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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Freunden, andere wirken nachdenklich. Den meisten ist einfach nur kalt. Meine wohligen Gefühle steigern sich noch, als ich Senator Marius sehe, der mit seinem Adjutanten auf einem kleinen Hügel vor der Phalanx steht. Senator Marius hat bereits im letzten Krieg als junger Kommandeur eine Phalanx befehligt. Er hat sich sehr gut gehalten und wurde für seinen Mut ausgezeichnet. Sollte er unser Kommandeur sein, bin ich zufrieden. Wir hätten es erheblich schlechter treffen können.
    Rund um das Stadion haben sich die anderen Phalangen zum Drill aufgestellt. Weiter entfernt sehe ich eine Reihe von Armbrustschützen, die Zielübungen veranstalten. Dahinter trabt eine Schwadron leichter Kavallerie in Formation und absolviert Schwenkübungen. Ich bemerke, dass uns von den Fenstern in den Mauern des Stadions Superbius einige Gesichter zusehen. Darin ist die Söldnerarmee untergebracht. Vermutlich amüsieren sich diese erfahrenen Kämpfer über die Kapriolen der Freizeitsoldaten, die sie beobachten.
    »Denen werden wir es schon zeigen«, sage ich zu dem Mann neben mir.
    »Ruhe!«, brüllt Senator Marius. Und zwar direkt neben meinem Ohr. »Hast du meinen Befehl nicht gehört?«
    Bedauerlicherweise habe ich das nicht. Der Senator zieht die Nase kraus und betrachtet mich misstrauisch.
    »Dich kenne ich doch.«
    »Ich glaube kaum …»
    »Du bist Thraxas. Du hast im letzten Krieg im Regiment meines Onkels gedient.«
    »Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass er …«
    »Ruhe!«, schreit Marius.
    Er ist ein ungewöhnlich großer Mann und schaut missbilligend auf mich hinunter.
    »Ich erinnere mich an das, was er über dich gesagt hat. Du warst die halbe Zeit zu betrunken, um deine Lanze festhalten zu können.«
    Das ist jetzt wirklich ungerecht. Hier haben wir es mit einem typischen Beispiel von Kriegsmärchen zu tun, die hoffnungslos übertrieben sind. Dieses Missgeschick ist mir vielleicht ein-oder zweimal passiert. Höchstens.
    »In meiner Phalanx wird im Dienst nicht getrunken!«, knurrt der Senator. »Wenn du betrunken antrittst, wird es dir Leid tun. Gravius, behalte den Mann im Auge.«
    Zenturio Gravius starrt mich scharf an. Jetzt fällt mir auch wieder ein, warum das Leben in der Armee nicht so großartig war. Ich unterstehe ab jetzt der Militärdisziplin, und der Senator hat die Macht, mich wegen Ungehorsams in den Kerker zu werfen, wenn ihm danach ist. Sobald man sich in ihren Reihen befindet, selbst als Bürgersoldat, scheint man alle Grundrechte verwirkt zu haben.
    Aber Marius ist noch nicht fertig mit mir. Er streckt eine Hand aus und befingert meinen Mantel.
    »Was ist das? Er ist ja warm. Hast du etwa einen Zauber auf deinem Mantel?«
    Mir wird unter den neidischen Blicken der gesamten Phalanx etwas unbehaglich.
    »Was für ein Mann tritt zu seinem Drill in einem magischen warmen Mantel an?«, röhrt Senator Marius. »Ist das hier etwa ein Weiberregiment? Oder stört dich das Wetter?«
    Er bückt sich und hält mir sein Riechorgan mitten ins Gesicht.
    »Du wirst dir über eine Menge mehr als über das Wetter Sorgen machen dürfen, du übergewichtige Karikatur eines Soldaten! Und jetzt zieh den Mantel aus!«
    Ich ziehe den Mantel aus und verwünsche insgeheim das Schicksal, das mich ausgerechnet in Marius’ Phalanx verschlagen hat. Der Mann ist ein erbärmlicher Tyrann und eine Schande für die Armee. Ich überlege, ob ich meine Beziehungen spielen und mich in eine andere Einheit versetzen lassen soll.
    Danach fangen wir mit den Manövern an. Die Grünschnäbel in unserer Phalanx machen so ziemlich alles verkehrt. Sie lassen ihre Lanzen sinken, wenn sie angreifen, und verheddern sich mit ihren Schilden beim Rückzug. Die Temperaturen fallen weiter. Senator Marius bellt uns seine Befehle zu, die er je nach Geschmack mit wüsten Beschimpfungen würzt. Er lässt uns sogar weiterexerzieren, als bereits der erste Schnee aus dem bewölkten Himmel heruntersinkt. Mir ist so kalt wie im Grab der Eiskönigin. Dieser Tag entpuppt sich als ein einziger Albtraum. Ich habe den Armeedienst schon immer gehasst.
    Als der Drill endlich zu Ende ist und das Nachmittagslicht allmählich abnimmt, ist mir kalt bis auf die Knochen. Ich wickle mich in meinen Mantel, aber seine Wärme ist längst dahin. Die Männer schweigen, als wir langsam vom Feld trotten. Die älteren Soldaten denken vermutlich dasselbe wie ich. Als Phalanx sind wir ein hoffnungsloser Fall, und wir haben nicht genug Zeit, um uns zu verbessern. Vermutlich werden diese

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