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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Fin­ger­ab­drücke ab und ver­glich sie mit de­nen in mei­nen Pa­pie­ren, die in ei­nem Ro­bo­t­au­to­ma­ten auf ih­re Echt­heit un­ter­sucht wur­den.
    »In Ord­nung, Sir. Darf ich Ih­nen einen Wa­gen zur Ver­fü­gung stel­len?«
    Ich nick­te. Bis der Wa­gen ein­traf und mein Ge­päck ver­la­den war, un­ter­hielt ich mich mit ihm über den Dienst­be­trieb des Plat­zes. Er war sehr zu­rück­hal­tend.
    Mi­nu­ten spä­ter glitt ich mit dem Wa­gen über die mei­len­lan­gen Be­ton­bah­nen des Plat­zes zur Pis­te III, auf der die schwe­ren Luft­trans­por­ter star­te­ten und lan­de­ten.
    Der mons­trö­se Flug­kör­per mit den acht schwe­ren Strahl­trieb­wer­ken stand auf ei­nem Fahr­ge­stell, mit dem man ein vier­stö­cki­ges Haus hät­te trans­por­tie­ren kön­nen. Es war ei­ne na­gel­neue B-623-C, de­ren Trieb­wer­ke ei­ne Ge­samt­schub­leis­tung von rund vier­hun­dert­acht­zig­tau­send Ki­lo­pond brach­ten. Der Trans­por­ter be­för­der­te ei­ne Nutz­last von sechs­hun­dert­fünf­und­drei­ßig Ton­nen bei ei­ner mitt­le­ren Rei­se­ge­schwin­dig­keit von 2500 km/h. Der Ak­ti­ons­ra­di­us be­trug bei die­ser Aus­las­tung ca. drei­zehn­tau­send Ki­lo­me­ter.
    Be­ein­druckt ging ich un­ter den gi­gan­ti­schen Trag­flä­chen hin­durch und trat auf den Cap­tain zu, der rau­chend vor dem vor­de­ren Luk stand. Als er mich sah, nahm er Hal­tung an. Die kaum an­ge­rauch­te Zi­ga­ret­te ver­schwand un­ter sei­ner Schuh­soh­le.
    Ich er­wähn­te kurz mei­nen Na­men und frag­te:
    »Ha­ben Sie im Cock­pit ein Plätz­chen für mich? Ich sit­ze un­gern in ei­ner en­gen Ka­bi­ne.«
    Der Ers­te Pi­lot lach­te und deu­te­te auf die reich­lich, en­ge Lu­ke.
    »Da­für ha­ben wir schon ge­sorgt, Sir. Sie sind an­ge­mel­det. Wenn Sie wol­len, kön­nen Sie den Platz des Bor­d­in­ge­nieurs ein­neh­men.«
    Ich nick­te zu­frie­den und stell­te mich auf die hy­drau­li­sche Platt­form, die mich rasch nach oben brach­te. Mein Ge­päck folg­te auf dem glei­chen We­ge. Fünf Mi­nu­ten spä­ter lie­fen die Trieb­wer­ke des Trans­por­ters an.
    Ich be­ob­ach­te­te ge­nau die Schal­tun­gen des Ers­ten Pi­lo­ten, be­müh­te mich al­ler­dings, die­ses In­ter­es­se nicht zu of­fen zu zei­gen.
    Als ich aus den schma­len Lu­ken der Rund­sicht­ver­gla­sung nach hin­ten sah, be­merk­te ich, daß man un­ter je­de Trag­flä­che noch zwei Zu­satz­ra­ke­ten ge­hängt hat­te. Die plump wir­ken­den Wal­zen schie­nen ei­ne star­ke Schub­leis­tung zu ha­ben. Wahr­schein­lich war das für die­se Ma­schi­ne auch an­ge­bracht.
    »Ha­ben Sie vol­le Nutz­last an Bord?« frag­te ich und deu­te­te auf die Ra­ke­ten.
    »Ja, Sir, La­dung für die Ne­va­da-Fields. Der Platz ist hier et­was zu kurz, des­halb müs­sen wir not­ge­drun­gen zu den Star­tra­ke­ten grei­fen. Lei­der ist dies kein leich­ter Ato-Jä­ger.«
    Ich lach­te lei­se und mus­ter­te den jun­gen Mann ein­ge­hend. Er ach­te­te kaum auf mich, da der Start sei­ne vol­le Auf­merk­sam­keit be­an­spruch­te.
    Die acht Trieb­wer­ke brüll­ten auf. Es dau­er­te ei­ni­ge Zeit, bis sieb die über­schwe­re Ma­schi­ne in Be­we­gung setz­te.
    Lang­sam roll­te sie an. Das dump­fe Heu­len der Tur­bo-Trieb­wer­ke ging in ein schril­les Or­geln über. Es war ein macht­vol­les Ge­räusch. Als die Star­tra­ke­ten zün­de­ten, schi­en sich die Rie­sen­ma­schi­ne in ein grol­len­des Un­ge­heu­er zu ver­wan­deln.
    Das Be­schleu­ni­gungs­mo­ment preß­te mich so hart in mei­nen Sitz, daß ich kaum be­merk­te, wie der Trans­por­ter vom Bo­den ab­hob.
    Mi­nu­ten spä­ter lag Wa­shing­ton weit hin­ter uns. Wir schos­sen mit ho­her Fahrt nach Wes­ten.
    Mein Ein­satz hat­te end­gül­tig be­gon­nen.
     
     

5.
     
    Un­ter uns dehn­ten sich die öden Land­stre­cken ei­nes Ge­bie­tes, das auf den Kar­ten mit der Be­zeich­nung »Großes Be­cken von Ne­va­da« ein­ge­tra­gen war. Noch vor zwan­zig Jah­ren hat­te man sich mit dem Ge­dan­ken be­schäf­tigt, die Ein­öde zu be­wäs­sern und frucht­bar zu ma­chen, doch die Raum­fahrt hat­te das Vor­ha­ben ver­ei­telt.
    Die Wüs­te war in ih­rem Zu­stand un­ver­än­dert ge­blie­ben.

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