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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Handbewegung beiseite. Makri tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Ihr schmeckt die ganze Sache gar nicht. Als Ivaris uns zur Kapelle in den Hinterhof führt, spüre ich Makris heißen Atem im Ohr.
    »Muss ich auch etwas sagen?«
    »Nein«, erwidere ich ebenfalls flüsternd. »Nick nur einfach an der richtigen Stelle. Und sing keine Ork-Hymnen oder so was.«
    »Ich singe keine Ork-Hymnen«, zischt Makri wütend zurück. »Ich fluche nur auf Orkisch.«
    »Einverstanden, dann tu eben das nicht.«
    »Warum sollte ich es tun?«, bohrt Makri nach.
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe noch nie verstanden, was du so tust.«
    »Willst du mir etwa vorhalten, dass ich ein Ork bin?«
    Makris Stimme kann ziemlich durchdringend sein. So wie jetzt.
    »Ganz und gar nicht.«
    »Du hast es angedeutet.«
    »Und wenn?«
    Makri sieht mich wütend an. »Warum gibst du nicht einfach zu, dass du glaubst, eines Tages würde mein Ork-Blut die Oberhand gewinnen und ich würde anfangen, Menschen abzuschlachten?«, schreit sie.
    Ich schüttle den Kopf. »Siehst du, Makri, deshalb nehme ich dich nie mit zu irgendwelchen Ermittlungen. Bei der kleinsten Kleinigkeit regst du dich auf und fuchtelst mit deinen Schwertern herum.«
    »Ich fuchtele überhaupt nicht mit meinen Schwertern herum.«
    »Aber du bist kurz davor. Reg dich einfach ab.«
    »Abregen?«, brüllt Makri. »Ich habe nichts gemacht, und du hast mich einfach so beschuldigt, Ork-Hymnen zu singen. Ich kenne gar keine verdammten Ork-Hymnen. Na gut, vielleicht eine oder zwei oder so. Aber darum geht’s hier nicht!«
    »Willst du endlich aufhören herumzukrakeelen? Ich nehme dich mit in das Haus eines Senators, und du kannst dich mal wieder einfach nicht zivilisiert benehmen.«
    »Zivilisiert? Du nimmst das Geld dieser Frau und hast gesagt, dass du den Senator und alle seinesgleichen hasst, du Vaginux!«
    »Siehst du? Du hast dieses Gefluche auf Orkisch einfach nicht im Griff. Ich wusste, dass du keinen menschlichen Gottesdienst durchstehen würdest, ohne in atavistische Verhaltensweisen zurückzufallen. Wir können wahrscheinlich von Glück reden, wenn du niemanden auf dem Altar opferst!«
    Ivaris hüstelt freundlich. Als wir uns umdrehen, sehen wir uns etwa zwanzig Mitgliedern ihres Haushalts gegenüber, die uns eher nervös betrachten. Die etwas Kräftigeren unter ihnen scheinen sich sogar schon widerwillig damit abzufinden, ihre Herrin nötigenfalls zu verteidigen.
    »Es wird Zeit für das Gebet«, erinnert uns Ivaris gelassen.
    »Wir sind bereit«, murmele ich. Makri und ich folgen beschämt dem Trupp in den Hoftempel.
    Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal an einem solchen Ort gewesen bin. Wahrscheinlich nicht mehr, seit ich in das Haus eines niojanischen Attaches eingebrochen bin. Im Tempel ist es sauber, alles ist weiß, und es herrscht eine friedliche Stimmung. Efeu rankt an den Wänden empor. Eine zarte Rauchwolke kräuselt sich aus einem Weihrauchbecken in den Himmel. Es genügt, um ein köstliches Aroma in dem offenen Raum zu hinterlassen. Es ist immer noch mild und außerdem so ruhig hier – man könnte fast vergessen, dass man sich mitten in der Stadt befindet. Fehlt nur noch ein angemessen breites Sofa, und es wäre der ideale Ort für ein kleines Nickerchen nach dem Abendessen.
    Die Familie hält sich ihren eigenen Pontifex, der sie durch die Gebete führt. Es ist ein alter, grauhaariger Mann, der sich vermutlich aus dem aktiven Kirchendienst zurückgezogen hat. Als er die Worte intoniert, habe ich Mühe, wach zu bleiben. Makri kniet neben mir. Sie ist zappelig. Wahrscheinlich fürchtet sie, dass dies hier einige Stunden dauern könnte. Ich dagegen fühle mich eher friedlich. Ich vergesse sogar die Ork-Horden, die sich gerade versammeln, um uns zu überrennen. Es tut mir beinahe Leid, als die Gebete schließlich enden.
    Mühsam stehe ich auf. Die Bediensteten zerstreuen sich. Ivaris dankt dem Priester. Makri verzieht sich so rasch wie möglich aus dem Tempel, ich jedoch warte, um mich höflich von der Senatorengattin zu verabschieden. Ich möchte mich bei ihr bedanken, weil sie uns eingeladen hat, mit der Familie zu beten, aber ich finde irgendwie nicht die rechten Worte. Verlegen schaue ich sie an.
    »Ich werde den Namen Eures Gatten von dem Vorwurf des Mordes reinwaschen«, verspreche ich ihr schließlich etwas pathetisch, drehe mich schwungvoll um und gabele auf dem Weg nach draußen Makri auf. Unser Miet-Landauer wartet noch vor der Tür. Unterwegs

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