Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Lage gewesen, eine Notiz zu hinterlassen und etwas in seinen Kalender zu
schreiben?“
„Ja, das ist durchaus möglich, wobei das
natürlich sehr stark von dem Zeitraum abhängt, der ihm nach der Injektion zur
Verfügung stand. Viel Zeit hätte er nicht gehabt. Der Todeszeitpunkt liegt
übrigens zwischen 21.00 und 22.00 Uhr. Genauer geht es nicht. - Da ist noch
etwas …“
Keßler machte sich Notizen und kritzelte
etwas auf ein Blatt seines kleinen Schreibblocks, während Bamberger mit seinen
Ausführungen fortfuhr.
„Der Mörder hätte sich die Mühe sparen können.
Der Pfarrer war unheilbar krank.“
„Sie meinen, der Bluthochdruck hätte zu
seinem Tod geführt?“
„Vielleicht. Aber das meine ich nicht. Bei
der Obduktion haben wir festgestellt, dass er unter Magenkrebs litt. Der Tumor
hatte bereits gestreut und auch in der Lunge fanden sich Metastasen. Bei
optimistischer Betrachtung wären ihm vielleicht noch drei bis vier Monate
geblieben.“
Bamberger machte erneut eine ausgedehnte
Pause.
„Ja, das Leben meint es mit manchen Menschen
nicht gut. Da leidet jemand gleich an zwei ernstzunehmenden Krankheiten, von
denen eine definitiv zum Tode geführt hätte. Und woran stirbt er?“
Bamberger beantwortete die Frage nicht.
Verena und Keßler hatten verstanden. Sie bedankten sich bei dem Pathologen für
seine Ausführungen und gingen in Richtung Ausgang.
„Sie werden in der Wohnung des Verstorbenen
ganz sicher größere Mengen diverser Medikamente finden.“, rief ihnen Bamberger
hinterher. „Zum einen die beschriebenen Medikamente gegen Bluthochdruck und zum
anderen Analgetika . Ähm, ich meine Schmerzmittel.
Machen Sie´s gut! Den Bericht lasse ich Ihnen zukommen.“
Die beiden schlossen die Tür hinter sich und
begaben sich zu ihrem Wagen, den Keßler in der Nähe des Haupteingangs geparkt
hatte. Hinter dem Scheibenwischer steckte ein Zettel. Keßler nahm ihn an sich
und steckte diesen, ohne einen Blick darauf zu werfen, in seine Jackentasche.
„Das ist mein zweites Knöllchen in dieser
Woche.“
„Langsam aber sicher würde sich ein Sammelabo
für Sie lohnen!“ Verena lachte, als Keßler den Wagen per Fernbedienung aufschloss.
Bevor er den Motor startete, saßen sie noch einen Moment schweigend im Wagen.
Nach einer Weile meinte Verena: „Während meiner gesamten Zeit bei der Kripo ist
mir so etwas noch nicht untergekommen. Da wird jemand das Opfer eines Giftanschlags
und wir haben bisher nicht den leisesten Anhaltspunkt, wer hinter diesem
gemeinen Mord stecken könnte. Das macht mich wahnsinnig!“
Keßler schaute gedankenversunken über das
Lenkrad nach vorne auf die Straße.
„Ja. Das ist alles sehr mysteriös. Ich habe
im Moment nicht eine einzige Idee, wie und wo wir mit unseren Ermittlungen
anfangen könnten.“
Verena, ebenso nach vorne ins Leere
starrend, nickte.
„Wir fahren jetzt erst mal zurück ins
Präsidium. Vielleicht fällt uns ja unterwegs noch etwas ein.“
10
+++ Mittwoch, 12. September - 11.27 Uhr · Wohnung von Vergil Nagy, M ü nchen
+++
Niemand erwartet mich heute im Büro . Vergil Nagy erfreute sich an dem
Gedanken. Der Tag schien so erfolgreich zu verlaufen, wie er es geplant hatte.
Sein Auftrag war erledigt, und niemand würde ihn an diesem Tag vermissen. Er
hatte seinen Urlaub bei seinem Chef rechtzeitig angemeldet und ihm erzählt,
dass er etwas Wichtiges in München zu erledigen hatte. Kein Mensch würde
Verdacht schöpfen.
Nachdem er seinen Wagen vor dem Haus geparkt hatte, nahm er
die Treppe in den dritten Stock und schloss die Wohnungstür auf. Er liebte den
Geruch des salzigen Wassers, der ihm beim Öffnen der Tür von den
Meerwasseraquarien her entgegenströmte.
Sein Handy klingelte. Er wusste, wer ihn sprechen wollte.
„Ja, Vater . Causa finita est!“ Die Sache war
entschieden. Der Vater hatte befohlen, bestimmte Informationen nur in
lateinischer Sprache zu übermitteln. Aus Sicherheitsgründen war das
unumgänglich. Der Vater traute niemandem. Telefonate mit dem Handy
führte er nur äußerst ungern.
Die moderne Technik ist Teufelswerk! ,pflegte er zu sagen. Dennoch
wollte er auf die technischen Errungenschaften nicht gänzlich verzichten, hatte
er doch auch den Nutzen erkannt, der sich aus deren Verwendung ziehen ließ.
Allerdings hatte er Vergil angewiesen, sich nach jedem erledigten Auftrag eine
neue Prepaid-Karte für sein Smartphone zu besorgen und nur dem Vater die
jeweilige neue Rufnummer per Brief mitzuteilen. So war
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