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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Vordermann bringen. Wir beschäftigen hundert Arbeiter, deren Lebensunterhalt von dir abhängt. Du wirst als Invalide aus dem Dienst entlassen. Dein Vater hat das für dich arrangiert. Darüber bist du sicher froh, n’est-ce pas ?«
    Harry ärgerte es, dass über seinen Kopf hinweg Entscheidungen für ihn getroffen wurden, weil er nach der langen Zeit im Gefängnis gerade erst wieder lernte, sie selbst zu fällen. Er hatte völlig vergessen, dass sein Leben ihm hier nicht allein gehörte.
    » Chéri , ich verstehe, wie du dich angesichts des schlechten Zustands deines Vaters fühlen musst. Wenigstens kannst du vor seinem Tod noch ein bisschen Zeit mit ihm verbringen. Olivia und ich werden dich bei der Bewältigung der schweren Aufgabe unterstützen. Die beste Entscheidung, die du je getroffen hast, war, sie zu heiraten. Ich kann sie nur immer wieder loben. Sie war magnifique , und ich weiß nicht, was wir in Wharton Park ohne sie getan hätten.«

    Die beste Entscheidung, die du je getroffen hast, Mutter, dachte Harry bitter.
    Er stand auf. »Entschuldige, Mutter, aber das ist alles ein ziemlicher Schock für mich. Ich brauche Zeit für mich allein und werde einen Spaziergang machen.«
    »Natürlich. Je suis désolée, chéri «, rief sie ihm nach, als er die Stufen in den Park hinuntereilte.
    Harry flüchtete vor der Vollkommenheit des mütterlichen Gartens und blieb erst stehen, als er die offenen Maisfelder erreichte.
    Dort sank er auf den Boden, schlug vor Frustration auf die nackte Erde ein und schrie Lidias Namen gen Himmel. Dann begann er, hemmungslos zu schluchzen.
    Als er sich halbwegs erholt hatte, drehte Harry sich auf den Rücken und blickte zum wolkenlosen Himmel empor.
    Er konnte immer noch … einfach … weglaufen …
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Wie sollte das gehen? Sein Vater würde bald sterben. Und nach allem, was seine Mutter und Olivia gesagt hatten, würde der Schock über Harrys Verschwinden seinen Tod beschleunigen.
    Er saß in der Falle. Jedenfalls bis zum Tod seines Vaters.
    Und danach?
    Konnte er es seiner verwitweten Mutter zumuten, das Anwesen allein zu führen? Olivia würde sicher nicht hierbleiben, wenn ihr Mann sie verließ. Adrienne käme nicht allein zurecht. Was bedeutete, dass er, wenn er sich der Verantwortung entzog, nicht nur Wharton Park dem Untergang weihte, sondern auch die treuen Arbeiter, deren Zukunft von ihm abhing.
    Vielleicht ließ sich das Gut verkaufen? Aber wer hatte jetzt nach dem Krieg die nötigen Mittel für den Erwerb? Außerdem würde es seiner Mutter nicht nur das Herz brechen; sie
würde sich auch mit Zähnen und Klauen dagegen wehren, weil sie ihr Leben Wharton Park gewidmet hatte.
    Die einzige andere Möglichkeit bestand darin, Lidia zu sich zu holen.
    Doch wie sollte das gehen? Wie konnte er sich von Olivia scheiden lassen nach allem, was sie für ihn, seine Eltern und Wharton Park getan hatte? Konnte er da einfach verkünden, dass eine junge Frau aus Thailand kommen und sie ersetzen würde?
    Dieser Gedanke war absurd. Lidia bedeutete ihm viel, aber als Herrin eines solchen Anwesens konnte er sie sich nicht vorstellen. Außerdem würde die Kälte sie umbringen. In England würde seine Treibhausblume welken und eingehen.
    Harry beobachtete, wie die Dämmerung hereinbrach. Mit dem Tageslicht schwand seine Hoffnung. Das Schicksal hatte sich gegen ihn verschworen.
    Er konnte Wharton Park nicht im Stich lassen. Nicht einmal für Lidia.
    Doch wie sollte er ihr sagen, dass nichts von dem eintreten würde, was er ihr versprochen hatte?
    Harry stand auf und ging niedergeschlagen durch die Felder zurück in den Park. Er hatte beschlossen, Lidia fürs Erste nur zu schreiben, sein Vater sei krank, weswegen seine Rückreise nach Bangkok sich verzögern würde. Die einzige ihr gegenüber gerechte Lösung – sie freizugeben – konnte er sich im Moment nicht vorstellen.
    Er öffnete die Tür zum Gewächshaus. Bill hatte bereits Feierabend gemacht. Auf dem Weg zu den Orchideen krampfte sich Harry die Brust zusammen, weil ihm der Duft von Lidia in die Nase stieg. Als er einen der Töpfe anhob, fand er darunter einen Umschlag, der von der Pflanze darüber ziemlich feucht war.

    Beim Anblick von Lidias kleiner, ordentlicher Schrift schnürte sich ihm die Kehle zu.
    Mein lieber Harry,
    ich bekomme Deinen Brief von Schiff. Er macht mich sehr glücklich. Du fehlst mir auch. Ich kann Deine Rückkehr kaum erwarten. Wenn ich traurig bin, denke ich an unsere

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