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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Schauspieler.“
    „Ich habe alles begriffen. Es hängt alles miteinander zusammen. Ich weiß jetzt, was Rafael vorhat.“
    „Soll ich dir jetzt die Ohren lang ziehen, oder was?“
    Sam lachte. „Zieh dich für unser nächstes nächtliches Rendezvous im Heim um. Ich erzähl dir dann alles auf dem Weg dorthin.“
    Kurz vor acht standen Sam und Juri wartend vor der hohen Mauer, an die sie eine große Bambusleiter gelehnt hatten, und zogen sich dicke Bauhandschuhe über ihre zerschnittenen Hände. Von Nathalia war nichts zu sehen.
    „Die Kolumbianer sind immer unpünktlich.“
    „Woher weißt du das denn?“, fragte Sam skeptisch.
    „Na, ich hab inzwischen so meine Erfahrungen gemacht.“
    „Ich frag lieber nicht näher nach.“
    Juri grinste frech und Sam war klar, dass Juri sich auf ein bestimmtes Geschlecht der Kolumbianer bezog.
    Es war bereits zwanzig nach acht. Die Zeit lief ihnen davon und Sam wurde langsam nervös. Was war, wenn Nathalia nicht kam. Wie sollten sie dann Lea, die in vierzig Minuten ihren letzten Atemzug machen sollte, helfen? Endlich tauchte ein kleiner Motorroller auf. Eine zierliche Gestalt stieg ab, kletterte etwas unbeholfen über den am Boden liegenden Stacheldrahtzaun und kam langsam durch das hohe Gestrüpp auf die beiden zu.
    „Sie sind zu spät“, sagte Sam leicht genervt, als Nathalia vor ihm stand. Sie zuckte nur mit den Schultern und legte ihren Helm auf dem Boden.
    „Die scheint den Ernst der Lage überhaupt nicht zu begreifen“, schimpfte er vor sich hin und begann die wackelige Leiter hochzuklettern. Auf dem Grundstück unter ihm war alles ruhig. Von hier oben hatte er einen direkten Einblick in Leas Zimmer. Fast wäre er vor Schreck wieder rückwärts von der Leiter gefallen. Das Zimmer war leer. „Scheiße, scheiße, scheiße!“, fluchte er.
    „Was ist denn?“ Juri hielt die Leiter unten fest und sah zu Sam hoch.
    „Sie ist weg. Sie haben sie schon weggebracht.“
    „Okay, dann los. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“
    Juri schob Nathalia auf die Leiter und erfreute sich einen Augenblick an dem kleinen Hintern, der sich vor ihm nach oben bewegte, auf die Mauer kraxelte und dort in der Hocke sitzen blieb.
    Juri schloss auf, sprang gekonnt auf der anderen Seite runter und fing Nathalia, die sich in seine Arme fallen ließ, sicher auf.
    Sam schob indessen das Fenster auf, das seit gestern Nacht glücklicherweise keiner verschlossen hatte, und kletterte ins Zimmer.
    „Okay, Nathalia, wo hat er Lea hingebracht? Wo kann man hier operieren?“
    Nathalia sah ihn verwundert an. „Operieren?“ Sie schüttelte den Kopf. „Vielleicht in der Pathologie unten, aber wen und warum sollte er denn hier operieren?“
    Sam antwortete ihr nicht. Sie würde es schon selbst früh genug erfahren. Er öffnete die Tür. Niemand war zu sehen, aber das Licht war an. Das bedeutete, dass irgendjemand vor kurzem über den Gang gegangen war. Sie liefen zum Fahrstuhl, als jemand hinter ihnen rief: „Hey, was machen Sie hier?“ Der Pfleger, ein kleiner stämmiger junger Mann kam entschlossen auf sie zu.
    Hinter ihm tauchte eine Schwester auf. Als sie die drei Eindringlinge sah, verschwand sie eiligst wieder im Schwesternzimmer.
      Ohne zu zögern, lief Juri auf den Pfleger zu, der wohl nicht mit dieser unvermittelten Eigeninitiative gerechnet hatte und vor Schreck stehen blieb. Juri holte aus. Der Faustschlag traf den Pfleger mitten im Gesicht. Er brach sofort zusammen und blieb reglos auf dem Boden liegen. Juri rannte weiter hinter der Schwester her.
    Sam und Nathalia hörten noch einen Schrei und ein Glas, das zu Bruch ging, bevor sie in den Fahrstuhl traten und in den Keller fuhren. Hier unten war alles dunkel. Erst als sie im Gang standen, ging das Licht auch hier automatisch an. Aber in der Pathologie war niemand, wie Nathalia angenommen und Sam gehofft hatte.
    „Denk nach Nathalia, was gibt es hier noch für Räume?“ Doch zu Sams Verzweiflung schüttelte die junge Frau nur wieder den Kopf. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Wand. Er war sich so sicher gewesen, dass er Rafael in flagranti erwischen würde und jetzt stand er da wie ein Idiot.
    Juri war zu ihnen aufgeschlossen und sah Sam fragend an.
    „Nichts, oder was?“
    „Nichts“, bestätigte Sam und dann sah er zu Juris Füßen Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit. Er folgte den Tropfen, die in den hinteren Teil des Traktes führten, bis zu einer weiteren Tür.
    „Was ist hier drin?“
    „Allá están los

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