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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Suff halb nackt im Winter rausgerannt ist. Sie hat fast beide Hände und Füße verloren. So war‘s nur ein Fuß und die Nase. Sie hat sie im Schnee verloren.“
    „Ich wusste gar nicht, dass das so schnell gehen kann.“
      „Das passiert Betrunkenen häufig. In Russland wird so viel gesoffen, um sich innerlich aufzuwärmen. Außerdem ist Wodka billiger als Wasser.“
    „Du sagtest, deine Schwester lebt noch in Sibirien?
    „Ich wollte sie damals mitnehmen, aber sie zog es vor, dort zu bleiben.“ Juri zog ein Foto aus seiner Brieftasche und reichte es Sam.
    „Und was macht sie da?“
    „Sie arbeitet als Simultanübersetzerin. Reist viel herum.“
    Juris Schwester war eine Schönheit. Sie hatte ein schmales Gesicht, die gleichen großen blauen Augen wie ihr Bruder und einen blonden Lockenkopf. Sie lächelte keck in die Kamera.
    „Sie ist wirklich sehr hübsch.“
    „Oh ja, das ist sie. Sie ist noch Single …“ Wobei die Betonung auf Single lag.
    Sams Handy klingelte. Es war Peter Bauer aus München. Er stellte den Lautsprecher an, damit Juri mithören konnte.
    „Also Katarin Gromowa hatte mal als Begleitservice für eine Agentur gearbeitet. Sie ging wohl auch mit ihren Kunden auf Kurztrips. Es gab da einmal ein Problem mit einem Prominenten, aber das ist auch schon alles. Sie war zwei Jahre verheiratet, hat nie Steuern bezahlt, ist dem Staat aber auch nicht mit Sozialhilfe zur Last gefallen. Mehr kann ich dir nicht sagen.“
    Sam bedankte sich und legte auf. Hatte Dr. Steiner herausbekommen, dass seine Katarin eine Prostituierte war und sich deshalb das Leben genommen? Blödsinn dachte er und scheuchte diesen Gedanken wieder fort.
      Das GPS führte sie nach dreieinhalb Stunden direkt nach Gerresheim bei Düsseldorf in ein Wohngebiet, das „auf der Hardt“ hieß. Hier reihten sich gut erhaltene Häuser des ehemaligen Bürgertums aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aneinander und eines davon gehörte den Steiners. Eine zweistöckige Villa in lachsrosa mit einem kleinen Vorgarten, der von einem alten weißen Holzzaun umschlossen war, und einer großzügigen Garagenauffahrt, vor der ein paar Autos parkten. In jedem Fenster im unteren Stock standen eine Lampe und ein paar Blumen. Wahrscheinlich waren bereits die ersten Familienmitglieder eingetrudelt, die der Witwe Beistand leisteten.
    Sam fühlte sich nicht besonders wohl dabei, die Trauernden zu stören, aber er konnte auch nicht aus Rücksicht noch eine Woche warten, um an das zu kommen, was Harry Steiner gefunden hatte und was für die Aufklärung des Falles vielleicht von Bedeutung sein könnte.
    Das Haus war voller als erwartet. Anscheinend hatte Frau Steiner schon früh morgens alle Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und nähere Nachbarn erreicht, um ihnen die traurige Nachricht über das Ableben ihres Mannes mitzuteilen.
    Die Mutter von Frau Steiner war empört über den Besuch der beiden Polizisten und verschwand meckernd in der Küche. Auf einem Sofa im Wohnzimmer saß die Witwe, umringt von anderen Frauen, und presste sich ein Taschentuch auf den Mund. Als sie Sam und Juri als nicht zum Kreis gehörende identifizierte erhob sie sich, schob die beiden auf den Flur hinaus und schloss die Verbindungstür hinter sich. „Sie sind von der Polizei, nicht wahr? Was wollen Sie noch von mir?“ Wieder diese eisige Stimme, die einen Gebirgsbach zum Einfrieren bringen würde.
    „Ich hatte heute Morgen angerufen. Wie ich bereits am Telefon sagte, hatte Dr. Steiner mich gestern Nacht angerufen und wollte mir etwas Wichtiges mitteilen, das …“
    „Woher soll ich wissen, was das war“, unterbrach ihn die Frau und sah ihn abschätzig an.
    „Und warum hat er Sie überhaupt angerufen?“
    Einen Augenblick herrschte Stille.
    „Es geht um eine Katarin Gromowa, Frau Steiner“, mischte sich jetzt Juri ein, der merkte, dass Sam zögerte, die Fakten auf den Tisch zu legen.
    Das Gesicht der Frau erstarrte für eine Sekunde, dann sah sie sich um, ob jemand etwas gehört haben könnte, und führte die beiden in den zweiten Stock in ein Zimmer, von dem aus man auf einen großen abgedeckten Swimmingpool und ein paar Liegestühle sehen konnte.
    „Ich wünsche nicht, dass der Name dieses Flittchens publik gemacht wird. Es war eine Affäre, die mit Sicherheit bald geendet hätte. Ich möchte kein Aufhebens darum machen, haben Sie das verstanden?“
    „Sie wussten also von der Affäre?“, fragte Sam überrascht.
    Frau Steiner erklärte den beiden, dass ihr Mann

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