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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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verstärkt, jedenfalls rede ich mir das ein. Ich fühle, wie die Orks ihre Armeen aufstellen.
    Und ich frage mich, ob in eben diesem Moment vielleicht ein Detektiv über die Straßen von Prinz Amrags Königreich irrt und versucht, einen orkischen Aristokraten von einer Mordanklage reinzuwaschen. Das bezweifele ich. Makri ist eine der wenigen Menschen in Turai, die wirklich Erfahrung mit der orkischen Gesellschaft hat. Und sie behauptet, dass ihre Zivilisation keineswegs so primitiv ist, wie wir Menschen uns gern weismachen. Vielleicht hat sie Recht. Trotzdem habe ich noch nie etwas von einem orkischen Detektiv gehört. Falls eine solche Kreatur dennoch existiert, hat sie mein volles Mitgefühl.
    »Wie ist es beim Senator gelaufen?«, erkundigt sich Ghurd, als ich an den Tresen trete und meine Hand nach einem erfrischenden Krug Bier ausstrecke.
    »Ich habe ihn zu Boden geschlagen.«
    »Nein, ich meine deinen Klienten.«
    »Von dem rede ich.«
    Ghurd sieht mich verwirrt an.
    »Ich glaube nicht, dass du so etwas tun solltest.«
    »Es wird gewöhnlich nicht empfohlen«, gebe ich zu. »Aber manche Klienten muss man sich erst zurechtstutzen.«
    »Bei uns im Norden hatten wir ja keine Detektive«, gibt Ghurd zu. »Allerdings hatten wir auch keine hohe Kriminalität. Bis auf eine gestohlene Scheibe Seehundspeck aus dem Nachbardorf, ab und an.« Ghurd seufzt. »Ich glaube nicht, dass ich mein altes Dorf noch einmal wiedersehen werde.«
    »Warum denn nicht?«
    »Komm schon, Thraxas, wie hoch stehen die Chancen, dass einer von uns diesen Krieg überlebt?«
    Makri taucht im Schankraum auf. Sie trägt ihre normale Kleidung, ein kurzes Männerwams. Und wird von Marihana und einer Frau begleitet, die ich nicht kenne. Sie steigen die Treppe hinauf, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Findest du nicht, dass sie verstohlen wirken?«, frage ich Ghurd.
    »Ich glaube nicht.«
    »Auf mich haben sie jedenfalls verstohlen gewirkt. Ich traue Marihana nicht. Jedes Mal, wenn sie mit Makri zusammensteckt, passiert irgendwas Schlimmes.«
    »Du meinst ein Meuchelmord?«
    Ich schüttele den Kopf. »Marihana würde an ihrer Genossenschaftsarbeit niemanden teilhaben lassen. Aber eben etwas anderes Schlimmes.«
    Ghurd nickt. »Wo ich herkomme, würde eine Frau wie Marihana nicht herumlaufen und Leute umlegen. Sie wäre zu Hause und würde Seehundschwarte kochen.«
    »Und das wäre auch gut so. Turai könnte viel von deinem Dorf lernen, Ghurd.«
    Ich frage mich, was Makri vorhat. Ich weiß, dass sie Marihana nicht das Lesen beibringt. Die kleine Meuchelmörderin ist eine gebildete Frau. Seit diese Senatorenwitwe Herminis zum Tode verurteilt worden ist, benimmt Makri sich merkwürdig.
    »Glaubst du, dass sie Geld für eine Berufung sammeln?«
    »Wer?«
    »Die Vereinigung der Frauenzimmer.«
    Allein die Erwähnung des Namens ruft ein Stirnrunzeln bei Ghurd hervor.
    »In dieser Kaschemme sollte sie lieber kein Geld für diese Organisation sammeln.«
    Nur wenige Männer in Turai hegen Sympathien für die Vereinigung der Frauenzimmer. Der König mag sie nicht, der Konsul mag sie nicht, und der Senat lehnt sie in seltener Einmütigkeit ab. Kaschemmenbesitzer und Detektive entwickeln ebenfalls nur sehr wenig Solidarität für sie.
    »Herminis hat ihren Ehemann getötet«, erkläre ich. »Was erwarten sie von der Stadt? Dass sie ihr einen Orden dafür verleihen?«
    »Das wäre skandalös«, stimmt mir Ghurd zu und schüttelt den Kopf. »Sie hat den Strang verdient.«
    »Natürlich hat sie das.«
    »Aber erst letzten Monat hat man Senator Divianus gestattet, ins Exil zu gehen, nachdem er seine Frau die Treppe hinuntergestoßen hat.« Tanrose ist unvermutet neben uns aufgetaucht.
    »Das war etwas völlig anderes«, erklärte ich. »Divianus war ein Kriegsheld.«
    »Und?«
    »Man kann keine Kriegshelden exekutieren. Das hinterlässt einen schlechten Eindruck in der Stadt. Vor allem, wenn die Orks vor der Tür stehen.«
    »Diese ganze Angelegenheit ist eine schreckliche Heuchelei«, erwidert Tanrose und sieht Ghurd an.
    »Das habe ich Thraxas auch gesagt«, stimmt Ghurd ihr hastig zu. »Ich sagte, dass wir in meinem Dorf die Frauen viel besser behandeln.«
    Mir verschlägt es die Sprache über Ghurds schändlichen Verrat. Tanrose legt ihm den Arm um die Schultern.
    »Thraxas, du solltest dir ein Beispiel an Ghurd nehmen. Du bist zu eingefahren in deine alten Sichtweisen. Die Stadt verändert sich.«
    Jetzt habe ich aber genug. Ich trage mein Bier zum

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