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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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fahren.«
    Plötzlich dachte ich, ja, das ist es doch! Uschi Reinhardt würde mich nach Hause fahren, und dann würden wir plaudern wie alte Freundinnen, und – schwupps! – hätte ich eine neue Mandantin gewonnen. Warum hatte ich nicht gleich daran gedacht!
    »Ja, vielleicht ist es besser, wenn ich mich doch nicht ans Steuer setze«, sagte ich leidend. »Ich fühle mich etwas schwummerig.«
    Lutz betrachtete mich mit seinen seltsamen grauen Augen. »Hast du auch Kopfschmerzen? Oder ist dir schwindelig?«
    »Nur ein bisschen. Aber es wäre vielleicht doch besser, wenn mich jemand nach Hause fahren würde.« Ich schaute Uschi Reinhardt aufmunternd an.
    »Ja, richtig so. Lutz, würdest du das bitte übernehmen?«
    Nein! Nicht der! Du sollst das machen!
    »Ich habe nur diesen einen Termin, um mit Maggie zu trainieren.«
    »Na klar«, sagte er. »Kein Problem.«
    »Hier haben Sie meine Nummer«, sagte Uschi Reinhardt und drückte mir ebenfalls eine Visitenkarte in die Hand. »Rufen Sie mich morgen bitte auf jeden Fall an, und sagen Sie mir, wie es Ihnen geht.«
    »Das mache ich, vielen Dank!«, sagte ich erstaunt.
    »Was ist denn jetzt mit der Damenmannschaft?«, fragte Maggie.
    »Ich glaube, Sie sind doch ein bisschen zu gut für mich. Aber danke für das nette Angebot.«
    Ich wollte meine Tasche nehmen, aber Lutz hatte sie sich schon geschnappt und packte mich zu allem Überfluss noch am Arm, um mich zu stützen. Also ehrlich! Ich war doch kein Invalide.
    »Ich glaube, es ist schon wieder ganz in Ordnung«, sagte ich, als wir auf dem Parkplatz angekommen waren. »Ich kann doch selbst fahren.«
    Lutz hielt mir stumm die Tür zu seinem BMW auf. Ich zögerte. Es kam mir vor wie eine Falle. Wenn ich einmal darin saß, neben ihm, dann würde er mich bestimmt noch weiter anbaggern. Aber Jens konnte ich leider nicht anrufen, weil er bei seiner blöden Therapie war.
    Widerwillig stieg ich in das Auto. Lutz startete den Motor und fuhr los. Das linke Handgelenk stützte er lässig auf dem Lenkrad ab, die Hand hing schlaff herunter, den rechten Arm hatte er völlig nutzlos auf der Lehne zwischen den Sitzen geparkt – also ehrlich. Hatte ihm noch niemand gesagt, dass es gefährlich war, nicht beide Hände am Steuer zu haben?
    Lutz lachte. »Arbeitest du als Fahrlehrerin, oder was?«
    Ups. Mir wurde klar, dass ich laut gedacht hatte. Vielleicht hatte ich doch einen Dachschaden von der Ballattacke davongetragen.
    »Nein«, sagte ich zuckersüß, »aber um meine Sicherheit bin ich immer besorgt.«
    »Keine Sorge. Du bist in guten Händen.«
    Das bezweifelte ich und rückte so weit wie möglich an die Beifahrertür, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern. Er sollte sich bloß nicht einbilden, dass ich auf seine Möchtegern-cooler-Onkel-Doktor-Masche reinfiel. Was für ein Angeber! Mir wurde wieder einmal klar, wie toll mein Verlobter wirklich war.
    »Äh, ich wohne übrigens in Köln-Zollstock«, sagte ich, als mir auffiel, wie zielstrebig er durch den Stadtverkehr fuhr, obwohl ich ihm nicht mal meine Adresse gesagt hatte. Aber da bog er auch schon auf den Parkplatz eines Krankenhauses ein und stellte den Wagen ab.
    »Was machen wir hier?«, fragte ich begriffsstutzig.
    »Du wirst jetzt ein Schädel- CT machen, und dann wissen wir ganz genau, ob alles in Ordnung ist«, sagte Lutz. »Na, los!«
    »Das brauche ich nicht«, rief ich. »Mir geht es super.«
    »Und was ist mit den Kopfschmerzen?«
    »Ich habe keine Kopfschmerzen!«, protestierte ich.
    »Eben hattest du aber welche.«
    »Ja, die sind aber schon längst weg. Ich brauche nur etwas Ruhe und einen Eisbeutel für die kleine Beule. Dafür muss man doch kein Schädel- CT machen, also ehrlich!« Ich schnaubte abfällig. »Die meisten kostspieligen Untersuchungen heutzutage sind sowieso total überflüssig«, zitierte ich meinen Vater, der mich vorige Woche bei der Hundeübergabe mit diesem Thema beschwatzt hatte.
    Lutz lachte. »Ich dachte, um deine Sicherheit bist du immer besorgt.«
    »Ja, natürlich, aber das kann ich ja wohl ganz alleine!«
    »Ich habe jetzt für dich die Verantwortung übernommen, und deswegen machen wir die Untersuchung, und damit basta.« Er stieg aus und hielt mir die Tür auf.
    Also wirklich. Wie sollte ich den denn jetzt bloß loswerden?
    Gar nicht, stellte sich heraus. Er begleitete mich zu der Untersuchung, wo der zuständige Arzt ihn für meinen Freund hielt (wie peinlich!), und lieferte mich nach Feststellung meiner vollständigen Gesundheit

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