrys Art ist«, tröstete Adrienne sie. »Obwohl er ziemlich schockiert war, als er seinen Vater gesehen hat, n’est-ce pas ?«
    »Ja.«
    Adrienne schüttelte den Kopf. »Er weiß so wenig über das, was sich in den letzten vier Jahren hier abgespielt hat und was uns noch erwartet. Olivia, du und ich, wir haben uns bemüht, dieses Gut zu führen, aber wir brauchen Harry. Er sollte das Ruder so schnell wie möglich übernehmen.« Adrienne fuhr sich mit einer Hand durch die ergrauenden Haare. » Alors! Entscheidungen müssen getroffen werden, die nur Christopher
oder Harry treffen können. Und eigentlich möchte ich Christopher in seinem Zustand damit nicht belasten.«
    »Ich weiß, Adrienne. Gott sei Dank ist Harry wieder zu Hause, und zwar in einem Stück.«
    » Eh oui .« Adrienne hob die Tasse an den Mund. »Dafür müssen wir dankbar sein.«

42
    Adrienne fand, es sei warm genug, das Mittagessen auf der Terrasse einzunehmen, und Christopher bestand darauf, dass Sable zur Feier des Tages eine Flasche alten Champagner aus dem Keller holte. Mrs. Jenks übertraf sich selbst, indem sie von weiß Gott woher organisierten Lachs mit Harrys Lieblingssauce Béarnaise, neuen Kartoffeln und frischen grünen Bohnen aus dem Küchengarten auftrug.
    »Man hat mir gesagt, dass Soldaten nichts zu Schweres mögen, wenn sie heimkommen«, erklärte Mrs. Jenks mit vor Freude geröteten Wangen, als Harry sich nach dem Essen in der Küche für das Festmahl bedankte.
    Olivia gesellte sich zu ihm und schlug einen Spaziergang durch den Garten vor.
    Sie schlenderten gemächlich dahin, damit Harry sich wieder mit der Umgebung vertraut machen konnte. Selbst er musste zugeben, dass der Park herrlich aussah im sanften Licht der Maisonne.
    »Wharton Park war also zwei Jahre lang ein Lazarett?«, bemühte Harry sich, Konversation zu machen.
    »Ja. Wir hatten immer mehr als vierzig Offiziere gleichzeitig hier«, erklärte Olivia, während sie um den Springbrunnen herumwanderten, der seit der Verabschiedung eines Kriegsgesetzes
über die Rationierung von Wasser nicht mehr benutzt worden war. »In dem alten Gemäuer wimmelte es von Menschen, weil wir obendrein die Land Girls dahatten. Mrs. Jenks war ein Schatz: Ihre Erfahrung bei der Versorgung von großen Gruppen hat uns sehr geholfen.«
    »Wo hast du mit Vater und Mutter gewohnt?«
    »Im Ostflügel. Luxuriös ist es dort, wie du weißt, nicht gerade, aber wenigstens hatten wir einen Platz zum Schlafen. Dein Vater hat geschimpft wie ein Rohrspatz und den Offizieren den Marsch geblasen, wenn sie mit schmutzigen Stiefeln durchs Haus marschiert sind. Doch ehrlich gesagt, glaube ich, dass ihm die Zeit gefiel. So hatte er in der Genesungsphase immer jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte.«
    »Anscheinend warst du in meiner Abwesenheit mehr als beschäftigt.«
    »Das ging allen so. Ich muss dich warnen, das Gebäude ist dringend reparaturbedürftig. Die vielen Leute, die wir einquartieren mussten, haben die Mängel deutlich aufgezeigt. Du hast dir den richtigen

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