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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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nach dem Krieg gedankt? Haben sie nicht. Ich verabscheue sie.
    Ich schnalle mir mein Schwert um, präge mir einen Zauberspruch für Notfälle in mein Gedächtnis ein und gehe nach unten, auf ein letztes Bier, bevor ich aufbreche. Makri hat gerade ihre Schicht beendet und will wissen, wo ich hingehe.
    »Ich besuche Lohdius’ Frau.«
    »Ich will mitkommen.«
    »Warum?«
    »Ghurd und Tanrose führen eine intensive Unterhaltung, und das bereitet mir Unbehagen. Und Dandelion geht mir mit ihrer Fröhlichkeit, weil sie wieder zusammen sind, wirklich auf die Nerven. Sie quatscht die ganze Zeit davon, dass sogar die Sterne am Firmament sich freuen. Ich ertrag das nicht mehr länger.«
    Ich will Makri gerade mitteilen, dass sie mich nicht begleiten kann, weil ich das Haus eines Senators besuche. Mit ihrem orkischen Blut dürfte Makri dort alles andere als willkommen sein. Doch ich überlege es mir anders. Warum sollte ich mir wegen der Frau eines Senators so viele Gedanken machen? Abgesehen von den Zeiten, in denen Makri die nervendste Frau von ganz Turai ist, ist sie meine Freundin. Sie ist einer der wenigen Freunde, die ich noch habe. Sie kann mitkommen, wenn sie will. Sollen die in Thamlin doch mal sehen, wie der Rest der Stadt lebt! Ich lasse mir noch eine Flasche Kleeh von dem Regal hinter dem Tresen geben. Dandelion reicht sie mir stirnrunzelnd. Sie ist vermutlich das einzige Schankmädchen in ganz Turai, das Trinken missbilligt. Makri zieht sich rasch ihr Männerwams an, schnallt sich den Gurt mit ihren beiden Schwertern um und schiebt sich ein Messer in ihren Stiefel. Dann überlegt sie, ob sie auch noch die Axt mitnehmen soll.
    »Wir wollen nicht gegen einen Drachen kämpfen, sondern befragen die Frau eines Senators.«
    »Das behauptest du immer. Und dann passiert irgendetwas Schlimmes, und ich brauche meine Axt.«
    »Glaub mir, diesmal ist keine Axt vonnöten.«
    Makri wirkt ein bisschen unglücklich. »Du magst nur nicht mit einer Frau, die eine Axt trägt, auf der Straße gesehen werden.«
    Es dauert nicht mehr lange bis zum Einbruch der Dunkelheit. Wenn wir nicht zu Fuß nach Thamlin gehen wollen, müssen wir rasch einen Miet-Landauer erwischen. Nachts ist Reiten und Kutschfahren in Turai verboten. Wir finden einen am Ende des Mond-und-Sterne-Boulevards. Ich nenne dem Kutscher das Ziel unserer Fahrt und nehme einen Schluck aus meiner Kleehflasche, als wir über den Fluss trotten. Makri zündet sich eine Thazisrolle an. Thazis ist zwar im Prinzip illegal, aber durch den steigenden Einfluss von Boah, einer viel stärkeren Droge, haben die Behörden es aufgegeben, sich um Thazis zu kümmern. Der Fahrer möchte sich mit uns über den unmittelbar bevorstehenden Angriff der Orks unterhalten. Wir schweigen, aber davon lässt er sich nicht abschrecken.
    »Ich denke, das ist das Ende von Turai«, erklärt er. »Wir können sie nicht noch einmal besiegen. Woher soll unsere Armee kommen? Die Hälfte aller jungen Männer in der Stadt sind der Boahsucht verfallen. Die Hälfte der Senatoren auch. Ich habe gehört, dass General Lamisius letzte Woche vom Dienst suspendiert worden ist, weil er das Zeug mit sattem Gewinn an seine Untergebenen weiterverkauft hat. Und unsere Waffenkammer ist auch leer. Die Bruderschaft und der Freundeskreis haben alle unsere Waffen schon vor langer Zeit verscherbelt. Und wer soll uns zu Hilfe kommen? Die Simnianer? Nie im Leben. Die bleiben schön zu Hause im Warmen hocken und sehen zu, wie wir abgeschlachtet werden. Und ich glaube auch nicht, dass die Elfen zu Hilfe heransegeln werden. Warum sollten sie auch? Sie haben genug eigene Probleme, und außerdem bezweifle ich, dass sie genug Mumm für einen weiteren Krieg haben. Wer bleibt uns da noch an Verbündeten? Nioj? Die werden uns nie im Leben helfen. Diese Nordschweine werden sich ihre Hängebäuche vor Lachen halten, wenn die Orks uns vernichten. Also hätten wir da noch die Liga der Stadtstaaten. Und was ist die zur Zeit wert? Der Zustand der Liga ist chaotisch, so lange ich denken kann. Glaubt Ihr, dass die es wirklich schafft, eine Armee auf die Beine zu stellen? Das ist so unwahrscheinlich, wie sich in der Unterwelt einen Sonnenbrand zu holen. Wir sind verloren, und alle wissen das. Sobald der Winter vorbei ist, nehme ich meine Familie und gehe nach Westen. Vielleicht schaffen wir es weit genug, damit die Orks uns nicht finden.«
    Ich versuche, ihn zu ignorieren. Mir geht auch so schon genug im Kopf herum. Außerdem steckt mehr Wahrheit in

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