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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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leicht gebeugt, Oberkörper nach vorne, Schläger in beide Hände, schwungbereit vor dem Körper. Maggie warf den Ball hoch in die Luft, streckte sich, holte aus, es macht Pock !, und Wusch ! und schon war das kleine hellgrüne Filzknäuel an mir vorbeigesaust.
    »Sorry«, rief ich lahm.
    »Alles okay?«
    »Ich glaube, es stimmt was nicht mit meinem Schläger«, rief ich zurück und betrachtete eingehend die Saiten, als ob sich da was gelöst hätte.
    »Warte«, rief Maggie und machte sich auf den Weg zu mir.
    Ich riss ein bisschen an der Bespannung, um wenigstens ein echtes Problem präsentieren zu können, aber mit meinen gefeilten Fingernägeln konnte ich zwar Zahnfleisch aufschlitzen, aber diesen dicken Saiten nichts anhaben. Blöd. Gleich würde Maggie mich als Scharlatan überführen. Mir fiel nichts mehr ein, was ich dagegen hätte machen können. Außer fliehen. Aber das war jetzt auch zu billig.
    »Da stimmt doch was nicht, oder?«, sagte ich und reichte Maggie den Schläger. Sie prüfte mit geübten Griffen die Bespannung. Dann sah sie mich merkwürdig an. Jetzt war der Punkt, an dem meine Tarnung endgültig aufflog.
    Doch noch bevor sie was sagen konnte, hörte ich jemanden rufen: »Hey, Maggie, altes Haus. Fang!«
    Am anderen Ende des Platzes erschien eine schwarzhaarige Frau, in dynamisches Fuchsiarot gekleidet. Ich erkannte sie sofort! Uschi Reinhardt. Sie lachte, war also bester Laune. Umso besser für mich. Im Gehen warf sie einen Ball hoch und drosch ihn zu uns rüber.
    Maggie bückte sich zur Seite. Das irritierte mich für einen Moment, und ich drehte den Kopf in ihre Richtung, dann spürte ich plötzlich einen dumpfen Schmerz und stellte erstaunt fest, dass die Erde sich zu schnell für mich drehte.

10
    Lutz und Ursula Reinhardt beugten sich über mich. Ich befühlte meinen Kopf. Er war nass.
    »Blute ich?«, fragte ich.
    »Nein, das ist nur ein Waschlappen«, sagte Lutz.
    Uschi Reinhardt nahm ihn weg und zeigte ihn mir. »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut«, sagte ich, blieb aber liegen. »Und Ihnen?«
    Sie lachte verlegen. »Mir tut es entsetzlich leid. Ich dachte, Sie weichen aus.«
    »Ja«, sagte ich und richtete mich langsam auf. »Ich auch.«
    »Du hast den Ball genau an die Schläfe bekommen«, sagte Lutz. »Dort laufen verschiedene Nerven zusammen. Deswegen bist du k.o.gegangen.«
    Mit ihrer beider Hilfe stand ich auf. »Ich glaube, ich habe genug für heute.« Ich ging neben Lutz langsam an den Rand. Dort setzte ich mich auf die Bank.
    »Ruhen Sie sich noch ein wenig aus«, sagte Uschi Reinhardt. »Und trinken Sie einen Schluck Wasser.«
    »Ist dir schlecht? Tut dir der Kopf weh?«, fragte Lutz. Mit einer kleinen Taschenlampe, die er aus einer schwarzen Ledertasche gezogen hatte, leuchtete er mir in die Augen.
    »Nein, alles okay«, sagte ich. »Ich bin schon wieder ganz fit.«
    »Soll ich deinen Verlobten anrufen?«
    »Der ist – gerade nicht da. Auf Dienstreise.«
    »Könnte eine Freundin dich abholen?«
    »Nicht nötig«, sagte ich. »Ich fahre gleich selber.«
    »Das kann ich nicht zulassen«, widersprach er.
    Na bravo. Dass er mich nach Hause brachte, war wohl genau das, was er sich wünschte.
    »Nee, ist kein Problem«, sagte ich. »Ich schaff das schon.«
    Lutz betrachtete mich einen Moment eingehend. »Bist du dir sicher, dass du fahren kannst?«
    »Ja, alles wieder in Ordnung.« Ich stand auf und schwang meine Arme vor und zurück, um meine Mobilität zu demonstrieren.
    »Aber ich übernehme dafür keine Verantwortung! Das geht nur auf eigene Gefahr«, sagte Lutz.
    Meine Güte, was war das denn für eine Drama-Queen? Tsess. Als ob so ein kleiner Knockout mich fahruntüchtig machen würde.
    Er zückte eine Visitenkarte aus der Hosentasche. »Wenn es dir heute Abend oder heute Nacht plötzlich schlechter gehen sollte, kannst du mich anrufen.« Er schrieb noch eine Nummer auf die Karte.
    Ich wollte schon wegen des erneuten Anmachversuchs protestieren, aber dann sah ich an seinem Doktortitel, dass er offensichtlich Arzt war und eine internistische Praxis besaß.
    »Danke. Aber ich denke, das wird nicht nötig sein«, sagte ich, drehte mich und blieb aus irgendeinem unerfindlichen Grund mit meiner Schuhspitze auf dem Boden hängen und geriet ins Stolpern.
    Lutz fing mich gerade noch auf, bevor ich ein zweites Mal der Länge nach hinfiel.
    »Nein, das geht ja gar nicht«, mischte sich jetzt Uschi Reinhardt ein. Ach ja, die hatte ich ja ganz vergessen! »Sie können nicht alleine

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