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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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haben wir keinen klaren Gedanken fassen können. Keine von uns wusste, was wir tun sollten.«
    Es kommt wirklich höchst selten vor, dass Makri etwas zugibt, das auch nur annährend als persönliches Scheitern interpretiert werden könnte.
    »Und da bist du auf die Idee gekommen, mich in euer armseliges Debakel hineinzuziehen?«
    »Uns alle erwartet der Kerker und die anschließende Hinrichtung. Ich dachte, du wüsstest vielleicht einen Ausweg.« Makris Stimme wird schrill vor Ärger. »Aber ich hätte wissen müssen, dass du nicht fähig bist, einem Freund zu helfen, ohne vorher eine endlose Reihe von Sarkasmen, Wutausbrüchen und Beleidigungen auszustoßen. Ich Dummkopf. Schließlich habe ich es oft genug am eigenen Leib zu spüren bekommen!« Makri nimmt Herminis an die Hand. »Komm mit. Wir fragen Morixa. Vielleicht hat sie einen vernünftigen Vorschlag.«
    Ich schlucke etwa ein Dutzend wütende, sarkastische Beleidigungen herunter, die mir durch den Kopf schießen, und blockiere mit meiner stattlichen Gestalt die Tür. »Da geht ihr nicht raus. Damit würdet ihr eure Lage nur noch verschlimmern. Die Zivilgarde durchkämmt mit Sicherheit schon längst die Stadt nach euch.« Ich sehe Tinitis an. »Könnt Ihr uns verbergen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe keine Zaubersprüche mehr. Dieser orkische Magier war sehr stark.«
    Sobald Zauberer einen Bann gewirkt haben, können sie ihn nicht mehr anwenden, bis sie ihn erneut auswendig gelernt haben. Die großen Zauberer können sich zwar mehrere Sprüche ins Gedächtnis einprägen, aber ein länger anhaltender Kampf laugt auch sie aus. Ich nehme mein Zauberhandbuch aus dem Regal und reiche es Tinitis.
    »Es ist zwar schon etwas veraltet, aber Ihr werdet sicher etwas Geeignetes darin finden. Prägt es Euch rasch ein und wendet es an.«
    Tinitis schlägt das Buch auf und wirft einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis. Sie trägt den teuersten Pelzmantel, den ich jemals gesehen habe. Er ist so dick und luxuriös, dass ich nicht einmal genau weiß, aus welchem Tier er gemacht wurde. Vermutlich aus nördlichem Wolf, vielleicht auch aus dem noch selteneren goldenen Bären. Ihr Haar ist platinblond gebleicht, und Ringe aus Drachenschuppen baumeln von ihren Ohren. Sie ist nicht gerade eine unauffällige Erscheinung, und ich sende ein Stoßgebet an Sankt Quaxinius, dass niemand sie in der Kutsche hat vorfahren sehen. Aber in einer solchen Nacht mit ihrem heftigen Schneetreiben ist es durchaus möglich, dass sie unbeobachtet geblieben sind.
    »Habt Ihr die Pferde in den Stall gebracht?«
    Makri nickt. »Die Kutsche haben wir auch versteckt.«
    Ich sehe, dass Marihana ziemlich heftig aus einer Schnittwunde an ihrem Bein blutet. Ich suche in meinem Schreibtisch nach den Kräutern, die Chiruixa, die Heilerin, hier gelassen hat. Ich reiche ihr ein Bündel zusammen mit einer Schale Wasser.
    »Du weißt, wie du sie anwenden musst?«
    Marihana nickt, benetzt die Kräuter und legt die feuchte Masse auf ihr Bein. Das sollte die Blutung rasch zum Stillstand bringen. Trotz ihres zerbrechlichen Aussehens braucht es mehr als eine Schnittwunde am Bein, um die kleine Meuchelmörderin ernstlich außer Gefecht zu setzen.
    Tinitis Schlangenstrickerin hat mittlerweile einen Verhüllungszauber gefunden. Ich setze mich neben sie und lese den Bann mit. Ich werde meine bescheidenen Kräfte den ihren hinzufügen. Vielleicht genügt das, uns eine Weile zu verbergen. Unter ihrem Pelzmantel lugen zwei elegante silberne Slipper hervor. Bei diesem Wetter ein beinahe grotesk unpassendes Schuhwerk. Sie fängt an, die Worte des Banns zu sprechen. Es wird kälter in meinem Büro, als der Zauber wirkt. Als sie fertig ist, mache ich dasselbe. Das wird Herminis eine Weile verstecken, aber nicht allzu lange, wenn die Zivilgarde anfängt, ihre ganzen Kräfte auf die Suche zu richten.
    Herminis zittert. Tinitis spricht ein Machtwort, und das Feuer im Kamin flammt auf.
    »Was kommt jetzt?«, fragt Makri.
    »Jetzt gibt es ein schnelles Verfahren mit einer zügigen Exekution, höchstwahrscheinlich. Wir sollten Lisutaris von den Vorfällen benachrichtigen.«
    Ich denke dabei nicht nur an unsere augenblickliche Notlage. Es ist eine sehr ernste Angelegenheit, dass ein orkischer Magier sich unbemerkt in Turai verstecken konnte. Ich kann mir allerdings nicht erklären, wie er unentdeckt in diese Villa gelangen konnte. Das riecht nach Verrat in den höchsten Kreisen, und das bedeutet nichts Gutes für die Stadt. Gott

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