Ordnungszahl 120
ich hätte noch sehr viele Fragen gehabt, aber es war sinnlos, sie auszusprechen. Der Chef hätte mir doch keine näheren Angaben machen können. Ich verließ also den Turmbau der GWA, ohne genau zu wissen, wo ich überhaupt anzusetzen hatte. Das war bisher noch nicht dagewesen, und ich fühlte mich in meiner Haut nicht gerade wohl. Der Alte hatte mich mit der Klärung einer Angelegenheit betraut, die so undurchsichtig war, daß man fast verzweifeln konnte.
Es dauerte zwei Stunden, bis ich in der Ausrüstungsabteilung die für mich bestimmten Gegenstände zusammen hatte.
Dort war man ungemein gründlich. Sogar eine abgegriffene Brieftasche mit den Initialen G. C. P. hatte man nicht vergessen. Die Uniform saß wie maßgeschneidert. Meine Spezialpapiere waren absolut echt und einwandfrei. Captain Thor Konnat, Spezialagent ZBV der »Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr«, verwandelte sich wieder einmal in einen anderen Menschen, nur wußte er diesmal nicht genau, was gespielt wurde.
Ein Fahrstuhl brachte mich zum Dachflugplatz der Ausrüstungsabteilung, wo bereits ein kleiner Hubschrauber wartete. Auf dem verglasten Rumpf trug er die Zeichen der Lufttaxi-Co. Ltd. doch am Steuerknüppel saß ein GWA-Agent.
Ich ließ mich neben ihm in das weiche Kunststoffpolster sinken, während ein anderer Mann mein Gepäck verstaute. In einem versteckten Fach meiner kleinen Reisetasche befand sich das strahlungssichere Etui mit der GWA-Erkennungsmarke, die mir notfalls jede Tür öffnen konnte. Noch brauchte ich sie nicht und ahnte in dem Augenblick auch nicht, wie wichtig sie werden könnte.
»Können wir starten, Sir?« fragte der Pilot.
»Ja. Kennen Sie das Ziel?«
Er nickte. Gleich darauf begann die hinter uns montierte Gasturbine zu summen. Das Arbeitsgeräusch war leise und gleichmäßig. Mit pfeifendem Rotor hob die unauffällige Maschine von dem betonierten Dach ab. Wir schwebten über die Riesenbauten des Hauptquartiers hinweg.
Als wir den äußeren Abwehrgürtel der Luftraumüberwachung überflogen, leuchtete die Bildfläche des Sichtsprechgerätes auf. Das Gesicht eines uniformierten Mannes erschien.
»Abflug frei«, erklang die Stimme aus dem Lautsprecher. »Keine Überwachung. Ende.«
Ich warf einen verstohlenen Blick auf den Piloten, der jetzt die Maschine auf höhere Fahrt beschleunigte. Er hatte also noch auf die Nachricht gewartet, die besagte, daß der Start des angeblichen Lufttaxis nicht beobachtet worden war.
Östlich von uns lag das moderne Washington mit seinen gewaltigen Bauten und neuerrichteten Regierungsgebäuden. In den letzten zehn Jahren waren noch zahlreiche Ministerien hinzugekommen, die Gebiete zu bearbeiten hatten, die es früher nicht gegeben hatte. Da war vordringlich das Space-Departement, das in dem Augenblick gebildet worden war, als die erste Flüssigkeitsrakete auf dem Mond gelandet war. Das lag nun schon über dreißig Jahre zurück. In der Zwischenzeit war eine unglaubliche Arbeit geleistet worden.
Die Fortschritte im Bau vollkommen neuartiger Triebwerke waren phänomenal gewesen. Aus diesem Grunde konnte man heute schon behaupten, daß der Flug zum Erdtrabanten so alltäglich war, wie im Jahre 1973 eine Luftreise über den Atlantik.
Mit gedämpft heulender Gasturbine flog der Hubschrauber über die kleinen Villensiedlungen hinweg. Nach einigen Minuten tauchte vor uns die südlich von Washington liegende Stadt Alexandria auf.
Dort kannte ich mich recht gut aus. Den Militärflughafen hatte ich mehr als einmal dienstlich betreten.
Unter uns huschten die Luftabwehrzentren des zweiten Verteidigungsringes hinweg.
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