Orcs ante Portas
jedenfalls gescheitert«, erklärt Makri. »Wahrscheinlich war er zu ausgefeilt.«
»Er hätte funktioniert, wenn du ihn nicht gleich bei der ersten Gelegenheit geschlagen hättest. Du solltest die Gute sein, nicht gewalttätig oder aggressiv!«
»Mir kannst du nicht die Schuld an diesem Debakel in die Schuhe schieben«, wehrt sich Makri. »Ich war von Anfang an eine Fehlbesetzung in dieser Rolle.«
Mittlerweile kommt mein Gefangener wieder zu sich.
»Du bist einfach nicht bedrohlich genug«, behauptet Makri.
»Was? Ich bin sehr bedrohlich.«
»Bist du nicht. Weißt du noch, wie wir damals bei der Suche nach dem Grünen Juwel diesen Kerl in Kushni in Angst und Schrecken versetzt haben? Das war bedrohlich! Warte hier.«
Makri verschwindet kurz und kehrt kurz darauf mit einem ihrer beiden schwarzen Ork-Schwerter zurück. Es ist eine sehr hässliche Waffe, dunkel und rasiermesserscharf. Die Klinge scheint das Licht zu verschlucken, statt zu reflektieren.
»Siehst du das?«, fragt sie den Rotschopf. »Dieses Schwert wurde von Dämonen in einer orkischen Esse unter den verfluchten Bergen von Zarax geschmiedet. Wenn es deine Haut zerschneidet, dann saugt es deine Seele auf und schickt dich in die orkische Hölle. Dort verbringst du dann den Rest der Ewigkeit als einziger Mensch, der in einem Inferno von verdammten Orks gefoltert wird. Und siehst du das hier?«
Makri deutet auf ihre rötliche Haut, schiebt dann ihre Haare zurück und zeigt ihre spitzen Elfenohren. »Das hier bedeutet, dass ich sehr geschickt damit umgehen kann. Und heute hege ich einen ausgeprägten Groll auf alle Menschen. Also gib mir die Informationen, die ich haben will, bevor ich bis fünf gezählt habe, oder mach dich bereit, den Legionen der verdammten Orks entgegenzutreten.«
Makri fängt an zu zählen, und sie lässt sich nicht gerade viel Zeit damit. Der arme Kerinox sieht tatsächlich eingeschüchtert aus, und ich glaube, er will gerade etwas sagen, als Makri ausholt und zuschlägt. Er kreischt wie am Spieß. Ich erwarte, dass sein Kopf durch mein Büro und über den neuen Teppich kegelt, aber Makri hält die Klinge wundersamerweise unmittelbar vor seinem heftig zuckenden Adamsapfel an.
»Was sagtest du gerade?«
Der Rothaarige wirft mir einen flehentlichen Blick zu. »Schaff mir diese Dämonin vom Hals! Ich sage dir ja, wer mich geschickt hat.«
Irgendwie tut er mir Leid. Es würde mir auch nicht gefallen, an einen Stuhl gefesselt zu sein, während Makri vor mir mit ihrem Schwert herumfuchtelt. Sie dreht sich um, geht zu meinem Schreibtisch, setzt sich gelassen hin und zündet sich eine von meinen Thazisrollen an, während ich Kerinox weiter befrage.
Er verrät mir, dass Bewarius ihn beauftragt habe, mich umzubringen. Der Assistent des Konsuls. Derselbe Mann, der die Schriftrolle aufgehoben hat.
»Bringst du oft Leute gegen Geld um?«, will ich wissen.
Kerinox zuckt mit den Schultern. »Wie es kommt.«
Viel mehr bekomme ich jedoch nicht aus ihm heraus, und außerdem hängt mir die ganze Sache ehrlich gesagt auch zum Hals heraus. Fürs Erste genügt mir das Wissen, dass Bewarius Männer engagiert hat, die mich umbringen sollten. Viel mehr Informationen benötige ich zunächst gar nicht. Jedenfalls nicht von Kerinox.
»Wenn du dich noch einmal auch nur in der Nähe der Rächenden Axt blicken lässt, wird Makri dich mit ihrem orkischen Schwert in Stücke hacken. Ich habe gesehen, wie Menschen daran sterben. Das ist kein leichter Tod.«
Ich binde ihn los. Kerinox ist verletzt und blutet aus einer Wunde unter seinem linken Auge. Eigentlich sollte ich kein Mitleid mit ihm verspüren. Immerhin hat er zweimal versucht, mich umzubringen. Aber irgendwie tut er mir trotzdem Leid. Er verschwindet ohne ein weiteres Wort. Makri sitzt derweil schweigend an meinem Schreibtisch und raucht Thazis. Ich gebe ihr siebeneinhalb Gurans und danke ihr für ihre Hilfe. Sie akzeptiert meinen Dank in ihrer üblichen, wenig zuvorkommenden Manier.
»Du bist in letzter Zeit wirklich mies gelaunt. Selbst nach deinen Maßstäben.«
Ich zucke mit den Schultern und zünde mir ebenfalls eine Thazisrolle an.
»Dieser Fall ist schwierig. Man versucht, mich umzubringen. Es schneit. Der Krieg steht bevor. Das versüßt einem nicht gerade das Leben.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmt Makri mir zu. »Aber ich verstehe wirklich nicht, warum du dich jedes Mal beschwerst, wenn mir alle Blumen schenken. Es ist nicht meine Schuld, wenn mir alle Blumen schenken. Hast du
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