Orcs ante Portas
blockiert. Jeder Bonze, bei dem ich vorstellig werden wollte, ist entweder zu beschäftigt oder nicht zu sprechen. Unsere Behörden sind anscheinend fest entschlossen, Lohdius den Mord anzuhängen. Der Grund dafür ist nicht schwer nachzuvollziehen. Lohdius genießt so viel Unterstützung aus allen Schichten der unzufriedenen Bevölkerung, dass man es bisher nicht gewagt hat, offen gegen ihn vorzugehen. Jetzt jedoch stehen die Orks praktisch vor den Toren, und die Einwohner Turais scharen sich um die Fahne. Das ist die beste Gelegenheit, die der König und seine Partei je bekommen werden, sich Lohdius’ zu entledigen. Hätten die Traditionalisten zu irgendeinem anderen Zeitpunkt Lohdius einen Mord unterzuschieben versucht, wäre die Stadt im Aufruhr versunken. Jetzt jedoch kommen sie möglicherweise damit durch.
»Lass ihn doch einfach hängen«, rät mir Makri.
»Das kann ich nicht. Nicht, wenn er unschuldig ist.«
Makri zuckt mit den Schultern. Jedes Mal, wenn Makri mich verdächtigt, einem moralischen Kodex zu folgen, lacht sie mich aus und zählt die zahllosen Gelegenheiten auf, bei denen meine Handlungen einen offenkundigen Mangel an moralischer Unterfütterung gezeigt haben. Ich weiß allerdings nicht, ob sie das ernst meint. Auf ihre Art ist sie selbst sehr moralisch.
»Das beschäftigt dich doch nicht wirklich, oder? Ich meine, die Frage, ob er unschuldig ist oder nicht. Du verlierst einfach nur nicht gern einen Klienten.«
»Vielleicht.«
»Das verstehe ich«, erwidert Makri. »Manchmal haben sie mich mit einem Partner in die Arena geschickt. Es hat mir nie gefallen, wenn die umgebracht wurden. Normalerweise habe ich sie beschützt und ihre Gegner für sie getötet. Manchmal jedenfalls. Vielleicht habe ich das aber auch nur getan, weil ich gern Leute umbringe.«
»Dir gefällt es, jemanden zu töten?«
»Selbstverständlich.«
»Dann musst du dich auf diesen Krieg ja mächtig freuen.«
»Das tue ich auch.«
»Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir selbst dabei umkommen«, gebe ich zu Bedenken.
Makri tut das mit einem Schulterzucken ab. Es kümmert sie nicht, dass sie vielleicht fallen wird, solange sie vorher Gelegenheit bekommt, jede Menge Orks abzuschlachten. Makri hasst die Orks wirklich mit leidenschaftlicher Inbrunst.
Ich denke über meinen nächsten Schritt bei meinen Ermittlungen nach. Dank Astral Trippelmond habe ich die besten Bilder zu Gesicht bekommen, welche die Zaubererinnung bei dem Versuch heraufbeschworen hat, in die Vergangenheit zu sehen. Es ist uns allerdings nicht viel besser ergangen als dem Alten Hasius Brillantinius. Es waren zu viele Menschen auf dieser Konferenz, und keines der Bilder aus den Kuriyabecken ist wirklich klar. Was Astral ein wenig irritiert hat. Seinen Kalkulationen nach hätte die Stellung der Monde zur Zeit des Verbrechens eigentlich eine wesentlich gründlichere magische Untersuchung erlauben müssen.
»Blockiert vielleicht jemand diese magischen Bilder?«
Das hält Astral für unwahrscheinlich.
»Die Bilder sind nicht so klar, wie ich erwartet habe, aber manchmal kommt so etwas vor. Auch Zauberer können nicht alles erklären.«
Astral Trippelmonds Bilder sagen mir jedenfalls mehr als alle Worte, die Harrius gemacht hat. Lohdius hat sich vor der Konferenz eine Weile im Flur herumgedrückt. Das setzt ihn in ein nachteiliges Licht. Allerdings ging es in dem Korridor ziemlich lebhaft zu. Senatoren gingen hin und her und führten Privatgespräche. Prätor Raffius debattierte mit Präfekt Drinius, und zu ihnen gesellten sich Zitzerius und Harrius. Konsul Kahlius und sein Assistent Bewarius redeten mit Rhizinius. Allerdings gab es keinerlei Anzeichen für etwas Verdächtiges, und niemand von ihnen hat die Küche betreten. Jedenfalls so weit man es sehen konnte.
Da mir alle offiziellen Kanäle verschlossen bleiben, habe ich Anhänger von Lohdius aufgesucht und versucht, von einem anderen Ansatzpunkt aus einen Durchbruch zu erzielen. Aber selbst das erweist sich als schwierig. Lohdius’ Anhänger begegnen mir ebenfalls eher zurückhaltend. Sie wissen, dass der Senator mir nicht traut.
Es ist mir gelungen, den Mann zu sprechen, der das Gebäck zubereitet hat, an dem Präfekt Calvinius gestorben ist. In gewisser Hinsicht war mein Besuch in der Küche des Konsulats sehr lohnend. Öttgerox, der verantwortliche Küchenchef, ist ein ausgezeichneter Koch, und er ist sich nicht zu schade, Kostproben seiner Kunst zu verteilen. Vom ersten Bissen an erkannte ich in
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