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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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gekommen wie du?«
    Lisutaris gibt zu, dass niemand sonst diese Schlüsse gezogen hat. Kein anderer Zauberer glaubt offenbar an die Möglichkeit, dass die Orks uns noch vor Ende des Winters angreifen könnten. Laut Lisutaris bezweifeln sogar verschiedene ausländische Hexenmeister, dass die Orks überhaupt eine Invasion planen. Ich zweifle keine Sekunde an Lisutaris. Kaum ein Zauberer kann ihr das Wasser reichen, was Macht und Wissen angeht. Im Westen nur sehr wenige, und im Osten gar keiner. Die Herrin des Himmels verfügt über ein unvergleichliches Talent. Abgesehen von den Momenten, in denen sie zu sehr unter dem Einfluss von Thazis steht, um ihre Zauber wirken zu können. Aber das kommt nicht übermäßig häufig vor.
    »Könntest du diesen Glockenstrang für mich ziehen?«, fragt sie. »Ich scheine meinen Arm nicht mehr heben zu können.«
    Ich sehe sie stirnrunzelnd an. »Hast du schon mal daran gedacht, für die Dauer des Krieges Thazis aufzugeben?«
    »Warum das denn?«
    »Damit du die vereinigten Streitkräfte der westlichen Hexenkünste in einem allerletzten verzweifelten Versuch anführen kannst, die Menschheit zu retten?«
    Lisutaris fängt an zu kichern. »Die Menschheit retten«, wiederholt sie mehrmals, und lacht laut. Schließlich ebbt ihr Lachen wieder zu einem Kichern ab, als sie sich das Mundstück ihrer Wasserpfeife zwischen die Lippen schiebt.
    Das Letzte, was ich aus ihr herausbekomme, ist, dass morgen eine Konferenz des Hohen Kriegsrates stattfindet. Gefolgt von einer Sitzung des Niederen Kriegsrates, bei dem meine Anwesenheit ebenfalls erwartet wird. Als ich ihr Rauchzimmer verlasse, sitzt sie zusammengesunken auf ihrem Sessel, pafft Thazis und lacht immer noch über die höchst belustigende Bemerkung, sie könnte die Menschheit retten.
    Ihre Dienerin folgt mir zur Haustür. »Die Herrin sollte Euch nicht in dieses Haus lassen«, erklärt sie. Es ist die Dienstmagd, die ich vorhin zur Seite geschoben habe.
    »Da hast du Recht. Das sollte sie nicht. Ich bin nämlich ein gemeines Subjekt.«
    Sie wirft mir einen verächtlichen Blick zu. Das passiert mir häufiger.

6. KAPITEL
    Die Sitzung des Niederen Kriegsrates wird von Zitzerius geleitet. Harrius assistiert ihm dabei. Etwa dreißig Personen haben sich im Konferenzzimmer versammelt, und vielen von ihnen bin ich zuvor niemals begegnet. Es sind Präfekten mit ihren Assistenten aus allen möglichen Vierteln da, die Prätoren, welche normalerweise nur dem Konsul verantwortlich sind, die neu berufenen Tribunen, dazu noch einige Bonzen aus dem Palast, von der Zivilgarde und dem Militär. Überrascht stelle ich fest, dass uns auch Senator Lohdius die Ehre gibt. Lohdius ist der Kopf der oppositionellen Partei. Im Senat ist er der Hauptgegner des Konsuls und zudem ein erbitterter Kritiker der Traditionalisten. Seine reformwillige, antimonarchistische Partei verzeichnet seit Jahren wachsenden Zulauf in Turai. Folglich hassen die Herren der Stadt ihn wie die Pest. Ich kann nur annehmen, dass seine Gegenwart bedeutet, er will angesichts dieser Krise ein Zeichen nationaler Geschlossenheit setzen.
    Ich selbst habe nicht gerade viel für Lohdius übrig. Er redet ständig davon, den Reichtum der Stadt gerechter zu verteilen. Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn ein bisschen von diesem Reichtum bis zu mir durchsickern würde. Aber ich habe Lohdius immer für einen Mann gehalten, der alles sagt, was seine Macht vergrößert. Und ich hege den starken Verdacht, dass sein ganzes Gerede von wegen »Mehr Demokratie wagen« sang-und klanglos zu den Akten gelegt wird, sobald er an die Macht gekommen ist. Abgesehen davon hat er mich letztes Jahr erpresst, ihm zu helfen, und es gefällt mir nicht besonders, wenn man mich erpresst. Lohdius wird von Rhizinius begleitet, seinem politischen Weggefährten. Rhizinius hasst mich mehr als jeden anderen Bewohner der Stadt.
    Es ist eine merkwürdige Erfahrung für mich, an einem solchen Treffen teilnehmen zu dürfen. Ich habe bisher nur wenig mit Bonzentum in irgendeiner Form zu tun gehabt und auch noch nie in einem Komitee gesessen. So etwas geht mir gegen den Strich. Nur aufgrund der Dringlichkeit der Lage und der Gefahr, der wir uns gegenüber sehen, habe ich es geschafft, mein natürliches Misstrauen gegen alle Stadtbonzen zurückzustellen. Ich habe sogar Befehle von Präfekt Drinius entgegengenommen, ohne ihm irgendwelche Beleidigungen ins Gesicht zu schleudern. Aber als ich jetzt hier sitze und Präfekt Resius

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