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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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war nicht Sams Intention gewesen, sich ins Spiel zu bringen, deshalb sagte er nur knapp. „Die Zeit heilt, glauben Sie mir.“ Er wollte nicht unsensibel erscheinen und doch brannte ihm die eine Frage auf der Zunge. „Dr. Steiner, Sie erwähnten vorhin Transplantation.“
    „Ja? Sagte ich das?“ Der Arzt überlegte und kratzte sich am Kopf, als der Manager an der Rezeption sein Bedauern ausdrückte und Harry Steiner ein neues Zimmer im fünften Stock zuwies.
    Als sie zurück zu den Fahrstühlen gingen, musste Sam den Arzt immer wieder stützen.
    „Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein … Mit der Transplantation von Netzhautzellen besteht heutzutage die Möglichkeit, einen Patienten von dem Verlust der Sehschärfe zu bewahren.“
    „Sie führen also auch Transplantationen durch?“, fragte Sam überrascht.
    „Gelegentlich.“
    „Woher stammen dann die sogenannten Teile oder Organe?“
    „Von Toten, aber einige Zellen werden heute schon im Labor hergestellt.“
    Sie hatten das Zimmer 505 erreicht. Sam hielt Steiner die Tür auf, führte ihn zum Bett und half ihm dabei, die Schuhe auszuziehen. Anschließend rief er nach einem Arzt, der dafür sorgen sollte, dass der Mann erst einmal schlafen konnte.
    „Sie sind aber nicht in der Forschung tätig, oder?“
    „Nein.“
    „Waren es auch früher nicht?“
    Harry Steiner antwortete nur mit einem Kopfschütteln und sah dabei aus wie eine traurige Bulldogge. „Was soll ich nur ohne meine Katarin machen? Sie war mein Leben, mein Licht, mein Alles.“
    „Legen Sie sich hin, Dr. Steiner. Schließen Sie die Augen und versuchen Sie zu schlafen.“
    Harry Steiner tat wie ihm geheißen und ließ sich schwerfällig in die Kissen sinken.
    „Soll ich irgendjemanden für Sie anrufen?“
    Harry Steiner sah Sam plötzlich mit panikerfülltem Blick an. „Nein, nein. Ich bin okay. Danke. Sollte mir noch etwas einfallen, melde ich mich bei Ihnen. Lassen Sie mir nur Ihre Nummer da.“ Er zeigte auf das Nachttischchen und schloss wieder die Augen.
    Sam beschwerte seine Karte mit dem Telefon und verließ leise das Zimmer. Er holte sein Handy aus der Tasche und drückte auf die erste gespeicherte Nummer.
    „Gut, dass du anrufst, Sam. Wir haben unseren Picasso gefunden“, sagte Juri euphorisch und Sam konnte hören, wie stolz sein Partner war. Doch ihm spukten ganz andere Gedanken im Kopf herum. Ein Serienmörder tötete selten so kurz hintereinander. Außerdem fuhr der Täter von Stadt zu Stadt, um dieselbe Handschrift zu hinterlegen. Sorge bereitete Sam nicht nur der Zeitfaktor, sondern auch, dass alles fein säuberlich geplant war. Der Mann war sehr organisiert, was ihn umso gefährlicher machte. Er könnte schon morgen oder übermorgen wieder zuschlagen. Die Frage war nur wo. Wieder auf einem Kongress? Und welches Paar würde es dieses Mal treffen.
    „Sam? Hey, hörst du mir überhaupt zu?“
    „Ja, natürlich höre ich dir zu. Ihr habt die Kontaktseite gefunden und setzt die Geschäftsführung unter Druck, den richtigen Namen von Picasso herauszugeben.“
    „Leider ist es schon zu spät, aber …“
    „Juri finde so schnell wie möglich heraus, in welchen Städten in nächster Zeit Ärztekongresse stattfinden. Es eilt, hörst du. Alles andere erzähle ich dir, wenn wir uns sehen.“ Sie hatten keine Zeit, die Polizei arbeitete zu langsam, um bei dem Tempo dieses Täters mitzuhalten. Sam lief es kalt den Rücken runter und er spürte seine Ohnmacht. Im Fahrstuhl traf er wieder auf Mathis Germain, der ihn stirnrunzelnd ansah. „Mon ami, Sie sehen etwas mitgenommen aus. Kommen Sie, ich lade Sie zu einen Kaffee ein.“
    Sam gab ein gequältes Lächeln von sich.
    „Setzen Sie sich nicht unter Druck, Sie werden das, was noch kommen wird, nicht aufhalten können. Aber eines ist sicher, Sie sind nicht allein, Sam. Die Polizei in Barcelona arbeitet an dem einen Fall und wir arbeiten an dem anderen. Und ich bin sicher, wir haben bald noch ein paar weitere Kollegen, die mitspielen dürfen.“ Er schlug Sam freundschaftlich auf die Schulter, um ihn zu ermutigen. „Er wird einen Fehler machen, wenn er den nicht schon gemacht hat. Es gibt jede Menge Fingerabdrücke in dem Zimmer.“
    „Es gab auch eine Menge Gäste dort. Sie glauben doch nicht, dass hinter jedem Gast die Lichtschalter geputzt werden.“
    „Warten wir es ab.“ Mathis zwinkerte Sam zu und wieder kam in ihm das Gefühl auf, dass Germain irgendetwas wusste oder vielleicht auch nur ahnte, was er ihm bisher nicht

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