Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
1
„Das Zeichen ϵ steht in der Mengenlehre für ist ein Element von .
Bleibt noch das kleine Quadrat.“
□
„Das heißt nichts
anderes als Quod erat demonstrandum . Auf Deutsch Ende des Beweises und stammt auch aus der Mengenlehre.“
„Na ja, der Mann war Lehrer.
Vorausgesetzt, dass er Mathematik unterrichtete, hätte er leicht derartige Zeichen
und Symbole verwenden können.“, fügte Verena hinzu.
„Ich muss sagen, dass
ich mit etwas mehr und vor allem etwas Konkreterem gerechnet habe. Was sollen
wir mit diesen Informationen anfangen? Suchen wir jetzt nach jemandem, der Vergil heißt? Suchen wir nach etwas das sich CSA nennt? Das ist doch alles sehr
vage, meinen Sie nicht auch?“, konstatierte Keßler.
„Das, was auf jeden
Fall sehr konkret ist, scheint mir der Hinweis auf das Kloster Auethal zu sein. Das ist schon mal eine Spur, der wir nachgehen sollten. Wenn diese
Notizen wirklich von Baumert stammen - und derzeit spricht nichts dagegen - wird
er sich etwas dabei gedacht haben. Er will uns vermutlich einen Hinweis auf
seinen Mörder geben.“
Sie schaute Keßler
fragend an.
„Zeigen Sie mir noch
mal das Kalenderblatt!“
Verena zeigte auf den
Eintrag am 11. September.
„Schauen Sie hier! Ist
Ihnen das nicht aufgefallen? Um 21.00 Uhr sind die Buchstaben VN eingetragen. Das kann ein weiterer konkreter Hinweis auf den Mörder sein.
Vielleicht sind das die Initialen des Mörders?“
12
+++ Donnerstag, 13. September - 13.30 Uhr · Kirche St. Mariä Heimsuchung, Landsberg +++
Die Holztreppe knarrte mit jedem Schritt, als Verena und Keßler
die letzten Stufen nahmen und vor der gespenstisch wirkenden Kulisse auf der
Empore im Glockenturm der alten Kirche stehen blieben. Längst war die große
Glocke verstummt. Die Gesichtsfarbe des toten Pfarrers, der immer noch fixiert
unter der imposanten Glocke lag, wirkte jetzt fahl und blass. Der Schaum, der im
Todeskampf aus seinem Mund gequollen war, bildete einen krustenartigen Überzug,
der in seiner Fließbewegung irgendwann vollkommen erstarrt war. Die Pupillen
seiner weit aufgerissenen Augen waren gebrochen und der Körper wirkte
merkwürdig verkrampft. Kriminalbeamte in weißen Schutzanzügen waren damit
beschäftigt, vermeintliche Spuren und Hinweise zu sichern.
„Kein schöner Anblick.“, sagte Keßler. „Und das schon zum
zweiten Mal in dieser Woche. Langsam gewöhne ich mich daran.“
„Das sollten Sie besser nicht.“, meinte Verena und beugte
sich hinunter.
„Sehen Sie das hier?“
Sie zeigte auf eine gerötete beulenartige Rötung am Hals des
Toten. Nachdem Keßler die Stelle begutachtet hatte, meinte er: „So etwas haben
wir doch in dieser Woche schon mal gesehen.“
„Stimmt! Und das ist sicher kein Zufall.“
„Bei dem Toten handelt es sich um den Gemeindepfarrer.“,
meldete sich einer der Beamten zu Wort. „Jürgen Böttger.“
„Wer hat ihn gefunden?“ wollte Verena wissen.
„Der Küster, ein gewisser Harald Theisen. Er wartet unten in
der Kirche auf Sie und möchte eine Aussage machen. Er war stutzig geworden,
nachdem er von einem Arztbesuch zurückgekehrt war und die Glocken nicht - wie
sonst üblich - um 11.00 Uhr läuteten. Er ging dann rauf in den Turm, wo er den
Pfarrer tot auffand.“
„Gut, sagen Sie dem Küster, dass Herr Keßler gleich Zeit für
ihn hat. Gibt es sonst noch jemanden, der etwas gesehen hat?“
„Nein, das ist alles, was wir bis jetzt haben.“
„OK, dann erst mal besten Dank!“
Verena blickte immer noch auf den Toten und grübelte.
„Keßler, mir kommt das alles sehr suspekt vor. Wir können
sicher davon ausgehen, dass es sich hierbei um keinen Zufall handelt. Jemand
tötet ganz gezielt zwei Pfarrer auf eine sehr ungewöhnliche Weise und
hinterlässt offensichtlich nicht die geringsten Spuren. Wer, in Teufels Namen,
macht so etwas? Welcher Zusammenhang besteht zwischen den beiden Toten? Und
warum verwendet der oder die Täterin so ein exotisches Gift?“
„Erwähnen Sie in einer Kirche nicht diesen Namen!“ Keßler
lächelte Verena an.
„Wen meinen Sie?“
„Na, den Teufel! Wir sind hier schließlich in einer Kirche.“
„Keßler, mir ist wirklich nicht zum Scherzen zumute. Gehen Sie
jetzt und kümmern sich bitte um den Küster!“
Verena stand vor einem Rätsel, das sich nicht so ohne
weiteres lösen ließ. Ihre Hoffnung ruhte auf dem erwarteten Obduktionsbericht
des toten Pfarrers in Chiemdorf und den Ergebnissen der KTU, die sich aus
Spuren von diesem Tatort
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