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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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du könntest verstehen, wie sehr er leidet, und ich wäre ja so ein unvernünftiger Kerl, und im Nu erzählt er dir alles.«
    »Warum sollte er das tun?«, fragt Makri verwirrt.
    »Das weiß ich auch nicht so genau. Aber damals beim Sicherheitsdienst hat es wunderbar funktioniert. Es muss wohl mit der inneren Funktionsweise des Geistes zu tun haben. Du weißt schon, dem brutalen Häscher folgt der freundliche Mitfühlende.«
    Makri denkt eine Weile nach. Ich erwarte, dass sie meine Zeit mit noch mehr Fragen verschwenden will, aber dann nickt sie plötzlich. »Ja, ich glaube, ich weiß, worauf du hinaus willst. Etwas Ähnliches passiert auch in dem großen Elfenepos Die Saga von den beiden Eichen und der Kriegerprinzessin. Es gibt darin eine Szene, in der ein Prinz in einen Kerker geworfen wird und …«
    Ich hebe meine Hand. »Könnten wir diese Elfenpoesie vielleicht ein andermal diskutieren? Wir müssen dringend diesen Verdächtigen befragen.«
    »Gut. Aber bist du sicher, dass ich die Gute Gardistin darstellen soll? Wäre es nicht besser, wenn ich die Böse spiele? «
    »Nein, du bist wesentlich besser geeignet, jemandem ein mitfühlendes gespitztes Ohr zu leihen.«
    »Bin ich gar nicht«, protestiert Makri empört. »Erst gestern Nacht habe ich einen Söldner hinausgeworfen, als er anfing, mir von seiner Liebsten oben im hohen Norden zu erzählen. Anscheinend wusste er nicht mehr genau, wo der hohe Norden so genau liegt, denn er hat angefangen, meinen Schenkel zu betatschen.«
    »Nun, vorausgesetzt, dass Kerinox nicht anfängt, an dir herumzufummeln, schaffst du es sicher, mitfühlend zu sein. Oder tu wenigstens so. Und beschimpfe ihn bitte nicht auf Orkisch.«
    Makri erklärt sich bereit, es zu versuchen, und wir marschieren gemeinsam in mein Büro zurück. Ich stürze mich sofort auf den Rothaarigen, gebe ihm einige Ohrfeigen, bedrohe ihn mit meinem Schwert und meinem Dolch und mache ihm das Leben schwer. Er macht zwar nicht mehr Anstalten als vorhin, mit der Sprache herauszurücken, aber die raue Behandlung missfällt ihm sichtlich. Ich mache noch eine Weile so weiter. Makri sitzt ruhig da und schaut zu. Als ich denke, dass ich ihm genug Unbehagen eingeflößt habe, ziehe ich ein Gesicht, als würde mich das alles anwidern, und wende mich ab.
    »Du solltest besser reden, bevor ich dich hier umbringe«, drohe ich noch, bevor ich zurücktrete. Makri steht auf.
    »Denk dran, sei mitfühlend«, flüstere ich ihr zu. Ich setze mich an den Schreibtisch, und Makri baut sich vor dem Gefangenen auf.
    »Ist es ungemütlich für dich, so dazusitzen, Kerinox?«, fragt Makri. Sie bemüht sich, liebenswürdig zu klingen. »Soll ich deine Fesseln etwas lockern?«
    »Lass mich in Ruhe«, knurrt der Gefangene.
    »Möchtest du einen Schluck Wasser?«
    »Fahr zur Hölle.«
    Makri scheint verwirrt. »Möchtest du mir nicht deine Probleme erzählen?«, versucht sie es noch einmal.
    »Halts Maul, Miststück!«, knurrt unser rothaariger Gefangener.
    »Warum beantwortest du nicht einfach diese verdammten Fragen?«, schreit Makri ihn an und schlägt ihm so hart ins Gesicht, dass der Stuhl umkippt.
    Ich betrachte den Mann, der bewusstlos auf dem Boden liegt. »Das war wirklich großartig, Makri. Jetzt hast du ihn umgebracht. Wie war das noch mit dem Mitgefühl?«
    »Ich bin erst wütend geworden, als er mich beleidigt hat.« Sie verzieht die Lippen. »Du hättest mich den Bösen spielen lassen sollen. Dafür bin ich einfach besser geeignet.«
    Wir richten den Stuhl wieder auf. Kerinox hängt bewusstlos in seinen Fesseln. Er stöhnt. Wenigstens ist er nicht tot. Ich breite die Arme aus und drehe mich zu Makri um.
    »Ich weiß einfach nicht mehr weiter.«
    »Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung versuchst, der Gute zu sein?«, schlägt sie vor.
    »Dafür ist es zu spät. Ich habe ihn schon geschlagen. Hättest du nicht einmal dein Temperament etwas zügeln können?«
    Makri lässt sich von meinem Vorwurf nicht beeindrucken. »He, ich habe mein Bestes gegeben. Ich glaube, das Problem ist, dass du keinen wirklichen Ansatzpunkt hast. Er weiß, dass du ihn nicht umbringen wirst. Also braucht er nur zu warten, und irgendwann musst du ihn gehen lassen. Du hast diese ganze Angelegenheit von vornherein falsch angefangen.«
    »Als sie angefangen hat, stand ich bis zu den Knien im Schnee und musste mich gegen vier Angreifer wehren. Da blieb mir nicht viel Zeit zum Nachdenken.«
    »Nun, der Plan, den du dann irgendwann entwickelt hast, ist

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