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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Berufsgruppen, wie Leichenbestatter, Ärzte und  Krankenschwestern. Es war etwas, das sie mit der Zeit verinnerlichten, genau wie Handwerker ihr Werkzeug in Ordnung hielten.
    „Der genaue Todeszeitpunkt?“, fragte Germain nach.
    „Liegt bei etwa drei Uhr nachmittags.“
     
    Die Wolken hingen dunkel und schwer am Nachthimmel von Paris. Ein leichter Nieselregen ließ die Straßen und Bürgersteige unter den Lichtern der Straßenlaternen glänzen und überzog die parkenden Autos mit einem feuchten Film, als Sam und Germain aus dem Gebäude der Gerichtsmedizin heraustraten.
    Der Inspektor sah Sam eine Weile an, räusperte sich dann laut und begann Sam zu erzählen, dass sein Vater letzten Monat gestorben sei und das Familienerbe, ein altes Bauernhaus in der Nähe von Paris, nun ihm gehöre. Es hatte seinen Großeltern gehört, die im zweiten Weltkrieg umgekommen waren, weshalb sein Vater immer ein Deutschhasser gewesen war. Er musste ohne Eltern aufwachsen, was er dem deutschen Volk nie verziehen hatte. Er wurde zu einem alten verbitterten Mann. Bis zu seinem Tod hatte er diesen Hass in sich getragen.
    Sam sah blinzelnd zum Himmel hoch. Der Regen war stärker geworden. Aber Germain schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen und erzählte weiter, dass er letzte Woche in dem Haus gewesen sei und etwas Interessantes entdeckt hatte, was er Sam gerne zeigen würde. Sam konnte sich nicht vorstellen, was das sein sollte, aber er tat interessiert und verabredete sich für den nächsten Morgen mit Germain, um die Aufzeichnungen des Hotels durchzusehen. Vielleicht wäre dann noch Zeit für einen kleinen Ausflug, obwohl er das bezweifelte. Er wurde in Hamburg erwartet.
    Germain hatte etwas Väterliches an sich und erinnerte ihn ein wenig an seinen verstorbenen alten Freund Argault. Äußerlich hatten die beiden Männer außer ihrer Größe, nicht viel gemeinsam. Argault hatte etwas Vornehmes in seiner Haltung und seinem Benehmen gehabt. Germain war dagegen eher plump und bäuerlich. Vielleicht lag es schlicht und ergreifend an der französischen Sprache, die Germain so vertraut für Sam machte. Schließlich verabschiedete sich Germain und ging in die entgegengesetzte Richtung wie Sam. Er sah dem älteren Mann noch eine Weile nach, lauschte dem rhythmischen Klopfen der Regentropfen, die auf die Blechdächer der Autos prasselten, bis er sich schließlich auch zu Fuß auf den Weg zu seinem Hotel machte. Die Kälte tat ihm gut. Sie hatte eine klärende Wirkung auf seine Gedanken.
    Es stellte sich die Frage, ob der Täter seine Opfer vorher gekannt hatte? Die Opfer kamen aus zwei verschiedenen Städten. Die Männer waren beide Ärzte, beide waren aufgrund eines Ärztekongresses in der jeweiligen Stadt. Aber was hatten ein Gynäkologe und ein Augenarzt gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten waren sie beide verheiratet gewesen, wie Millionen andere auch. Hatte der Mörder vielleicht gedacht, dass Katarin Gromowa Harry Steiners Frau ist? Wollte er ihnen das nehmen, was ihnen am nächsten stand, was ihnen lieb und teuer war? Wenn ja, warum? Rache, ging es Sam wieder durch den Kopf. Das Motiv musste etwas mit Rache zu tun haben. Nur Rache für was? Und wen würde es als Nächstes treffen?
     
    Juri hatte tief geschlafen, sein ganzer Organismus war gerade zur Ruhe gekommen. Als das Telefon plötzlich dicht neben seinem Ohr klingelte, schreckte er hoch und wusste für einen Moment gar nicht, wo er war. Er fluchte leise, als er neben sich eine Frau liegen sah. Er musste nach dem Sex einfach eingeschlafen sein.
    Er nahm das Gespräch an und sagte: „Augenblick Schatz“, rüttelte die Frau neben sich wach und zeigte panisch auf sein Handy. „Meine Frau kommt gleich nach Hause, und wenn du nicht gevierteilt werden möchtest, solltest du sofort verschwinden“, flüsterte er.
    Die junge Frau stolperte schlaftrunken aus dem Bett und zog sich in Windeseile an. Mit den Schuhen in der Hand stürmte sie aus Juris Wohnung, der sich entspannt in die Kissen zurückfallen ließ.
    „Du nennst mich Schatz?“, fragte Sam.
    „Nur im Notfall. Was gibt’s, kannst du nicht schlafen?“
    Sam entschuldigte sich für die späte Störung, aber ihn ließen die Ärztekongresse keine Ruhe.
    „Ich konnte nur im Internet recherchieren“, erklärte Juri und schwang sich aus dem Bett. Er ging zu seinem Schreibtisch und suchte seine Notizen durch. „Okay ich hab’s … Urologie in München, Kinderkrankheiten in Stockholm, Krebs im

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