Ordnungszahl 120
Bundeskriminalpolizei übergeordnet. Das bedeutete, daß wir uns mit Fällen zu beschäftigen hatten, vor denen alle anderen Einheiten kapitulieren mußten. Nur wir hatten die technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten, nur wir waren in jeder Hinsicht gerüstet.
Wir waren keine Kriminalisten im Sinne des Wortes, da wir keine Kriminalfälle zu bearbeiten hatten. Dafür mußten wir eine zwölfjährige Spezial-Schulung absolvieren, ohne die kein Agent und keine Agentin aktiv mitwirken konnte.
Vor vierzehn Tagen war ich von meinem Sondereinsatz und dem anschließend erforderlichen Klinikaufenthalt zurückgekommen. Jetzt saß ich schon wieder auf der Schulbank. Da wir ausschließlich physikalische Themen und solche der Ingenieurswissenschaften behandelt hatten, war mir schon vor einigen Tagen klar geworden, daß mein nächster Einsatz unmittelbar bevorstand. Wie es bei der GWA üblich war, würde ich nicht in meiner Eigenschaft als Captain Thor Konnat auftreten, sondern unter dem Deckmantel einer anderen Person. Wahrscheinlich hatte ich diesmal einen Wissenschaftler oder Ingenieur zu spielen. Aus meinen Vermutungen wird ersichtlich, warum GWA-Schatten eine zwölfjährige Studienzeit auferlegt bekamen. Wir mußten auf jedem Gebiet umfassende Kenntnisse vorweisen können.
Die Nachschulung gab mir zu denken. Es wäre allerdings völlig sinnlos gewesen, beim Chef vorzusprechen und um nähere Auskunft zu bitten.
Das hatte ich einmal versucht – und es war mir recht übel bekommen.
Urlaub erhielt ich auch nicht. Meine Wohnung mußte weiterhin auf ihren Mieter verzichten. Ich war ein Gefangener im GWA-Hauptquartier, wo man alles zur Erholung und Entspannung der aktiven GWA-Mitarbeiter tat. Das täuschte aber nicht darüber hinweg, daß sich die Männer in ständiger Einsatzbereitschaft befanden.
Der politische Horizont sah im Herbst des Jahres 2002 ausgesprochen düster aus. Es wurden wieder scharfe Protestnoten zwischen Washington und Peking gewechselt, da die Machthaber des »Großasiatischen Staatenbundes« erneut kernphysikalische Experimente gestartet hatten. In der Wüste Gobi war eine Super-Wasserstoffbombe explodiert.
Das war nur einer der Vorfälle, der zur Verschärfung des Kalten Krieges mit dem GAS beitrug. In den kernphysikalischen Labors der GWA war sogar der Verdacht geäußert worden, es hätte sich bei der Explosion um einen Versuch mit einer leichten Kohlenstoffbombe gehandelt. Dieser Gedanke hatte die zuständigen Leute im Verteidigungsministerium nervös gemacht.
Wir waren bisher der Meinung gewesen, der GAS verfügte noch nicht über die furchtbarste Waffe der Menschheit. Doch das schien sich in den letzten Monaten geändert zu haben.
Seit Tagen dachte ich mit Besorgnis an diese Dinge und hoffte, daß man mich nicht mit der Aufgabe betrauen würde, hinsichtlich der Explosion Klarheit zu schaffen.
Während ich noch darüber nachgrübelte und nebenher auf die Gespräche der Badenden lauschte, schreckte ich plötzlich zusammen. Ruckartig blieb ich stehen. Unbewußt wartete ich auf das gellende Heulender Alarmsirenen; doch die nervenzermürbenden Töne blieben aus.
Demnach schien der achtzehnmal überschallschnelle Jagdbomber mit Genehmigung des Chefs in unser Luftsperrgebiet einzufliegen, was an sich nicht ungewöhnlich war. Hier trafen stündlich alle möglichen Maschinen ein; doch alle befanden sich im Ortungsstrahl unserer modernen Radar-Objekttaster.
Was ich diesmal als eigenartig empfand, war die wahnwitzige Geschwindigkeit, mit der der Jabo über
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