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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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der angeblich an einem Strand in Rio de Janeiro von Ernst Ritter, ihrem Geliebten geschrieben worden war, worin er erklärte, dass er leider in näherer Zukunft nicht mehr nach Deutschland zurückkommen könnte, weil er in Schwierigkeiten steckte. Deshalb würde er sich von der Liebe seines Lebens verabschieden müssen. Sie sollte nicht auf ihn warten, denn das wäre vergeblich.
    Doch es war nicht das Meer, das damals für Ritter unüberwindbar gewesen war. Sam betrachtete die Briefmarke, auf der man den Datumsstempel leider nicht mehr erkennen konnte. Aber was er mit Sicherheit sagen konnte, war, dass die Briefmarke nicht aus Brasilien stammte.
    Die Feuchtigkeit des Sandes war inzwischen durch seine Hose gedrungen. Er stand auf, klopfte sich sauber und ging wieder hoch zum Haus. Auf dem Weg dorthin, bückte er sich nach einer zartrosa Muschelschale und steckte sie in die Tasche, als sein Handy in seiner Tasche vibrierte.
    Es war Peter Brenner, und dieses Mal hatte er keine guten Nachrichten. Ziemlich scheußliche Sache kommentierte er den Fall, aber zweifellos derselbe Mann. Sie hatten gedacht, er würde während des Kongresses zuschlagen, stattdessen hatte er drei Tage zu früh seine Vorstellung gegeben.
    Du kannst jetzt aufhören, du brauchst dich nie wieder mit diesen kranken Psychopathen abgeben. Du hast jetzt genug Geld, um dich zurückzuziehen, um das zu machen, was du willst.
    Er hatte immer das gemacht, was er machen wollte. Seit wann hatte er keinen Spaß mehr an seinem Job? Die Antwort war simpel. Durch Lina hatte er gelernt, wie schnell man plötzlich selbst ins Schussfeld geraten konnte und wie verletzlich er war. Er war kein Übermensch, das war ihm klar geworden und irgendetwas in ihm hatte sich verändert. Genau das bereitete ihm Sorgen, denn er hatte das Gefühl, sich selbst nicht mehr richtig zu kennen. War er dem Ganzen noch gewachsen? Er biss sich auf die Lippen, bis er Blut schmeckte. Verdammt Sam, reiß dich zusammen und bring den Kerl zur Strecke. Und wenn es dein letzter Fall ist, den du löst.
     
     

35.
     
     
     
    BERLIN  Den metallischen Geruch, den Blut in größeren Mengen verströmt, konnte er bereits auf dem Gang vor dem Hotelzimmer 666 riechen.
    Überall waren Beamte des Kriminaldauerdienstes, die den Tatort abgesperrt hatten und die Spezialisten des Erkennungsdienstes in ihren weißen Schutzanzügen, die auf der Suche nach tatrelevanten Mikrospuren oder DNA-Material waren.
    Juri hielt sich schon im Eingang Nase und Mund mit einem Taschentuch zu und schielte zu Sam, der als Erster das Zimmer betrat. Beim Anblick der Toten stöhnte Juri leise auf und gab nur ein „Oh je“ von sich.
    „Der scheint sich richtig ausgetobt zu haben, oder was meinen Sie?“ Der Mordkommissionsleiter sah kopfschüttelnd auf die Leiche und dann zu Sam. „Darf ich fragen, was Sie hier suchen?“
    Sam stellte sich und Juri kurz vor, bevor er nach der Identität des Opfers fragte und zur Antwort Leila Arango Mejia bekam.
    „Hat er etwas für uns hinterlegt?“ In den Augen seines Gegenübers las er die Antwort, bevor sie über die Lippen kam.
    „Ein Gedicht in hübschen roten Lettern geschrieben.“
    Es war nicht ganz das, was er erwartet hatte. Sam zögerte einen Augenblick. „Ein Gedicht, oder ein Zweizeiler?“, fragte er deshalb noch einmal nach.
    „Ein Gedicht.“
    „Kann ich es bitte sehen.“
    „Es ist ins Labor geschickt worden. Wird auf Fingerabdrücke überprüft.“
    „Die Sie nicht darauf finden werden“, sagte Sam selbstsicher. Er drehte sich zu Juri um, der sich inzwischen gefasst hatte und sich die Tote näher ansah.
    „Wo ist der Ehemann?“
    „Woher wissen Sie, dass es einen Ehemann gibt?“ Der MKL sah Sam skeptisch an.
    Mit den Deutschen gab es fast immer Kompetenzprobleme. Keiner wollte sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Aber Sam hatte für solche Spielchen wenig übrig. „Passen Sie auf, Herr …“
    „Wirsch.“
    „Herr Wirsch, ich bin nicht irgendein Kaspar. Sie geben mir die Informationen, die ich haben will, dann kommen wir uns auch nicht in die Quere, okay?“ Sams Haltung und Gesichtsausdruck duldeten keine Widerrede.
    „Der Ehemann ist im Nebenzimmer und wird gerade verhört“, erklärte der MKL spitz.
    Na geht doch, dachte Sam und trat neben Juri, um sich die Leiche, oder was davon übrig war, ebenfalls näher anzusehen.
    Aus dem Bauch war ein ganzer Gewebeteil herausgeschnitten worden, das Gesicht war eine einzige blutige Masse und kaum noch erkennbar. Es

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