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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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heutigen Tag Lea das Leben gerettet und sicherlich auch noch einigen derzeitigen und zukünftigen Patienten in dem Haus des Vergessenen. Nur der Mörder, den sie suchten, wegen dem er eigentlich nach Kolumbien gereist war, lief immer noch frei herum. Aber Sam hatte schon eine leise Ahnung, wo er ihn finden könnte.
     
     

61.
     
     
     
    Lea sah sich blinzelnd im Raum um. Das Licht drang wie Nadeln in ihre Augen ein. Sie schloss sie schnell wieder und lauschte der angenehmen Stimme des Fremden, der sich in einer anderen Sprache mit jemandem unterhielt. Sie hatte ihn nicht das erste Mal gehört. Immer wenn ihr Bewusstsein an die Oberfläche gedrungen war, hatte sie seine Gegenwart gespürt.
    Eine Schwester trat an ihr Bett und beugte sich über sie. „Ich glaube sie ist wach“, sagte sie.
    Ein Glück, dachte Lea, sie haben doch kapiert, dass ich nicht hirntot bin. Oder hatte sie das alles nur halluziniert? Rafael fiel ihr wieder ein. Er hatte mit ihr gesprochen, sich von ihr verabschiedet, weil er dachte, sie wäre tot. Wie konnte er bloß gedacht haben, dass sie tot wäre? Er war Arzt. Hatte er denn nicht ihren Puls gefühlt? Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel.
    „Lea?! Sie müssen nicht weinen. Sie liegen jetzt in der Clínica Medellin und sind in Sicherheit.“
    Lea hob langsam ihre Hand. Sie brauchte dringend menschlichen Kontakt. Eine warme weiche Hand umschloss die ihre und wieder kullerte eine Träne an ihrer Schläfe hinunter.
    „Ich muss dringend mit Ihnen reden. Sie brauchen nicht zu antworten. Drücken Sie bei ,Ja’ einmal, bei ,Nein’ zweimal. Haben Sie mich verstanden?“
    Lea drückte einmal zu.
    „Okay. Ich habe ein paar Fragen zu Aleida.“ Sam überlegte, wie er am besten und schnellsten befriedigende Antworten bekam. „Hatte Aleida besonderen Kontakt. Nein anders … Gab es in Aleidas Leben einen Menschen, dem sie sehr nahe stand?“
    Lea drückte einmal seine Hand.
    „Wer? Ich meine, hatte sie Kinder?“
    Einmal stark, einmal schwach. Sam überlegte, ob das Absicht oder Zufall war?
    „Keine eigenen Kinder? Aber da war jemand. Hatte sie Geschwister?“
    Wieder wurde seine Hand nur einmal gedrückt. Sam sah auf die schlanken Finger, die seine Hand umschlossen.
    „Gut. Na ja, ich geh mal davon aus, dass sie eh kein Einzelkind war. Fünf Geschwister zu haben ist hier anscheinend normal, habe ich mir sagen lassen.“ Sam merkte, dass er viel zu laut dachte, und damit Lea vielleicht durcheinanderbrachte. „Hat sie eine Schwester, zu der sie ein sehr inniges Verhältnis hatte?“
    Einmal drückte Lea zu. „Wohnt sie hier irgendwo? Ich meine in Medellin?“
    Wieder einmal.
    „Hat diese Schwester Kinder?“
    Wieder einmal.
    „Gibt es darunter ein Kind, das ungefähr im Alter von 27 Jahren ist?“
    Lea reagierte erst nicht. Dann drückte sie einmal zu.
    „Danke. Ich hoffe, Sie sind morgen etwas fitter. Ich würde Sie nämlich gerne zum Essen einladen.“  Sam bildete sich ein, dass ein leichtes Lächeln auf Leas Lippen zu sehen war. Er verabschiedete sich von ihr und verließ mit Juri das Zimmer.
    „Also ganz ehrlich. Wenn ich eine Frau wäre, ich würde mich sofort in dich verlieben. Die lassen sich in deiner Hand formen wie Zimtschnecken vom Bäcker.“
    Sam blieb stehen und sah Juri amüsiert an. „Was für ein Vergleich ist das denn?“
    „Ich liebe Zimtschnecken. Okay, Spaß beiseite, erzähl mir jetzt mal bitte, wie du auf Aleida, das verstorbene Hausmädchen der Rodriguez und den siebenundzwanzigjährigen Verwandten von ihr gekommen bist?“
     
    Die Clínica Medellín war um diese Zeit sehr belebt. Familienangehörige saßen auf langen Sitzreihen vor den Türen der Operationssäle und warteten auf Informationen von den behandelnden Ärzten. Andere gingen zu ihren Arztterminen, andere wiederum waren nur zu Besuch hier, wie ein junger blonder gut aussehender Mann, der lässig an einer Wand lehnte und Sam und Juri aus sicherer Entfernung beobachtete. Aber nicht nur wegen der beiden war er hier, sondern wegen eines Patienten, der ihm besonders am Herzen lag. Als Sam und Juri außer Sichtweite waren, betrat er das Zimmer von Lea.
     
    Sam und Juri gönnten sich eine kleine Stärkung und kauften sich ein paar Empanadas mit Fleisch gefüllt, die sie gleich auf dem Parkplatz des Krankenhauses vertilgten.
    Sam erklärte kauend, dass Rafael Aleida ganz am Anfang zwei Mal erwähnt hatte. Sie wäre die Einzige gewesen, die in seine Beziehungen eingeweiht worden war. Da die

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