Ordnungszahl 120
uns hinwegraste. Ich sah ihn als rotglühenden Punkt in den Himmel schießen, als endlich die Schallwellen ankamen. In meinen Ohren dröhnte und rauschte es, was mir bewies, daß der Bomber mit wenigstens dreifacher Schallgeschwindigkeit dicht über das Hauptquartier hinweggeflogen war.
Das Donnern ebbte ab, doch schon raste der Jabo erneut heran. Der geschoßförmige Rumpf mit den kurzen, scharfgepfeilten Stummeltragflächen glühte dunkelrot. Aus den Flächenenden zuckten gelbrote Gassäulen hervor. Es handelte sich um eine moderne Maschine mit Bremsraketen in den Flächen. Der Pilot schien gewillt, die hohe Fahrt mit Hilfe der gegenwirkenden Schubleistung rücksichtslos abzubremsen.
Neben mir stand plötzlich ein Kollege. An seiner angespannten Haltung merkte ich, daß er ebenfalls sehr erregt war.
»Was ist da los?« rief er mir zu. »Die Maschine glüht durch den Reibungswiderstand. Der Pilot ist mit mindestens fünf Mach in die dichten Luftschichten eingetaucht. Will er etwa hier landen? Er bremst die Maschine mit aller Gewalt.«
»Er scheint keine Zeit zu haben, sie normal auf Landegeschwindigkeit zu bringen«, entgegnete ich. »Sie trägt die GWA-Symbole auf den Flächen, also ist es einer unserer Jabos. Die Sache riecht nach Einsatz!«
Mein unbekannter Gesprächspartner lachte. In den Öffnungen seiner Maske konnte ich seine Augen erkennen.
»Sieht so aus, Sir.«
Er nickte mir zu und wandte sich ab, obwohl aus dem Rumpf der Maschine soeben die Landehubschraube ausgefahren wurde. Die brüllenden Raketentriebwerke verstummten. Schon pendelte der leichte Jabo an dem Doppelrotor, der ihn sicher über die gewaltigen Betonriesen des Hauptquartiers hinwegtrug.
Ehe er hinter den Gebäuden verschwand, registrierte ich noch, daß er auf die Dachlandefläche von Bau 14 zuhielt, in dem sich unser supermodern eingerichtetes Hospital befand. Dort wurden die aktiven Schatten auf ihre verschiedenartigen Einsätze vorbereitet, was oftmals mit kleineren operativen Eingriffen zur Veränderung der Gesichtszüge verbunden war. Wir hatten einige Chirurgen unter den beamteten GWA-Medizinern, die als Könner ersten Ranges bekannt waren.
Nachdenklich lauschte ich auf das dumpfe Tosen der Gasturbine, von der die Landerotoren des Jabos angetrieben wurden. Das Geräusch verstummte nach einigen Augenblicken. Die Maschine mußte gelandet sein. Wahrscheinlich war wieder ein schwer verletzter Agent eingeliefert worden; einer, der nur noch durch den schnellen Einsatz unserer Mediziner und Biologen gerettet werden konnte.
Ich setzte meinen Weg fort und schritt auf den wuchtigen, fensterlosen Bau zu, der von anderen Betongebäuden umgeben war. Dort lagen die kleinen Büroräume der aktiven GWA-Schatten. Dort wurden Berichte und Auftragsergebnisse auf Bänder gesprochen, die an den Chef gingen, ehe sie im gigantischen Elektronengehirn der GWA verankert wurden.
Ich passierte die schwere Panzerpforte aus molekularverdichtetem Edelstahl und mußte drei scharfe Kontrollen über mich ergehen lassen, ehe ich endlich den Lift betreten konnte. Vorsicht war hier erstes Gebot und Wachsamkeit eine Selbstverständlichkeit.
Im zweiten Stockwerk durchschritt ich die langen Gänge. Ab und zu begegnete mir ein uniformierter Kollege. Auch diese Männer warteten auf einen Einsatzbefehl. Sie alle trugen die vorgeschriebene Maske.
Ich öffnete meine Bürotür mit dem Elektronenschlüssel, warf die Lehrbücher auf den Schreibtisch und ging in das kleine, komfortabel eingerichtete Wohnzimmer.
Ich hatte gerade ein kaltes Bad genommen und die
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