Orcs ante Portas
ihm einen wahrhaft großen Meister, und es ist ein Vergnügen gewesen, ihn kennen zu lernen. Wir haben über Backwerk, Rehbraten, Fisch, Wurzeln und andere höchst interessante Dinge gefachsimpelt. Er liebt alle Aspekte der Nahrungszubereitung, und nur weil er viel Zeit damit verbringt, köstliche Kleinigkeiten für die Gäste des Konsuls zuzubereiten, bedeutet das nicht, dass er die Bedeutung einer herzhaften Schüssel Eintopf im Winter außer Acht ließe.
Unglücklicherweise hat er mir trotzdem nicht bei dem Mord an Calvinius weiterhelfen können. Er schwor, dass kein Fremder einen Fuß in seine Küche gesetzt hätte. Ich habe ihn in diesem Punkt ziemlich präzise befragt, aber er blieb bei seiner Aussage. Niemand hatte ihn gestört, als er das Essen zubereitet habe, und er hatte die Küche auch aus keinem Grund verlassen.
Ich bin geneigt, ihm zu glauben. Einem Mann mit einer solchen Gabe zur Essenszubereitung muss man einfach vertrauen. Natürlich hat Öttgerox nicht gesehen, was mit seinem Gebäck geschehen ist, nachdem es die Küche verlassen hat. Die Nahrung wurde auf Essenswagen hinausgerollt, und einige dieser Wagen standen eine Weile im Flur, bevor sie in den Konferenzsaal geschoben wurden. Ich wünschte mir, dass Lohdius sich nicht so lange in dem Korridor aufgehalten hätte, jedenfalls nicht ohne eine gute Erklärung, was er dort gewollt hat.
Ich habe auch versucht, die Spur des Karasins weiterzuverfolgen, und wollte herausfinden, wer noch die Möglichkeit gehabt hätte, etwas von diesem Gift in die Stadt zu schmuggeln. Aber auch diese Fährte führte nirgendwo hin. Ich habe viel über die Fabrikation von gefärbtem Pergament gelernt, mehr aber nicht. Dies ist einer von den Fällen, die einen großen Apparat erfordern, über den zum Beispiel die Zivilgarde verfügt, aber natürlich komme ich da auch nicht zum Zuge. Zivilgardist Inkorruptox, einer meiner wenigen Kontaktleute in der Garde, hat mir verraten, dass ich meine Zeit verschwenden würde, in der Zivilgarde herumzuschnüffeln. Kein Zivilgardist würde mir helfen.
Der einzige Aspekt des Falles, in dem ich Fortschritte mache, ist die Angelegenheit des angeblich gefälschten Testaments, der Grund für Calvinius’ Klage gegen Lohdius. Offenbar hatten die Bonzen im Justizdomizil keine Bedenken, mir darüber Einzelheiten mitzuteilen. Denn es sieht schlecht aus für Lohdius. Aussagen aus Abelasi und der Untersuchungsbericht eines Zauberers über dieses Testament deuten daraufhin, dass tatsächlich versucht wurde, Calvinius zu betrügen. Angesichts der Tatsache, dass der Begünstigte des Testaments Lohdius war, dürfte es ihm schwer fallen, diese Sache einem Richter zu erklären. Ich darf dabei nur nicht außer Acht lassen, dass die Traditionalisten es auf Lohdius abgesehen haben. Wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob Calvinius nicht an einer Scharade beteiligt war, die im Palast ausgeheckt worden ist, um Lohdius in Misskredit zu bringen? Bis ich genauere Nachforschungen angestellt habe, werde ich diese Angelegenheit so vorurteilslos wie möglich behandeln.
Und es gibt noch einen weiteren Strohhalm, den ich erfolgreich vom Boden aufgelesen habe. Offenbar haben noch einige andere Leute in Turai ein starkes Interesse an Calvinius’ Tod gehabt. Zum Beispiel der Freundeskreis. Diese kriminelle Vereinigung kontrolliert das organisierte Verbrechen im Nordteil der Stadt. Calvinius hatte kurz vor seinem Tod veranlasst, zwei Häuser zu schließen, die einen sehr schlechten Ruf genossen und unmittelbar an Thamlin grenzten. Es ist sehr gut möglich, dass der Freundeskreis sich dafür hat rächen wollen. Das organisierte Verbrechen hat es zwar bisher nicht gewagt, einen so hochrangigen Politiker zu ermorden, aber mit ihrem wachsenden Reichtum ist auch ihre Rücksichtslosigkeit gestiegen. Ich glaube zwar eigentlich nicht, dass sie wirklich wagen würden, einen Präfekten umzubringen, aber es zeigt nur die herrschende Verwirrung in unserer Stadt, dass es Leute gibt, die das für möglich halten. Ebenso sind allerdings auch viele Menschen bereit zu glauben, dass die Vereinigung der Frauenzimmer hinter Calvinius’ Ermordung steckt, weil er sich geweigert hat, Herminis’ Todesstrafe umzuwandeln und sie ins Exil gehen zu lassen.
Während ich darüber mit einem Bier in der einen und einer Wildpastete in der anderen Hand nachsinne, bekomme ich plötzlich einen Schlag in den Rücken, der mich gegen den Tresen schleudert. Meine Pastete fällt zu Boden. Ich wirbele
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