Orcs ante Portas
bisschen Übung kommt das sicher schnell wieder. «
Jedenfalls hoffe ich das. Es ist nicht leicht, eine Phalanx von fünfhundert Männern zu manövrieren und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass alle Soldaten während eines Vorstoßes oder eines Rückzugs an ihrem richtigen Platz bleiben. Man muss durch widriges Gelände laufen können, ohne aus der Formation auszubrechen. Eine gute Phalanx wird wie eine unaufhaltsame Welle in den Feind einschlagen, oder einen Angriff wie eine unnachgiebige Mauer zurückschlagen. Aber das erfordert viel Übung. Ich hoffe nur, dass wir einen kompetenten Kommandeur bekommen. Sollte es ein Senatorensöhnchen sein, das noch nie in einer Schlacht gekämpft hat, dann stecken wir ernstlich in Schwierigkeiten.
»Und was soll ich im Krieg tun?«, will Makri wissen. »Sie wollen mich nicht in die Armee aufnehmen. Du weißt, dass ich trotzdem kämpfen werde. Muss ich vielleicht allein da hinausgehen?«
»Das ist schwierig, Makri. Abgesehen von den Zauberinnen kämpfen turanianische Frauen nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Es gab allerdings einmal eine Frau, die bei dem letzten Angriff der Orks mitgekämpft hat. Sie hatte Männerkleidung angelegt, und keiner hat etwas gemerkt, bis sie getötet wurde und begraben werden musste.«
»Du meinst, ich soll mich auch verkleiden?«
»Ich glaube nicht, dass du damit durchkommst. Sie war ein ziemlich kräftiges Mädchen und ist mit Leichtigkeit als Mann durchgegangen. Bei dir liegt der Fall anders. Es ist wirklich schwierig. Ich wüsste nicht, in welche Einheit du hineinpassen solltest.«
Es gibt Bürgerphalangen, die Kavallerieschwadrone der Senatoren und Söldnerkompanien, aber wir verfügen auch über verschiedene Brigaden an leichten Truppen. Bogenschützen, Armbrustschützen, leichte Kavallerie und dergleichen mehr. Aber jede Einheit wird von einem Mitglied der Senatorenkaste befehligt.
»Sie werden es nicht zulassen, dass du mitmachst. Aber weißt du, wenn wir in der offenen Feldschlacht unterliegen und die Stadt belagert wird, wird dich niemand abhalten, die Mauern zu verteidigen.«
»So lange will ich aber nicht warten«, stellt Makri nachdrücklich fest.
Ich verspreche ihr zu tun, was ich kann. Vielleicht finde ich ja ein Schlupfloch für Makri, sich doch in die Armee einzuschmuggeln. Allerdings wäre es mir lieber, wenn sie es nicht täte. In einem richtigen Krieg mit den Orks sind die Verluste sehr hoch. Mir wäre es lieber, wenn Makri in der Stadt bliebe, in Sicherheit. Ziehen wir beide in die Schlacht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir beide überleben. Das weiß ich aus Erfahrung. Als der letzte Ork-Krieg ausbrach, war ich noch ein junger Mann mit einem Haufen Trinkkumpane, die eine ganze Kaschemme füllen konnten. Als der Krieg zu Ende ging, hatte ich kaum noch genug Freunde, um einen runden Tisch zu besetzen. Die Gefährten der Jugend kann niemand ersetzen. Manchmal vermisse ich sie immer noch.
Der Winter ist nicht die geeignete Zeit für Truppenübungen. Es dürfte schwierig werden, ausreichend milde Tage zu finden, die Drill erlauben. Die Behörden hätten nicht zulassen dürfen, dass es so weit kommt. Wir sind schlecht vorbereitet. Turai ist in den letzten zehn Jahren reicher geworden, aber wir haben diesen Wohlstand auf Kosten unserer Sicherheit erreicht. Und jetzt müssen wir dafür büßen.
Es hat zwar aufgehört zu schneien, aber es ist bitterkalt. Glücklicherweise habe ich meinen magischen warmen Mantel, und der Zauber sollte mindestens einen halben Tag reichen. Ich marschiere zu dem Gelände um das Stadion Superbius, das vor der östlichen Stadtmauer liegt. Dort befindet sich das Truppenübungsfeld. Trotz des schlechten Wetters, der bevorstehenden Gefahr und der Frustration über meine aktuellen Ermittlungen fühle ich mich überraschend gut. Meine Reaktivierung als Soldat wirkt belebend auf mich. Als ich das Varquinius-Tor durchschreite, bin ich beinahe fröhlich. Es schießt mir durch den Kopf, dass es vielleicht gar kein so übler Abgang ist, wenn ich in dem bevorstehenden Krieg sterbe. Wenn ich erst in der Gesellschaft der anderen Männer bin, mit denen ich in der Vergangenheit gekämpft und von denen ich einige seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen habe. Vielleicht ist es besser, als langsam alt zu werden und verarmt in ZwölfSeen zu krepieren.
Als ich den festgesetzten Ort erreiche, südlich des Stadions, geselle ich mich zu den fünfhundert Männern der Siebten Phalanx. Einige plaudern mit ihren
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