Orchideenstaub
er war einfach zu auffällig. Seine Augen waren viel zu unruhig und er hatte nicht einen einzigen Gast angesprochen, der einchecken wollte. Er stand eigentlich nur im Weg herum. Idiot. Auch der Kofferträger sah ihm verdächtig aus. Er hatte Blickkontakt mit den anderen, außerdem trug er ein Mikro im Ohr.
Wie weit wohl die Stockwerke abgesichert waren? Sorgfältig faltete er seine Zeitung zusammen und ging zu den Fahrstühlen. Es war Zeit. Er konnte es kaum erwarten, ihre Augen zu sehen, wenn sie den letzten Atemzug machen würde. Sie und ihr Kind, dass die Schlampe in sich trug. Sein Herz fing an zu rasen, seine Kopfhaut kribbelte und ihm wurde heiß. Er hätte einen Freudensprung machen können, alles schien, wie am Schnürchen zu laufen.
Er ging auf sein Zimmer im siebten Stock und zog sich um.
Leila residierte im sechsten und die Techniker waren im zweiten Stock und installierten dort die Überwachungskameras. Wenn er mit ihr fertig war, würden sie gerade im vierten oder fünften sein. Wieder kribbelte es ihm in den Haarwurzeln und ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Der Wagen mit den Handtüchern und Putzmitteln rollte über den Gang und hielt vor Zimmer 666. Wie passend doch die Zimmernummer war. Ein teuflisches Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. Er zog die Karte durch den Schlitz, als ein grünes Lämpchen und ein leises Klicken ihm anzeigten, dass die Tür offen war. Ein letzter Blick in den Gang, dann verschwand er mitsamt Wagen im Zimmer. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
„Rafa? Bist du das?“, rief Leila aus dem Bad.
„Sí“, antwortete er und grinste. Er holte seinen Arztkoffer unter einem Handtuch hervor und stellte ihn auf den Tisch.
„Warum bist du schon zurück?“
Er antwortete absichtlich nicht. Wollte sie einen Augenblick zappeln lassen, bis die große Überraschung kam. Die Mutterhure sollte lange leiden. Das hatte sie verdient.
„Rafa?“
Dann kam der Moment. Die Badezimmertür ging auf und sie stand vor ihm in BH und Slip. Verstört sah sie ihn von oben bis unten an. Es war ein Leichtes, ihre unausgesprochenen Gedanken zu lesen. Ja, sein Outfit war etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie würde sich in den nächsten fünf Minuten daran gewöhnen.
Leila griff nach einem Handtuch, das auf dem Wagen lag, um sich zu bedecken und fing an zu stottern: „Wa-was … soll das?“
Erst dann sah sie das Skalpell in seiner Hand. Sie wollte zurück ins Bad laufen, aber er war schneller. Hielt sie an ihren langen Haaren fest und riss sie zurück. Schleuderte sie aufs Bett und drehte ihr die Arme auf den Rücken. Sie schrie ins Kissen. Brabbelte unverständliche Worte. Dann knebelte er sie und drehte sie um, damit er ihr in die Augen sehen konnte. Er schlug ihr ein paar Mal ins Gesicht bis ihre Nase blutete.
Was für eine Befriedigung. Es war das gleiche berauschende Gefühl, das er auch bei den anderen gehabt hatte. Noch ein paar Mal schlug er kräftig mit der Faust zu und weidete sich an ihrer Hilflosigkeit. Oh ja, das hatte gesessen. Ihr Kiefer hing plötzlich schief im Gesicht.
Sie wimmerte vor Schmerzen und flehte um Gnade. Doch für ihn gab es keine Gnade. Er führte das Skalpell vor ihren Augen hin und her wie ein Pendel, drehte und wendete es mit prüfendem Blick. Man konnte sich sogar darin spiegeln, so blitzte die Klinge.
Dann erzählte er ihr in aller Seelenruhe seine Familiengeschichte. Sie sollte doch wissen, warum sie heute an diesem wunderschönen Sonnentag in einem Berliner Hotel sterben würde. Er wollte sie nicht ahnungslos in die Hölle schicken. Er war ein guter Mensch. Wen interessierte schon der Unrat, den er beseitigte. Sie konnten froh sein, dass es Menschen wie ihn gab, die den Müllmann für die feine Gesellschaft spielten.
Leila hatte reglos zugehört und als sie erkannte, dass auch ihre Vorgängerinnen auf sein Konto gingen, fing sie an, sich auf dem Bett zu winden wie ein Aal in einer Plastikwanne.
„Wenn du so zappelst, dann schneide ich noch daneben“, sagte er und grinste sie an. Bisher hatte er sich immer kontrolliert. Nur jetzt war er am Ziel angekommen. Er könnte sich so ein bisschen mehr Spielerei schon gönnen. Mit dem Skalpell fing er an, sie ein wenig zu ritzen und dann schnitt er tief durch die Haut- und Fettschicht hindurch.
Sie machte sich nicht mehr die Mühe in den Knebel zu schreien. Tränen rannen ihr die Schläfen runter.
„Tut’s weh?“
Sie nickte. Er trennte die Muskeln durch und rammte das Messer
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