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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Allgemeinen in Rom, Endokrinologie, Gynäkologische Onkologie, Minimalinvasive Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Endoprothetik und alle in anderen Städten. Allein in Deutschland ist fast alle drei Tage ein Kongress. Das ist das, was ich bisher gefunden habe. Wenn ich noch genauer suche, wird die Liste mit Sicherheit länger, Sam.“
     
    Sam stand noch eine Weile auf einer Brücke und betrachtete die tanzenden Reflexe der Straßenlaternen auf dem Wasser. Der Regen erzeugte eine pockennarbige Oberfläche und Sam war inzwischen vollkommen durchnässt. Er strich sich das triefende Haar nach hinten und legte einen Schritt zu. Es war Zeit ins Bett zu kommen. Wirbelsäule, Haut … auf was könnte der Mörder es als Nächstes abgesehen haben? Innere Organe, Augen, Extremitäten? Gab es überhaupt ein Muster? Wie konnte er das nächste Opfer, wenn es eines gab, schützen? Die Frage war leicht zu beantworten und sie lautete: gar nicht! Dafür gab es viel zu viele potenzielle Opfer. Sam wollte es sich nicht eingestehen, aber der Fall war beängstigend, weil der Täter in kein richtiges Profil hineinpasste. Er war nicht sexuell motiviert, handelte nicht aus wahnhaft-religiösen Gründen, war weder impulsiv, noch tötete er im Affekt. Seine Morde waren wie eine kleine Inszenierung, die von langer Hand geplant worden war. Fragte sich nur, für wen er seine kleinen Stücke und seine Botschaften schrieb?
     
     

16.
     
     
     
    VENEDIG  Die bronzenen Riesen schlugen auf ohrenbetäubende Weise vier Uhr. Für einen kurzen Moment schienen die Menschen in ihren Bewegungen innezuhalten, als hätte man die Zeit gestoppt. Der „schönste Festsaal Europas“, so hatte Napoleon die Piazza di San Marco bezeichnet und das war sie in der Tat, besonders wenn die Lagunenstadt sich in eine maskenhafte Märchenwelt zum Carneval di Venecia verwandelte.
    Ein ganzer Hofstaat rauschte an Leila vorbei. Sie sahen aus wie Geister aus dem 16. Jahrhundert, die immer noch nach alter Gewohnheit ihre Runden auf dem Markusplatz drehten. Aber als sie sich in Pose stellten, um von ein paar Touristen abgelichtet zu werden, war der ganze Zauber vorbei. Leila sah blinzelnd nach oben. Dicke Regentropfen schnellten wie winzige Wasserbomben auf sie zu. Es hatte den ganzen Tag immer wieder genieselt und am Himmel hing eine tiefe graue Wolkendecke, die zu der geheimnisvollen Aura, die Venedig um diese Jahreszeit umgab, beitrug.
    Rafael stand auf einer Gondel, winkte und rief ihr etwas zu, das sie nicht verstand. Was für Flitterwochen! Sie warf einen letzten Blick auf die Glanzwerke venezianischer Baukunst am Markusplatz und ließ sich auf die Gondel helfen.
    Eine Stunde fuhren sie durch die nebelverhangenen schmalen Wasserstraßen unter Brücken hindurch und an historischen Häusern mit ihren kleinen Balkonen vorbei.
    Rafael beobachtete Leila, die wie ein kleines Kind alles in sich aufnahm, und verspürte eine wohlige Wärme in sich. So musste sich Glück anfühlen, dachte er. Sie hatten heimlich geheiratet, was ihm seine Familie wahrscheinlich nie verzeihen würde, besonders sein Vater nicht, der keine seiner Beziehungen gutgeheißen hatte. So hatte er Leila von Anfang an geheim gehalten. Er hoffte, so das Schicksal in die andere Richtung gewendet zu haben, damit es nicht wie bei den anderen zuschlagen konnte. Eine Gänsehaut lief ihm über den Körper und ließ ihn erschauern. Wenn er sein Leben Revue passieren ließ, sah er privat nur auf viel Trauer und Scherben zurück. Das sollte nun ein Ende haben. Ja, er war sich sicher mit seiner neuen Liebe. Und mit dem Kind, das sie in sich trug, sollte alles anders werden.
    Nach Barcelona, Paris und Venedig standen noch ein paar andere europäische Städte auf dem Programm. Er hatte seine Flitterwochen geschickt mit ein paar wichtigen Geschäftsterminen verbunden, wovon Leila aber bisher nichts mitbekommen hatte. Sein Blackberry gab ein leises Piepen von sich. Er las zufrieden die Zeilen. Ja, Berlin würde der Höhepunkt seiner Reise werden. Und damit sollte er in jeder Hinsicht recht haben.
     
     

17.
     
     
     
    PARIS  Sam hatte in der Nacht miserabel geschlafen. In seinen Träumen hatte sich der derzeitige Fall mit der Vergangenheit und seiner blühenden Fantasie vermischt, sodass er schweißgebadet aufgewacht war, als Lina gerade dabei war, ihm die Augen herauszuschneiden. Er hatte keinen Schmerz gefühlt, nur ein dumpfes Drücken, das – wie er jetzt feststellte - von der Kissenecke kam, die sich

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