Orcs ante Portas
es so zu sein, dass die anderen Ork-Nationen seinem Ruf folgen. Wir vermuten, dass ihre Armee in etwa dieselbe Stärke haben wird wie letztes Mal.«
»Wer ist wir?«
»Der Kriegsrat. Wie er vom Konsul zusammengerufen worden ist. Ich habe zwar nie viel von Kahlius gehalten, aber wenigstens bringt er Dinge schnell in Gang.«
Wir sitzen einen Moment schweigend da, während wir über den letzten Krieg nachsinnen. Nach langen, verzweifelten Kämpfen ist es uns am Ende gelungen, die Orks von unseren Stadtmauern zu vertreiben. Zufälligerweise stand ich in diesem Moment neben Lisutaris. Ich habe gesehen, wie sie mit ihren Zaubersprüchen Drachen vom Himmel fegte, und als ihr die Zauberkraft ausging, hat sie sich ein Schwert geschnappt und einen Ork geköpft, der seinen Schädel zu weit über die Zinnen streckte. Unmittelbar danach ist die Mauer unter uns zusammengestürzt. Ich habe keine Ahnung, wie wir das überlebt haben. Wir hätten den Krieg auch so mit Sicherheit nicht überstanden, wenn die Elfische Armee nicht in diesem Moment aufgetaucht wäre und den Streitkräften der Orks in die Flanke gefallen wäre.
»Trotzdem, wir haben sie letztes Mal geschlagen. Und wir können sie wieder schlagen.«
»Vielleicht«, meint Lisutaris nachdenklich. »Obwohl die Armeen der Menschen und der Elfen diesmal wahrscheinlich schwächer sind. Ich hoffe allerdings nicht viel schwächer. Wenn doch, werden wir weit nach Westen fliehen müssen, bis wir einen Platz finden, an dem wir uns verstecken können.«
Lisutaris macht keine Anstalten, Erfrischungen bringen zu lassen.
»Hast du vielleicht etwas zu trinken im Haus?«
»Ich habe kein Bier.«
»Aber du hast einen viel gepriesenen ausgezeichneten Weinkeller. Nichts Ausgefallenes, bitte, ein netter elfischer Tafelwein genügt vollkommen.«
Lisutaris zieht an dem Glockenstrang und ruft eine Dienerin. Eigentlich ist sie keine schlechte Frau. Sie raucht zwar zu viel Thazis und gibt eine Menge Geld für Kleidung, Frisuren und dergleichen Kinkerlitzchen aus, aber sie hat der Stadt gute Dienste geleistet. Außerdem sind wir fast gleich alt, obwohl man das nicht sieht. Sie hat ihre Schönheit weit besser erhalten als ich. Allerdings hatte sie auch mehr davon, was sie erhalten konnte. Und mein Leben war zudem eine ganze Nummer härter.
Ich trinke ein Glas Wein.
»Sehr guter Wein. Vielleicht solltest du die nächsten vier Monate damit verbringen, die Schätze deines Weinkellers zu genießen.«
»Falls uns noch vier Monate bleiben«, murmelt Lisutaris.
»Was meinst du damit?«
»Ich vermute, dass die Orks früher einmarschieren.«
Das verwirrt mich. »Früher? Aber bis zum Wintereinbruch dauert es höchstens noch eine oder zwei Wochen. Sie können die Ödlande nicht im Winter durchqueren.«
Lisutaris wirkt nachdenklich. »Das behaupten alle. Und sie haben es auch noch nie zuvor getan. Aber ich habe eine Botschaft von Amrag an einen anderen Ork-Lord aufgeschnappt, aus der man schließen könnte, dass sie es diesmal vorhaben.«
In diesem Punkt bin ich sehr skeptisch. Feldzüge werden nur selten im Winter begonnen. Das Wetter ist entschieden zu widrig, um zu marschieren.
»Ich kann nicht glauben, dass Amrag das versucht. Was würde es ihm nützen?«
»Er würde lange vor den Elfen hier eintreffen. Sie können im Winter nicht segeln. Wenn er seine Armee hierher schaffen kann, bevor die Elfen ankommen, hat er bereits die Hälfte an Gegenwehr umgangen.«
»Aber denk nur an die Logistik. Marschieren im Winter? Orks sind nicht so viel ausdauernder als Menschen. Sie würden es niemals bis hierher schaffen. Genauso wenig wie ihre Drachen. Die werden in der Kälte träge. Sie könnten den ganzen Weg hierher im Winter niemals fliegen. Und ihre Marine könnte sie auch nicht an der Küste unterstützen.«
»Das denkt der Kriegsrat ebenfalls«, erwidert Lisutaris. »Der Alte Hasius ist sogar so weit gegangen, zu unterstellen, dass ich eine Nachricht abgefangen hätte, die Prinz Amrag absichtlich in die Welt gesetzt hat, um uns zu verwirren.«
Sie zuckt mit den Schultern.
»Vermutlich stimmt das auch. Die orkische Magiergilde ist viel mächtiger als früher, und wohl auch erheblich subtiler. Einige der magischen Verteidigungen, die sie in letzter Zeit errichtet haben, haben mich durch ihre Komplexität geradezu verblüfft. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man mich in die Irre geführt hat. Trotzdem mache ich mir Sorgen.«
»Ist einer der anderen Zauberer zu denselben Schlussfolgerungen
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