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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Verdächtiger weg.
    Sam hielt das Foto des Mannes in der Hand, der Jasmin Rewe ins Hotel gefolgt war. Den Mann, mit dem sie laut Nicki Hörner nur gechattet und den sie nie getroffen hatte. Doch wenn sie die Beziehung sowieso hatte beenden wollen, würde sie ihm wohl kaum erzählt haben, dass sie nach Barcelona fahren wollte.
    In dem Moment rief Juri ihn aus dem Café an. Die Kellnerin konnte sich sehr gut an den Mann mit der Mütze erinnern, weil er sehr geschwitzt, nur einen Cappuccino in drei Stunden getrunken und kein Trinkgeld gegeben hatte. Sie hatte ihn auf dem Foto aus der Lobby wiedererkannt.
    Somit war zumindest schon einmal geklärt, woher Jens Wimmer gewusst hatte, dass die Rewes nach Barcelona reisen und in welchem Hotel sie absteigen würden.
    „Ich habe auch schon mit Dr. Rewe gesprochen. Niemand aus seiner Familie hat jemals gesundheitliche Probleme, geschweige denn eine Organtransplantation gehabt. Er war mal wieder ziemlich sprachlos über unsere äußerst fragwürdigen Verdächtigungen und Theorien, wie er sich ausdrückte. Aber bevor er ausfallend werden konnte, habe ich aufgelegt“, sagte Juri und Sam ahnte, dass sein Partner dabei grinste. „Bin gleich bei dir, dann checke ich weiter die Kontaktseiten. Allerdings gibt es viele ohne Fotos, die mit Gehältern und Berufen locken. Da kann der Pöbel dann Kontakt zur Elite aufnehmen.“
    Erneut stieg in Sam dieses Gefühl hoch, das er schon am Abend zuvor gehabt hatte. Sie gruben an der falschen Stelle. Und als hätte er es geahnt, klingelte sein Handy und sämtliche Spekulationen, Theorien und Überlegungen zu dem Fall Jasmin Rewe waren mit einem Mal null und nichtig.
     
     

1952
     
     
     
    ARGENTINIEN   Heinrich untersuchte und säuberte die entzündete Blinddarmnarbe, aus der der Eiter quoll, während der kleine Junge sich im Fieberwahn hin- und herwarf. Hinter ihm klagte die Bäuerin und der Bauer beobachtete jede seiner Handbewegungen mit Argwohn. Er wich dem Blick des Bauern aus und packte seine Sachen zusammen. Hier gab es nicht mehr viel zu tun. Der Junge würde die Nacht nicht überleben.
    „Sie sind schuld“, sagte der Bauer und drückte Heinrich gegen die Wand. „Sie sind ein Stümper. Wenn mein Sohn stirbt, so Gnade Ihnen Gott.“
    Heinrich befreite sich aus dem festen Griff des Mannes und lief schnell die Treppen runter, raus aus dem Haus. Mit zitternden Händen machte er sein Pferd los, schwang sich in den Sattel und galoppierte davon.
    Er war eine Stunde geritten, als er den letzten Berg überquerte, der ihn von seiner Hazienda trennte. In der Ferne sah er eine Staubwolke direkt auf sein kleines Land zukommen. Seit er sich hier niedergelassen hatte, war niemand zu Besuch gekommen. Die Bauern, die er in der unmittelbaren Gegend medizinisch versorgte, hatten keine Autos, sie kamen mit Pferdegespannen oder zu Fuß. Er war wohl nicht vorsichtig genug gewesen. Außerdem hatten sich die Todesfälle nach Infektionen bei jungen Mädchen und Frauen gehäuft, dazu kam noch diese misslungene Blinddarmoperation bei dem kleinen Jungen. Die Beschreibung im Buch war einfach schlecht gewesen und er hatte plötzlich den ganzen Darm auf dem Tisch liegen gehabt. Vor lauter Panik hatte er das Kind einfach wieder zugenäht und dabei war wohl irgendetwas schief gelaufen. Wahrscheinlich war der Blinddarm dann doch geplatzt.
    Er stieg von seinem Pferd ab, versteckte sich hinter einem Busch und beobachtete, wie zwei Männer aus dem Wagen stiegen und in sein Haus gingen.
    Erst als es langsam dunkel wurde, kamen sie wieder heraus und fuhren davon.
    Schon seit einer Weile rechnete er damit, dass sie ihn bald finden würden. Immer wieder las man davon, dass der israelische Geheimdienst seine Fühler nach Südamerika ausgestreckt hatte. Nun war der Tag gekommen. Es war Zeit, die Zelte hier abzubrechen. Seine Tochter würde er zurück nach Deutschland zu ihrer Mutter schicken und die Hausangestellte, die ein Kind von ihm erwartete, würde er zurücklassen. Es war besser allein zu reisen, unauffälliger, als mit einem schwangeren und dazu noch dunkelrassigen Anhängsel. Damit hatte er eh einen großen Fehler begannen, nämlich seinen Orden verraten. Natürlich hatte er niemals damit gerechnet, dass der Orden wieder aufleben würde. Erst letzte Woche war Post aus Brasilien gekommen. Er wurde erwartet.
     
     

13.
     
     
     
    PARIS   Der Mord in Paris warf auf der einen Seite Sams gesamte Überlegungen und Theorien über den Haufen, auf der anderen Seite

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