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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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gab Maik ein stummes Zeichen, die fraglichen Beweise zu holen.
    „Trug Ihre Frau Schmuck?“
    „Nur ihren Ehering.“
    „Ist das Ihre erste Reise nach Europa?“
    Ein süffisantes Lächeln huschte über Rafaels Gesicht. „Nein, ich fliege fast jedes Jahr ein paar Mal hierher.“
    Maik kam mit einem Bündel Papiere zurück und reichte sie Sam, der den ersten Umschlag an sich nahm und den Rest zur Durchsicht an Juri weitergab.
    „Und was ist der Sinn und Zweck Ihrer vielen langen Reisen?“, fragte er gedehnt und sah sich das Datum auf der Hotelrechnung in Paris an, die er aus dem Umschlag gezogen hatte. Als Rafael nicht gleich antwortete, sah er auf.
    „Ich sehe mir gerne die Welt an. Ein Hobby von mir.“
    „Dann sind Sie also nicht wegen des Ärztekongresses hier?“ Sam hob eine Augenbraue und beobachtete Rafael Rodriguez. Ihm entging nicht das kleinste Lidzucken, die nervöse Zunge, die sich im Inneren des Mundes bewegte, oder das Wippen des Fußes unter dem Tisch.
    „Nein“, gab Rafael knapp zur Antwort.
    Sam beobachtete den Mann weiter. In seinem Blick lag eine Art Resignation, eine tiefe Traurigkeit, die er nicht herausließ.
    „Sie waren also mit niemandem hier in Berlin direkt verabredet?“, hakte Sam noch einmal nach.
    „Nein. Im Grunde genommen …“, setzte Rafael Rodriguez an.
    Im Grunde genommen ist der Mensch zu allem fähig, hatte Goethe schon gesagt. Die Worte des Therapeuten fielen Sam wieder ein.
    „Wollte ich meiner Frau nur die deutsche Hauptstadt zeigen. Ich hatte keine Lust hier zu fachsimpeln.“
    „Warum sprechen Sie so gut Deutsch?“
    „Ich habe die deutsche Schule in Medellin besucht.“
    Laut den Hotelrechnungen war Rafael Rodriguez zur gleichen Zeit in Barcelona gewesen, als Frau Rewe getötet worden war, aber in Paris kam er erst zwei Tage später an. Nach dem Mord an Katarin Gromowa.
    „Sind Sie von Barcelona nach Paris geflogen?“
    „Ja.“
    „Haben Sie noch die Bordkarten?“
    „Sie müssten dabei liegen.“
    Juri breitete sämtliche Papiere auf dem Tisch aus, bis er die Bordkarten dazwischen entdeckte. Sie bestätigten Rafaels Aussage.
    „Haben Sie eine Ahnung, warum Ihre Frau und Ihr Kind auf so bestialische Weise umgekommen sind?“
    Rafael antwortete nicht, sah Sam nur emotionslos an. Das unheimliche Gefühl, das mit dem Mann irgendetwas nicht stimmte, wurde immer stärker in ihm. „Wo waren Sie, als der Mord geschah?“
    „Leila schlief und ich habe die Tickets ändern lassen. Anschließend war ich in der Cafeteria im Hotel.“ Rafael Rodriguez sah abwesend aus dem Fenster, so als würde ihn die ganze Sache gar nichts angehen.
    „Na schön, wir werden das überprüfen.“
    „Bin ich etwa verdächtig? Glauben Sie, dass ich das meiner Frau angetan habe? Das kann nicht Ihr Ernst sein.“
    Endlich zeigt der Mann Leben, dachte Sam. Rafael Rodriguez war aufgesprungen. Seine Augen blitzten vor Wut.
    Juri stand hinter Sam, er hatte sich ebenfalls erhoben: „Setzen Sie sich wieder hin, Señor Rodriguez,“ sagte er ruhig aber bestimmt.
    Auch die anderen drei Beamten im Raum waren in Position gegangen.
    Nur Sam saß da und verzog keine Miene. Er studierte wieder das Gesicht des Kolumbianers, der das erste Mal wütend und verletzt aussah.
    „Wir gehen nur unserer Arbeit nach. Sie wollen doch auch, dass man den Mörder Ihrer Frau fasst … oder etwa nicht? Wer hat die Frau überhaupt gefunden?“, fragte Sam in die Runde.
    Die Antwort kam von Rafael Rodriguez selbst: „Ich“, sagte er leise.
     
     

36.
     
     
     
    KOLUMBIEN   Nur das Geräusch von Besteck, das auf Porzellan traf, war während des Mittagessens zu hören. Keiner der sechs Personen an der vier Meter langen großen Tafel sagte ein Wort.
    Lea beobachtete ihren Vater, der am Ende des Tisches in seinem Rollstuhl saß und unbeholfen den Löffel zum Mund führte. Als das Essen seitlich aus seinem Mundwinkel wieder herauslief, sah sie weg.
    Eine Angestellte brachte den Nachtisch, eine Schale mit Tiramisu, herein und stellte Kaffee und Tee auf eine kleine Anrichte.
    Lea sah in die Runde. Neben ihr saß Victoria, sie hatte als zehnjährige Kinderlähmung bekommen und humpelte am Stock durch die Gegend. Letztes Jahr hatte sie ihrer Mutter die Ohren vollgeheult, ihrer Scheidung zuzustimmen. Scheidung gab es grundsätzlich nicht in dem gottesfürchtigen Haus dieser Familie. Man schloss eine Ehe fürs Leben und die konnte nur Gott selbst trennen, und zwar durch den Tod und nicht anders.
    Es wurde ein

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