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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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zuhöre, der sich über die Lagermöglichkeiten von Weizen im Jadetempelbezirk auslässt, wünsche ich mir ungeduldig, dass diese Konferenz schnell zu Ende gehen möge. Selbstverständlich ist die Organisation der Verteidigung unserer Stadt wichtig, aber das Gerede fängt bereits an, mir auf die Nerven zu gehen.
    Während Präfekt Drinius einen Bericht über den verfügbaren Vorrat an Rohmaterial für die Waffenproduktion verliest, dem ein anderer Bericht über die Auslastung der Königlichen Waffenschmiede folgen wird, drohe ich einzunicken und muss mich zwingen, wach zu bleiben. Ich freue mich schon auf eine kurze Essenspause. Meiner Kalkulation nach müssten jeden Augenblick Erfrischungen serviert werden. Bedauerlicherweise scheint Zitzerius unzufrieden mit einigen Punkten in Drinius’ Bericht zu sein und stellt eine lange Reihe von Fragen, denen Drinius mit ebenso langen Antworten Genüge tut. Ich seufze. Als ich im letzten Krieg gekämpft habe, hatte ich nichts mit der Planung dieses Gemetzels zu tun. Mir war nicht klar, wie ermüdend so etwas ist.
    Ich verfalle in Tagträume über das mögliche Angebot an Speisen. Wie ich durch hartnäckige Befragung des Personals herausgefunden habe, wird es durch eine Hintertür auf Essenswagen serviert. Gibt es ordentliche Speisen, mit Platten voller Fleisch und Wild? Oder nur ein Sortiment dieser kleinen, schicken Gebäckteilchen, die sie im Büro des Konsuls so lieben? Ich hoffe auf etwas Herzhafteres. Nicht, dass an dem Backwerk etwas auszusetzen gewesen wäre. Sie sind von einem wahren Könner seines Handwerks zubereitet worden. Aber sie reichen bei weitem nicht aus, um einen ausgewachsenen Mann zu ernähren. Nicht, wenn er vorher stundenlange Debatten über Aquädukte ertragen muss. Ich sehe mich misstrauisch um und überlege, wer wohl noch einen überraschenden Ausfall auf die Essenswagen im Schilde führt. Und ich erkenne, dass ich einen schweren strategischen Fehler gemacht habe, als ich mich mitten in den Raum gesetzt habe. Wenn die Speisen gebracht werden, könnte ich Gefahr laufen, leer auszugehen. Präfekt Calvinius ist ein notorischer Fresssack, ebenso wie sein Assistent. Sie sehen irgendwie hungrig aus, und sie haben sich perfekt für einen Überraschungsangriff auf die Essenswagen platziert. Wenn es ihnen gelingt, als Erste an die Futtertröge zu kommen, wird für die Nachzügler nur sehr wenig übrig bleiben. Ich verwünsche mich für meine Gedankenlosigkeit und schiebe meinen Stuhl unauffällig zurück. Wenn Präfekt Calvinius glaubt, dass er sich ungestört über die Speisen hermachen kann, hat er sich mächtig geschnitten. Ich habe schon gerissenere Mäuler als ihn an den Schnittchen ausgetrickst.
    »Um diese Zeit nächsten Monat müssen mindestens einhundert Tonnen Eisenerz an den …«
    Der Vizekonsul wird vom Klappern der Essenswagen unterbrochen, die durch die Tür geschoben werden. Bevor jemand reagieren kann, bin ich schon aufgesprungen und fast am Ziel. Calvinius sieht mich kommen und unternimmt einen tapferen Versuch, sich aus seinem Stuhl zu stemmen, aber ich fege ihn einfach zur Seite und stampfe im Vorbeilaufen seinem Assistenten noch kräftig auf den Fuß. Sie weichen verwirrt zurück. Ich schaffe es als Erster zu den Wagen und hacke mir eine dicke Scheibe vom Rehbraten ab, schnappe mir eine Hand voll Wurzeln und packe alles auf mein Tablett. Dann lege ich noch alles darauf, was ich in die Hände kriege.
    »Ungehobelter Lümmel!«, faucht Calvinius von hinten.
    »Wir leben in Kriegszeiten«, erwidere ich. »Da muss man schnell reagieren.«
    Alles in allem ist meine Mission erfolgreich verlaufen. Ich schwanke mit einem schwer beladenen Tablett von den Essenswagen weg, während die Nachzügler immer noch unterwegs sind. Diese Art schneller und tödlicher Angriff hat mir auf dem Schlachtfeld meine berüchtigte Durchschlagskraft verliehen. Plötzlich finde ich mich neben Vizekonsul Zitzerius wieder und grüße ihn freundlich.
    »Ihr habt nicht lange gezaudert, die Gastfreundschaft des Konsuls wahrzunehmen«, erklärt er trocken.
    »Wenn eine Krise auftaucht, weiß ich rasch darauf zu reagieren.«
    Zitzerius beäugt mich angewidert. »Ich befand mich noch mitten in meiner Rede.«
    »Und es war wirklich eine sehr interessante Rede. Ich betrachte es als eine Ehre, unter Euch dienen zu dürfen.« Damit entschuldige ich mich und gehe mit gesenktem Kopf zu meinem Stuhl zurück. Ich ignoriere die Anwesenden. Das heißt, eigentlich ignorieren die

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