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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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stolperte.
    Sie fiel auf beide Knie und schürfte sich beim Abstützen beide Innenflächen der Hände auf. Maira fluchte leise vor sich hin und suchte nach dem Übeltäter. Es war einer der vielen viereckigen Steine, mit dem man den Hof gepflastert hatte und der nun neben ihr lag. Sie hob ihn auf und wollte ihn wieder an seinen Platz stecken, als sie etwas in der kleinen Öffnung entdeckte. Es sah aus wie ein rosa Regenwurm.
    In dem Moment kam Luano durch die Flügeltür. „Ein großartiges Haus. Ich bin begeistert. Ich habe schon so einige Ideen wie man …“ Luano hielt mitten im Satz inne.
    Maira hatte einen Stein in der Hand und hatte ihren Blick auf irgendetwas in der Erde gerichtet. Ihr Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt. Sie trat ein paar Schritte zurück, ohne das aus den Augen zu lassen, was sie da in der Erde entdeckt hatte. „Da … da …“, stammelte sie und fiel rückwärts über einen weiteren Stein, der sich ebenfalls gelöst hatte.
    Luano kam seiner Auftraggeberin zur Hilfe, indem er sie auffing und sie so vor einem weiteren Fall bewahrte. Er folgte ihrem Finger, der auf etwas zeigte. Dann sah auch er, was sie da entdeckt hatte.
    Drei Stunden später hatte die Polizei die Hälfte des Hofes freigelegt. Leichen von jungen Frauen kamen zum Vorschein wie tote Fische, die nach einer Explosion an die Oberfläche getrieben wurden. Dafür hatte ein unterirdischer Wasserlauf gesorgt, der durch starke Regenfälle angestiegen war und durch seine Ausdehnung nach oben das düstere Geheimnis des Hofes preisgegeben hatte.
     
     

22.
     
     
     
    HAMBURG   Sie waren gerade durch den Elbtunnel gefahren, als Sam einen Anruf aus Barcelona erhielt, der bestätigte, dass auch der Zettel, der neben Jasmin Rewe lag, mit Blut der Blutgruppe A+ geschrieben worden war. Schrieb der Mörder etwa mit seinem eigenen Blut? Oder schrieb er mit dem Blut eines seiner Opfer? Bisher war noch nicht bekannt, welche Blutgruppe die Prostituierte aus Wien gehabt hatte und ob der Zettel, der bei ihr lag, ebenfalls die Blutgruppe A+ aufwies. Jedenfalls hatte das Labor in Barcelona auf dem Papier noch andere Spuren gefunden. Spuren einer Pflanze, einer Orchidee. Um welche Art es sich hierbei handelte, konnten sie noch nicht sagen, aber sie arbeiteten daran.
    Hatte der Mörder absichtlich diese Partikelchen dort hinterlassen? Hatten sie es vielleicht mit einem Orchideenliebhaber zu tun? Es war sogar möglich, dass er diese Blumen züchtete, die auf jedem Kontinent wuchsen, außer in der Antarktis.
    Botaniker bezeichneten die Orchidee als besonders intelligente Pflanze wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Lebensverhältnisse. Sie wuchs in jeder Ökozone, nur nicht in der Wüste. Die Orchidee symbolisierte nicht nur sexuelle Lust, Fruchtbarkeit, Reichtum und Macht, sondern auch Gewitztheit und Cleverness. Eigenschaften, die der Mörder sicherlich für sich beanspruchen konnte, denn bisher war er ihnen stets mehrere Schritte voraus gewesen.
    „Hey, denk nicht so laut. Bezieh mich mit ein, Sam.“ Juri holte ihn aus seiner Träumerei heraus und unterbrach sein Gerüst aus Gedanken, das er sich gerade Stock für Stock aufgebaut hatte.
    „Die Blutgruppe A ist weltweit die häufigste. Zu neunzig Prozent vertreten in Nordeuropa und zu zweiundvierzig in Mitteleuropa. Danach kommt die Blutgruppe 0 mit achtunddreißig Prozent. Weißt du auch, wo die am häufigsten vorkommt?“
    „Hm, ich passe.“
    „Zu neunzig bis hundert Prozent in Süd- und Zentralamerika, aber auch Nordamerika. Und natürlich in Europa.“
    „Okay, du meinst also der Mörder ist auf jeden Fall Mitteleuropäer … falls er mit seinem eigenen Blut schreibt.“
    „Ja, falls. Wenn nicht, sind wir so schlau wie vorher. Habe nur laut gedacht.“
    Juri parkte das Auto auf einem Behindertenparkplatz direkt vor der Klinik und erntete einen missbilligenden Blick von Sam.
    „Was? Du bist doch behindert ohne Brille, oder nicht?“
    Sam boxte ihm leicht in die Seite und stieg aus.
    Das vierstöckige Gebäude der Frauenklinik lag in einer verkehrsberuhigten Straße, und so weit das Auge reichte, war keine einzige Parklücke auszumachen.
    „Bin gespannt wie ein Flitzebogen“, sagte Juri und sprang lässig über einen Poller.
     
    Dr. Rewe stand in grüner Chirurgenkleidung am Fenster in seinem Büro und beobachtete, wie gerade aus einer Ambulanz eine junge Frau in die Notaufnahme gebracht wurde, als Sam und Juri an die Tür klopften und eintraten. Er

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