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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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kein Talent zum Flirten. Aber da irrte sie sich. Ich wollte einfach nicht flirten. Ich wollte Jens heiraten.
    Ich drückte mich noch ein paar Minuten unschlüssig vor dem Schwarzen Brett herum. Eine Frau ging mit langen Schritten an mir vorbei, und aus einem Impuls heraus folgte ich ihr. Sie bemerkte mich nicht, denn sie informierte gerade jemanden telefonisch darüber, dass sie im Begriff war, auf den Platz zu gehen, und dass es ziemlich warm war und dass sie jetzt die Tür aufmachen würde und jetzt auf dem Platz war. Auf dem Weg zur Außenanlage blieb sie stehen, schaltete ihr Handy aus und verstaute es in der Tasche.
    »Entschuldigen Sie«, sprach ich sie an. »Ich interessiere mich für die Damenmannschaft. Mit wem muss ich da sprechen?«
    »Der Mannschaftskapitän müsste gleich da sein. Sie erkennen sie an den schwarzen Haaren und dem gelben Sportanzug. Ach, da ist sie schon!« Die Frau deutete auf eine zierliche kanariengelbe Erscheinung mit roten Haaren hinter mir. »Maggie, hier ist eine Interessentin für die Mannschaft«, rief sie.
    »Hallo, ich bin Maggie Schweinheim«, verkündete sie resolut.
    »Ich dachte, Uschi Reinhardt ist Kapitän«, sagte ich dümmlich.
    »War sie bis letzten Monat gewesen. Also, was gibt’s?«
    »Ich – äh, also …«
    »Sie wollen also in die Mannschaft?«, unterbrach Maggie mein Gestammel. »Wo haben Sie denn vorher gespielt?«
    »Ähmmm, ich habe noch nie in einer Mannschaft gespielt«, musste ich zugeben. Das mit dem Lügen war gar nicht so einfach.
    »Sie können aber spielen?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte ich.
    Maggie fing an zu lachen. »Der war gut! Alles klar. Uns ist eine Dame ausgefallen für das Spiel am übernächsten Wochenende, und von den Ersatzspielerinnen kann keiner.« Sie verdrehte die Augen. »Mütter. Immer im Stress. Na los, dann!«
    Sie schulterte ihre Tasche und ging vor mir zu einem freien Platz.
    Ach, du meine Güte! Ich meine, ich hatte zwar eine Tennisausrüstung vom Allerfeinsten, aber die war reine Attrappe. Ich würde sie morgen umtauschen gegen ein süßes Lycra-Top von Nike und noch ein paar andere Sachen, die ich im Vorbeigehen im Shop erspäht hatte. Was sollte ich denn jetzt bloß tun? Ich hatte noch nie im Leben auch nur einen Ballwechsel gespielt. Ich könnte es machen wie mein Vater, über eine Seitenlinie stolpern und mich auf dem Weg verletzen. Aber dann bekäme ich wohl kaum noch eine Gelegenheit, Uschi Reinhardt kennenzulernen. Verflixt und zugenäht.
    Schon waren wir auf dem freien Platz angekommen. Maggie Schweinheim stellte ihre Tasche mit den Schlägern auf die Bank am Kopfende. Ich schluckte. Wenn mir nicht sofort was einfiele, würde ich mich grandios blamieren! Und diese Familientradition wollte ich doch nun wirklich nicht aufrechterhalten. Unschlüssig griff ich zu meinem Schläger.
    »Nee, so läuft das nicht«, sagte Maggie. »Erst einmal wird sich aufgewärmt.«
    Sie trabte los, und ich legte den Schläger zurück und rannte ihr hinterher. Gut. Laufen konnte ich immerhin. Zwei Plätze weiter donnerte Lutz schon die Bälle zu seinem Partner und würdigte mich keines Blickes mehr. Also hatte er die Botschaft wohl verstanden. Aufdringlicher Kerl.
    Maggie blieb stehen und schwang ihre Arme vor und zurück, dann ging sie in den Ausfallschritt und dehnte die Beine. Ich tat es ihr nach und hoffte, dass bis zum Ende des Aufwärmens endlich Uschi Reinhardt auftauchen würde.
    »Okay, das dürfte reichen.« Maggie schnappte sich ihren Schläger und drei Bälle, von denen sie zwei an Cliphalterungen an ihrem Hosenbund befestigte.
    Ich streckte die Arme nach oben und beugte mich zur Seite. »Muss noch was dehnen«, sagte ich. »Ich krieg sonst sehr schnell – ähem, einen Tennisarm.«
    »Ah, okay. Verstehe.« Maggie ließ den Ball auf dem Schläger titschen. Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, welche Übungen Sportler sonst noch machten, und beugte mich nach vorne, um mit den Händen den Boden zu berühren. Mann, das tat weh.
    »So, jetzt reicht es aber«, sagte Maggie ungeduldig. »Sonst wird das nichts mehr.« Sie ging auf die andere Seite des Netzes. »Dann mal los«, rief sie. »Bis meine Doppelpartnerin kommt, kannst du zeigen, was du drauf hast.«
    Ich nahm meinen Schläger und überlegte, wie man ihn richtig hielt. Er war so groß! Komm, Moni, das kann so schwer nicht sein. Im Pingpong warst du auch nie so schlecht. Ich stellte mich so hin, wie ich es bei den Spielerinnen im Fernsehen mal gesehen hatte. Beine

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