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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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soll ich hier machen, Harry? Wenn du im Krieg bist und dein Vater in London ist? Und die meisten jungen Männer des Guts auch nicht da sind? Wie soll ich Wharton Park allein verwalten?«
    »Du hast doch Olivia.«
    » Pouf! « Adrienne winkte ab. »Sie wird nicht bleiben, wenn der Krieg ausbricht. Warum sollte sie auch? Ich habe euch beobachtet, Harry. Sie liebt dich, aber du… scheinst dich nicht genauso für sie zu interessieren. Ja, ich habe sie hierher eingeladen, weil ich dachte, dass du sie auch attraktiv findest. Offenbar habe ich mich getäuscht. Sie ist nur deinetwegen da und wird wieder gehen, und dann bin ich allein.«
    Harry war bestürzt über ihren Ausbruch.
    »Du meinst, Olivia ist in mich verliebt?«, rief er erstaunt aus.
    »Natürlich! Merkst du das denn nicht? Sie ist so ein nettes Mädchen, klug und ungewöhnlich für eine Engländerin. Ja, ich hatte Pläne für dich … Weil du der Alleinerbe bist, und … oh!« Sie legte die Hände an ihre glühenden Wangen. »Es fällt mir schwer, das auszusprechen, aber falls du den Krieg nicht überlebst, gibt es keinen Erben für Wharton Park. Dann geht der Besitz an Hugo, den Neffen deines Vaters, und unsere Linie stirbt nach dreihundert Jahren aus.«
    »Gütiger Himmel!« Harry begann, das Glas Armagnac in der Hand, in der Bibliothek auf und ab zu marschieren. »Du hast recht. Wenn ich nicht zurückkomme, ist…« Er verstummte.
    »Harry, entschuldige. Ich bin heute Abend nicht ich selbst. Bitte verzeih mir, und vergiss, was ich gerade gesagt habe.«
    Er wandte sich ihr zu. »Es stimmt. Olivia ist wirklich ein nettes Mädchen; ich mag sie sehr. Genau wie du. Sie könnte dir Gesellschaft leisten, wenn …«

    »Nein, Harry! Vergiss es!«, rief Adrienne aus. »Ich habe zu viel erwartet. Ich dachte …«
    »Vielleicht waren deine Gedanken gar nicht so abwegig.« Harry nickte. » Mir als Mann fehlte offenbar die Sensibilität, die Zeichen richtig zu deuten.«
    »Mag sein, aber bitte vergiss nicht, dass Liebe sich nicht erzwingen lässt.« Adrienne senkte den Blick. »Ich habe Kopfschmerzen und muss mich hinlegen.«
    »Natürlich, Maman , es war ein schwieriger Tag für uns alle.«
    Adrienne ging zur Tür, wo sie sich noch einmal zu Harry umwandte. »Ich möchte nicht, dass du irgendetwas tust, das nicht deinen Gefühlen entspricht. Das ist nicht die französische Art und auch nicht die meine. Gute Nacht, mein Lieber. Hoffen wir auf ein besseres Morgen.«
    Als sie aus dem Zimmer war, schenkte Harry sich einen weiteren Armagnac ein und ließ sich zum besseren Nachdenken in den bequemen Ledersessel sinken.

19
    Am Morgen des 1. September 1939 hörten sie im Radio, dass Hitlers Truppen in Polen einmarschiert seien.
    Zwei Tage später, am Vorabend von Elsies und Bills Hochzeit, erklärte Chamberlain in einer Rede an die Nation, Großbritannien und Deutschland befänden sich jetzt im Krieg.
    Nun lag eine Atmosphäre der Anspannung in der Luft, die das gesamte Anwesen zu durchdringen schien. Am folgenden Morgen, als Olivia gerade ihre Koffer packte, klopfte es an der Tür.
    »Herein«, sagte sie.

    Harry trat ein. »Entschuldigung, wenn ich störe, Olivia, aber Sie sind doch zu Elsies Hochzeit eingeladen, oder?«
    »Ja«, antwortete sie kühl. Der Kriegsausbruch sowie Harrys zwiespältiges Verhalten hatten alle ihre romantischen Gefühle erstickt.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite? Ich könnte ein bisschen Aufmunterung gebrauchen. Ich mag Elsie und Bill sehr, und eine solche Feier scheint mir genau das Richtige zu sein.«
    Olivia sah ihn überrascht an. Ihr war klar, dass sie kaum nein sagen konnte. »Wenn Sie möchten. Die Feier beginnt um zwei Uhr nachmittags.«
    »Dann treffen wir uns um halb zwei unten in der Eingangshalle und gehen gemeinsam durch den Park zur Kirche.« Er schaute zu dem Koffer, der auf dem Bett lag. »Sie packen?«
    Olivia nickte. »Ja, ich fahre morgen zu meinen Eltern nach Surrey. Anschließend möchte ich nach London, um mich bei den Wrens zu melden. Ich hoffe, die Marine nimmt mich.«
    »Sehr schön, Olivia. Doch Sie werden uns fehlen.«
    »Das bezweifle ich«, widersprach Olivia.
    »Ich versichere Ihnen, wir wären alle traurig über Ihre Abreise. Bis um halb zwei dann?«
    »Ja.« Sie nickte und widmete sich wieder ihrem Koffer. Olivia fand Harrys Verhalten höchst verwirrend.
     
    Olivia und Harry beobachteten vom hinteren Teil der Kirche aus, wie Elsie, in ihrem hübschen Spitzenkleid vor Stolz und Glück strahlend, den

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