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Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Titel: Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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mir wollte.“, antwortete Nagy kühl.
    „Und, was wollte er von Ihnen?“
    „Er hatte einfach das Verlangen, sich mit
einem ehemaligen Schüler auszutauschen.“
    Verena wurde langsam ungeduldig, denn sie spürte
instinktiv, dass Nagy etwas verheimlichen wollte.
    „Wann haben Sie denn Herrn Baumert zuletzt
gesehen?“
    Nagy, der bis jetzt fast regungslos auf
seinem Stuhl gesessen hatte, beugte sich seitlich nach vorne, um an sein
Notebook zu gelangen. Mit schnellen, fließenden Fingerbewegungen, bei denen
seine Fingerkuppen nur leicht die Tastatur berührten, tippte er etwas ein und
antwortete dann: „Mein Kalender zeigt mir, dass ich mit ihm am Montag sprach.“
    „Schön, wann und wo haben Sie sich mit ihm
getroffen?“
    „Bei ihm, in seinem Haus in Chiemdorf. Um
21.00 Uhr.“
    „Worüber haben Sie mit ihm gesprochen?“
    „Das sagte ich Ihnen bereits. Ich habe das
Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen. Wenn Sie keine anderen Fragen haben,
schlage ich vor, dass wir das Gespräch beenden.“
    Unbeeindruckt von Nagys Bemerkung, bohrte
Verena weiter: „Herr Dr. Nagy, ob und wann das Gespräch beendet wird,
entscheiden wir! - Was wollte Herr Baumert von Ihnen?“
    Sichtlich von Verenas energischer Antwort
überrascht, antwortete er: „Nennen wir es Sentimentalität eines alten Mannes ?“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Schauen Sie, Herr Baumert wusste, dass er
schwer krank war. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Da ist es doch normal, dass
man noch einmal mit Menschen spricht, die einen während eines bestimmten
Lebensabschnitts begleitet haben.“
     „Sie meinen Ihre Schul- und Internatszeit
in Auethal?“
    Nagy nickte bestätigend. „Wenn Sie so
wollen, ja.“
    „Bei der Frage geht es nicht darum, was wir
wollen. - Warum wollte er ausgerechnet mit Ihnen reden? Es gab doch sicher noch
andere ehemalige Schüler, die für ein Gespräch in Frage gekommen wären?“
    „Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.
Da hätte man Herrn Baumert direkt fragen müssen. Aber dafür ist es wohl jetzt
zu spät.“
    Nagy zeigte zum zweiten Mal so etwas wie
eine Gesichtsregung, die sich als zögerndes Lächeln deuten ließ.
    „Wie lange waren Sie denn überhaupt dort?“
    „Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber
ich denke, dass ich so ungefähr eine Stunde dort war.“
    „Herr Dr. Nagy, Sie wollen uns allen Ernstes
erzählen, dass Sie sich eine Stunde mit Herrn Baumert unterhalten und dabei
Erinnerungen ausgetauscht haben? Und dabei haben Sie sich nicht über Ihre
damaligen Klassenkameraden unterhalten?“   
    Nagy nickte erneut. „Wissen Sie, ich kann
mich wirklich nicht mehr an jedes Wort erinnern. So wichtig war dieses Gespräch
auch nicht für mich. Es war einfach ein netter Plausch zwischen zwei Menschen,
die sich lange nicht gesehen hatten. Das ist alles.“
    Verena blickte zu Keßler hinüber, der direkt
neben ihr saß und damit beschäftigt war, sich Notizen zu machen.
    „Herr Dr. Nagy, ich muss Sie bitten, morgen
ins Polizeipräsidium zu kommen, um Ihre Aussage zu unterschreiben.“
    Nagys Augen blitzten erneut auf und musterten
Verena mit strengem Blick.
    „Das können Sie vergessen! Auf gar keinen
Fall komme ich morgen ins Präsidium! Ich habe über den Tag verteilt diverse
Termine, die sich nicht verschieben lassen!“
    „Außerdem muss ich Sie bitten, die Stadt
nicht zu verlassen!“, fuhr Verena fort.
    „Was soll das denn heißen? Das wird ja immer
besser! Bin ich jetzt tatverdächtig?“, empörte sich Nagy.
    Verena blieb ruhig und gefasst.
    „Sie waren am Montagabend nach eigenen
Angaben zwischen 21.00 und 22.00 Uhr im Haus von Herrn Baumert. In diese Zeit
fällt der Todeszeitpunkt.“
    „Aber das heißt doch noch lange nicht …“
    Verena wartete seine Antwort nicht ab und
unterbrach ihn mitten im Satz: „Was das genau heißt, werden wir noch sehen. Wir
erwarten Sie am Mittwoch um 13.00 Uhr im Präsidium.“
    Sie stand auf und überreichte dem irritierten
Wissenschaftler ihre Visitenkarte.
    „Wenn Ihnen vorher noch etwas Wichtiges
einfällt, rufen Sie mich einfach an. Die Adresse des Präsidiums und meine
Durchwahl finden Sie hier auf meiner Karte. - Ach ja, und seien Sie bitte
pünktlich dort!“
    Das saß. Zwei zu null! , dachte Keßler, der
sich schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten ein Schmunzeln verkneifen
musste und folgte seiner Chefin zur Tür.
    Auf dem Weg dorthin fiel Verenas Blick auf
das große Aquarium im hinteren Bereich des Raums. Sie blieb stehen

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