Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
sichergestellt, dass
sich Anrufe nur für einen sehr begrenzten Zeitraum zurückverfolgen ließen.
Außerdem war es Vergil strikt untersagt, den Vater mit diesem Handy
anzurufen.
Nachdem das kurze Telefonat beendet war, zog Vergil die Namensliste
aus seiner Tasche und begab sich damit zu der Sitzecke im Wohnbereich. Er legte
diese vor sich auf den Tisch und strich einen weiteren Namen mit einem
Kugelschreiber durch.
Jürgen
Böttger
Damit standen jetzt nur fünf Namen auf dem Zettel, die noch
nicht durchgestrichen waren. Doch das sollte sich bald ändern. Der Vater war ungeduldig und wollte, dass Vergil seinen Auftrag so schnell wie möglich
erledigte.
Große Aufgaben warten auf uns, mein Sohn! , hatte der Vater gesagt. Nota
bene! Wir beide sind Werkzeuge Gottes, und nichts wird uns aufhalten!
Auch Vergil war ein Werkzeug Gottes. Das machte ihn stolz. Zufrieden
blickte er zum Aquarium hinüber, in dem die Kegelschnecke immer noch damit
beschäftigt war, den gestrigen Fang zu verdauen. Vergil war nicht der einzige
Beobachter. Auf dem Beckenboden konnte man bei genauerem Hinschauen einige Artgenossen der
Gattung Conus geographus erkennen, denen er sich später widmen wollte.
Besser bekannt war diese Art unter dem Namen Landkartenkegelschnecke .
Ihr Gift gehörte zu den stärksten im Tierreich und eignete sich vorzüglich für Vergils
nächstes Vorhaben. Seine Mitstreiter , die Schnecken, wollten ernährt
werden. Schließlich lieferten sie den unverzichtbaren Saft, den Vergil für sein
weiteres Vorgehen so dringend benötigte.
Vergil hatte kein Licht eingeschaltet. Er
liebte es, wenn der Raum nur durch die bläulich strahlenden Leuchtröhren des
Aquariums in diffuses Licht getaucht war. Gedankenversunken blickte er durch
die Frontscheibe in das große Becken. Er dachte zurück an seine Zeit in
Australien. Als junger Student hatte er zum ersten Mal Bekanntschaft mit diesen
wundervollen Tieren gemacht. Nach seinem glänzenden Abitur hatte ihm der Vater ein Stipendium verschafft und dafür gesorgt, dass der Orden für die nicht
unerheblichen Kosten aufkam. An der Universität von Queensland hatte er die
Fächer Pharmazie und Toxikologie belegt und in beiden Fächern mit summa cum
laude promoviert. Das war lange her, doch Vergil dachte gerne an diese Zeit
zurück. Sie zählte zu den glücklichsten Abschnitten seines Lebens.
Manchmal sehnte er sich nach Queensland und
den schneeweißen Sandstränden, den Korallenriffen, dem tiefblauen Wasser, den
tropischen Korallengärten und den fabelhaften Inselwelten zurück. Das alles
hatte ihn tief beeindruckt und ihn zu einem leidenschaftlichen Taucher werden
lassen. In zahlreichen Tauchgängen hatte ihm sein Tauchlehrer die australische
Wasserwelt näher gebracht und in ihm eine Leidenschaft geweckt, die ihn sein
Leben lang nicht mehr loslassen sollte. Doch jetzt war es an der Zeit, sich auf
den nächsten Schritt vorzubereiten. Es standen noch fünf Namen auf seinem
Zettel!
11
+++ Donnerstag, 13.
September - 9.03 Uhr · Polizeipr ä sidium
M ü nchen
+++
Thomas Bent war ein sportlicher, schlanker Typ und um die 40
Jahre alt. Sein dunkles Haar und die grauen Schläfen ließen ihn etwas älter
erscheinen. Sie verliehen ihm ein gewisses Maß an Reife. Wer ihn näher kannte,
wusste allerdings, dass das nur Teil einer Maskerade war, die von seinem
eigentlichen Wesen ablenkte. Bent war der Typus des gnadenlosen Karrieristen,
der nicht davor zurückschreckte, zu rigorosen Mitteln zu greifen, um auf der
Leiter weiter nach oben zu kommen oder seine Ziele zu erreichen. Den Posten als
Polizeirat betrachtete er lediglich als Zwischenstation. Längst wurde er im
Innenministerium unter Parteifreunden als Polizeioberrat oder Polizeidirektor
gehandelt.
An diesem Morgen betrat er schlecht gelaunt sein Büro.
Gestern Abend war es spät geworden und jetzt zeigte sich sehr deutlich, dass
ihm wenigstens drei Stunden Schlaf fehlten. Kaum hatte er seine Tasche
abgestellt und einen schweren Aktenordner auf seinen Schreibtisch geknallt,
griff er auch schon zum Telefonhörer.
„Ja, Bent hier. Frau Sonnenberg, ich muss Sie dringend sprechen.
Kommen Sie bitte in mein Büro!“
Er stand neben dem schweren Ledersessel und atmete tief ein.
„Nein! Das interessiert mich überhaupt nicht! Ich will Sie hier
sehen. Sofort!“
Er legte auf, ohne die Reaktion Verenas abzuwarten.
*
„Das ist ja das allerletzte! So ein Spinner!“
Verena war außer sich. Sie hatte Bent lediglich darum
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