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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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habe das Gefühl, verrückt zu werden. Die Situation ist unerträglich. Ich fühle mich irgendwie schuldig, weil ich meine Frau mit nach Barcelona genommen habe.“
    „Und eigentlich hatten Sie das gar nicht vor, nicht wahr?“
    Juri sah auf und Dr. Rewe stellte das Glas ab. Niemandem im Raum war der lauernde Unterton von Sam entgangen.
    „Ich dachte, es würde unserer Ehe guttun.“ Dr. Rewe schenkte sich noch einmal nach. „Wollen Sie mir irgendetwas unterstellen?“
    „Wir haben erfahren, dass Sie sich in Ihren Urlauben gerne mal Prostituierte aufs Zimmer bestellt haben.“
    „Es geht Sie doch nun wirklich nichts an, was ich in meiner Freizeit mache, meine Herren. Das ist ja unglaublich.“ Der Arzt mimte den Empörten. „Vor allem, was hat das mit dem Mord an meiner Frau zu tun? Seien Sie ehrlich, Sie haben überhaupt keinen Plan, sind keinen Schritt weiter und wollen mir, dem Nächstbesten, irgendetwas anhängen, weil Sie den Fall zu den Akten legen möchten und nach Hause zu Ihren Frauen und Kindern wollen.“ Dr. Rewe lachte höhnisch.
    „Es gibt da so ein paar Ungereimtheiten, was Ihre Person angeht …“, begann Sam, ohne auf die Anschuldigungen einzugehen. „Sagten Sie nicht, Sie waren zwei Stunden mit einem Kollegen essen? So etwa zwischen drei und fünf Uhr?“
    Dr. Rewe gefror das Lachen plötzlich im Gesicht. Er wurde ernst und massierte sich den Nacken. „Habe ich das gesagt?“
    „Soll ich Ihnen Ihre eigene Aussage noch einmal vorlesen?“ Sam begann, den Ordner zu öffnen und die Blätter hin und her zu schieben.
    „Nicht nötig“, lenkte der Arzt ein. „Na schön, dann war ich eben nicht so lange mit ihm essen. Und?
    „Und?“ Sams Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. „Sie scheinen den Ernst der Lage nicht ganz zu begreifen. Wo waren Sie danach?“, fragte er scharf.
    „Unterwegs.“
    „Unterwegs?“, wiederholte Sam und sah den Mann an, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank.
    Juri war jetzt aufgestanden. Dr. Rewe hatte es mit seiner herablassenden Art zu weit getrieben und er kannte Sam, wenn er wütend wurde. „Ziehen Sie sich eine Jacke an. Wir fahren zum Revier, Dr. Rewe.“
    Der Arzt hob die Hände als Zeichen seiner Ergebung. „Ist ja gut.“ Er setzte das Glas erneut an und leerte es dieses Mal in einem Zug. Seine Augen waren inzwischen glasig, sein Ton leicht lallend. „Ich habe mich danach mit einer Frau getroffen. Sind Sie jetzt zufrieden?“
    Juri und Sam tauschten wieder Blicke aus.
    „Wie heißt die Frau?“, fragte Juri.
    „Saida“, antwortete Dr. Rewe leise.
    „Und weiter.“
    „Das werden Sie mir jetzt sicher nicht glauben. Aber ich weiß es nicht. Ich habe nur eine Nummer von ihr. Sie ist eine Professionelle. Immer wenn ich nach Barcelona fahre, rufe ich sie an“, erklärte er mit Verzweiflung in der Stimme, als er die misstrauischen Blicke der beiden Polizisten sah.
    „Vor einer Minute sagten Sie mir noch, dass Sie Ihre Frau mitgenommen haben, weil Sie dachten, es würde Ihrer eingerosteten Ehe guttun. Und jetzt erzählen Sie mir, Sie haben sich mit einer anderen Frau getroffen, während Ihre Frau allein im Hotelzimmer saß? Kommen Sie, Dr. Rewe, geben Sie sich bisschen mehr Mühe.“ Sam war laut geworden. Er hasste nichts mehr, als wenn er für dumm verkauft wurde. „Erzählen Sie uns, was wirklich passiert ist zwischen vier und sechs Uhr nachmittags.“
    Der Arzt wischte sich unbeholfen mit dem Handrücken über den Mund. Sein Lallen war jetzt stärker geworden.„Ich … ich hatte mich seit drei Wochen auf diese Reise gefreut.“ Ein Leuchten flackerte in den Augen des Mannes auf. „Und dann …“
    „Kam Ihre Frau dazwischen und wollte mit“, warf Sam ungerührt ein.
    Dr. Rewe griff sich wieder an seinen Nacken und atmete laut aus. „Diese Frau ist einfach einzigartig. Sie macht eben Dinge, die meine Frau strikt abgelehnt hat.“ Er verdrehte die Augen. „Ach, was sage ich, sie wurde geradezu hysterisch, als ich ihr von meinen Vorlieben erzählte.“
    „Welche Vorlieben sind denn das?“ Sam hatte die verschiedensten Bilder vor Augen, von Auspeitschen in Lack und Leder bis zu Nadeln durch die Brustwarzen stecken, aber als Dennis Rewe von seiner besonderen Vorliebe erzählte, zog sich doch etwas in seinem Unterleib zusammen.
    Saida war eine Domina, die sich auf Harnröhrenerweiterung spezialisiert hatte.
    Auch Juri hatte bei den Schilderungen die Luft angehalten und es im Stillen mit mittelalterlichen Foltermethoden verglichen. Er

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