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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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in ihren Körper.
    Leila drückte den Rücken durch, versuchte ihn von ihren Beinen zu werfen.
    „Na, na, na, du willst mich doch nicht verärgern?“ Er schlug sie wieder ein paar Mal.
    Das Bett war jetzt voller Blut.
    „So eine Sauerei, wenn du stillgelegen hättest, wäre das nicht passiert.“ Er betrachtete sie einen Moment, ihre Augen trafen sich und dann konnte er sich nicht mehr halten. Sein Zorn übermannte ihn.
     
     

34.
     
     
     
    MALAGA  Der Notar hatte Sam vom Flughafen abholen und ihn direkt in die Kanzlei fahren lassen.
    José Sanchez Figuera war ein distinguierter Mann um die fünfzig mit vollem schwarzen Haar. Er bat Sam mit einer ausholenden Geste, ihm gegenüber Platz zu nehmen und holte aus einem Wandsafe einen großen weißen Papierumschlag heraus. Dann setzte er sich eine goldgerahmte Lesebrille auf.
    Sam zückte seine ebenfalls, legte sie jedoch nur griffbereit auf den Tisch. Sie steckte in einem kleinen Etui und war zum Ausklappen. Eine von denen, die man sogar schon billig im Supermarkt bekam. Bisher hatte er sich keine anfertigen lassen, weil er immer noch der Meinung war, es sei zu früh dafür.
    Der Notar öffnete mit einem Brieföffner in Form eines geschnitzten Delfins den Umschlag und zog das Testament vorsichtig daraus hervor. Er legte das Blatt vor sich und sah Sam über seine Brille hinweg an. „Ihre Mutter hat Sie sehr geliebt.“
    Sam sah den Notar zweifelnd an, enthielt sich aber jeglichen Kommentars. Er war nicht hierher gekommen, um seine Kindheitsgeschichte vor dem Mann auszubreiten.
    „Ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen schwerfällt, das so anzunehmen. Aber glauben Sie mir, ich weiß es. Ich habe es in ihren Augen gesehen, wenn sie über Sie gesprochen hat.“
    In der Tat hatte Sam Schwierigkeiten, das zu glauben. Seine Mutter und er hatten sich bereits entfremdet, als er sechzehn war und sie von New York nach Deutschland gezogen waren. Nie hatte er ihr verziehen, dass sie seinen Vater verlassen hatte. Sein Vater, der später im Dienst des NYPD erschossen wurde. Nicht einmal zur Beerdigung war sie mitgekommen, weil sie bereits einen Urlaub mit einem ihrer Geliebten gebucht hatte. Der Kontakt brach ganz ab, nachdem er eine eigene Wohnung bezog und Lily, seine Schwester, eines Tages an seine Tür klopfte und bat, bei ihm wohnen zu dürfen.
    Nach mehr als beinahe zwei Jahrzehnten stand sie letztes Jahr plötzlich in seinem Büro und überreichte ihm zwei Alben mit Kinderfotos von ihm. Ihr Abschiedsgeschenk. Zwei Monate später starb sie an den Folgen einer Krebskrankheit. Keiner ihrer früheren Liebhaber war übrig geblieben.
    „Darf ich fragen in welchem Verhältnis Sie zu meiner Mutter …“ Sam hielt mitten im Satz inne. Wie dumm von ihm, eine solche Frage zu stellen. „Warum waren Sie nicht auf ihrer Beerdigung.“
    „Sie wollte, dass ich sie hübsch in Erinnerung behalte. Wir haben uns vorher verabschiedet.“
    Sam nickte. Natürlich für die Hässlichkeiten des Lebens hatte sie sich ihren Sohn ausgesucht, der ihr in der letzten Stunde die Hand halten durfte.
    „Ihre Mutter hat Ihnen das Haus am Strand, eine Wohnung in München, Anteile an einer Schönheitsklinik, ein paar Aktien und etwas Bargeld vermacht.“
    Er schob Sam das Testament über den Tisch.
    „Sie brauchen nur da unten zu unterschreiben, wenn Sie das Erbe annehmen wollen.“
    Sam war wie benommen. „Das Haus am Strand?“
    „Kennen Sie das Haus etwa nicht. Haben Sie sie nie dort besucht?“ Der Notar war sichtlich überrascht.
    „Nein. Wir hatten uns für eine ganze Weile aus den Augen verloren“, sagte Sam leise und sah auf die Summe, die unter den Immobilien stand. Er griff blind nach der Brille und setzte sie auf, um sich zu vergewissern, dass er die kleine Zahl richtig gelesen hatte. Nein, er hatte sich nicht geirrt. Da standen tatsächlich fünf Nullen hinter einer Acht. Achthunderttausend Euro in bar? War das wirklich die Summe, die er erhalten sollte? Plus, plus, plus?
    „Und wo ist der Haken an der Sache?“, fragte er skeptisch.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Na ja, was gibt es für Auflagen oder Bedingungen?“
    „Nur ihre Unterschrift.“
    „Hatte sie Steuerschulden?“ Nicht einmal jetzt, da sie tot war, traute er seiner Mutter über den Weg. Es hatte nie etwas gegeben, was nicht mit einer Bedingung verknüpft war.  Er hatte damals sein erstes Auto von ihr bekommen, aber nur um seine Schwester zum Klavierunterricht und Volleyball zu fahren oder sie zu ihren Freundinnen zu

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