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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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schrieb sich nun die spanische Nummer der Frau auf, während er immer wieder zu Sam rübersah.
    „Wir werden das überprüfen“, sagte Sam, während er wieder das Vibrieren seines Handys in seiner Tasche spürte. Er ignorierte es und überlegte, was er Dr. Rewe unbedingt noch hatte fragen wollen, als Juri ihm zuvorkam.
    „Wer hat von Ihrem Treffen gewusst. Ich meine, Sie haben doch Ihr Date organisieren müssen. Was haben Sie Ihrer Frau erzählt?“
    „Dass ich ein paar Geschäftstreffen habe und erst am frühen Abend zurück sein würde.“
    „Und wann genau haben Sie Ihr das gesagt?“
    „Ach du liebe Zeit. Das weiß ich doch jetzt nicht mehr.“ Dr. Rewe tippte sich an die Stirn, als würde es seiner Erinnerung helfen. Er hielt sich leicht schwankend am Tresen fest und setzte sich schließlich neben Juri auf einen Barhocker.
    „Na ja, vor der Reise, im Flugzeug, auf dem Hotelzimmer, per SMS … denken Sie nach“, bohrte Juri weiter.
    Sams Handy vibrierte weiter, bis er sich doch entschied, den Anruf entgegenzunehmen. Er stand auf, um auf die Terrasse zu gehen. „Entschuldigen Sie mich.“ Plötzlich fiel ihm seine Frage wieder ein. „Ach, hat sich eigentlich inzwischen Ihre Zimmerkarte wieder angefunden?“
    Dr. Rewe beantwortete die Frage kopfschüttelnd und senkte dann den Blick auf seine gegeneinander reibenden Fingerkuppen.
    Zu Sams Überraschung war Nicki Hörner am Apparat, die ihm schluchzend erklärte, dass ihre Freundin Jasmin eine Internetbekanntschaft gehabt hatte. Auf ihrer Mailbox war eine Nachricht von Jasmin gewesen, die sie aber gerade eben erst abgehört hatte. Darauf hatte sich ihre Freundin aufgeregt angehört und hatte wissen wollen, ob Nicki irgendjemandem gegenüber ihre Reise nach Barcelona erwähnt hätte, oder ob ihr jemand an ihrem Geburtstag im Café aufgefallen sei. Sie sollte sie unbedingt zurückrufen.
    Nicki bestätigte Sam, dass sie an dem Geburtstag ihrer Freundin einen Mann mit einer Zeitung bemerkt hätte, der zwei Tische weiter gesessen und eine halbe Stunde oder länger auf ein und dieselbe Seite gestarrt hatte.
    Juri hatte offensichtlich richtig beobachtet. Jasmin hatte entweder, kurz bevor sie in den Fahrstuhl getreten war oder kurz danach telefoniert. Er musste sich die Aufzeichnungen noch einmal dazu ansehen.
     
    Dr. Rewe hatte den Laptop seiner Frau den beiden Beamten ohne Murren ausgehändigt und dieser stand nun auf Juris Schreibtisch und wartete darauf, dass man ihm sein kleines Geheimnis entlockte.
    Vom Bildschirmschoner lächelte ihnen eine glückliche Familie entgegen. Eine Familie, die es so nicht mehr geben würde, dachte Sam, während Juri von Ordner zu Ordner sprang, Dateien und Fotoalben öffnete, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das sie in der Sache Internetbekanntschaft weiterbrachte. Im Download wurde er schließlich fündig: ein abgespeicherter Chat mit dem Datum von vor einem Monat. Er druckte ihn aus und schob ihn zu Sam, der gedankenverloren neben ihm am Tisch saß und sich vorstellte, wie Dr. Rewe sich eine ein Zentimeter dicke Sonde bis zum Anschlag in die Harnröhre schieben ließ und dabei zum Höhepunkt kam.
    „Na, du denkst gerade an die spanische Domina und Dr. Rewes perverse Sexpraktiken. Stimmt’s?“, stellte Juri mit einem Blick in Sams schmerzverzerrtes Gesicht fest.
    „Kannst du Gedanken lesen?“
    „Deine Gesichtszüge waren gerade ziemlich angespannt, da dachte ich, es kann sich nur um die bildhafte Vorstellung von urologischen Spielchen handeln.“
    Sam schüttelte sich und begann zu lesen:
    Picasso: Hi
    Sonnenschein: Hi
    Picasso: Schön, dass du kommen konntest.
    Sonnenschein: Ich sagte ja, ich versuche es .
    Picasso: Ich habe gestern Nacht darüber nachgedacht, was hier mit uns passiert. Ich fühle, dass wir auf einer Ebene sind und das hat … wie soll ich sagen, ziemlich starke          Gefühle bei mir geweckt. Gefühle, die ich schon lange nicht mehr hatte.
    Sonnenschein: Ich weiß. Mir geht es nicht anders.
    Picasso: Ist dir klar, dass das hier der Anfang einer großen Liebe sein könnte? Das werden wir aber erst wissen, wenn wir den nächsten Schritt wagen. Den Schritt aus der Virtualität.
    Sonnenschein: Hm. Ich weiß nicht. Und was ist, wenn deine oder meine Erwartungen nicht erfüllt werden?
    Picasso: Wir sind beide zu lange durch die Wüste gegangen, ohne Wasser. Wir sind ausgetrocknet. Es wird Zeit, die Pflänzchen zu gießen.
    Sonnenschein: Wir sollten nichts übereilen.
    Picasso: Du versteckst

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