Ordnungszahl 120
Wasserstoffmolekül ebenfalls zweihundertfünfzehnmal näher zusammenstehen als im normalen Molekülverband. Die Folgerung lautet, daß es im mesischen Atomverband eine weitaus geringere Abneigung gibt, die sonst bei der Verschmelzung von Protonen und Neutronen zu Heliumkernen so hinderlich ist. Der elektrische Potentialwall ist kleiner, verstehen Sie! Deshalb ist es bei mesischen Atomen gelungen, eine sogenannte ›kalte‹ Kernverschmelzung einzuleiten. Das wurde mit knapp fünftausend Hitzegraden erreicht. Beim normalen Atom benötigen Sie dazu etwa zwei Millionen Grad. Meine Ausführungen sind doch verständlich, Herr Kollege, nicht wahr?«
Er lächelte freundlich. Obwohl ich einer Ohnmacht nahe war, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen.
»Und was hat das neue Transuran mit My-Mesonen zu tun?« fragte ich wißbegierig.
»Aber Herr Kollege, das ist doch ganz einfach! My-Mesonen sind unstabil. Sie haben nur eine Lebensdauer von rund 2,15 Millionstel-Sekunden! Sie eignen sich zwar gut zur kalten Kernverschmelzung, aber man müßte sie laufend mit erheblichem Energieaufwand produzieren, und dazu wäre ein Bevatron notwendig. Das neue Transuran zerfällt teilweise in Elementarteilchen, die ich mit stabilen Mesonen identifizieren möchte. Sie dienen als vorzüglicher Katalysator und halten einen Verschmelzungsprozeß aufrecht. Das bedeutet, daß wir von nun an die unerschöpflichen Kräfte der Wasserstoff-Helium-Energie zur Verfügung haben. Sie können auf das alte Uran verzichten. Wie sind denn die Versuchsergebnisse ausgefallen, wenn ich fragen darf?«
Ich war überwältigt.
»Wir haben bisher nichts von den Eigenschaften des Holwyniums geahnt, Professor. Seit Wochen zerbrechen wir uns die Köpfe, wozu es gut sein könnte. Wir dachten, Sie wüßten es auch nicht, da unsere Anfrage negativ beantwortet wurde.«
Dr. Holwyn schaute mich erstaunt an.
»Was – das haben Sie nicht gewußt? Aber ich hatte doch den Auftrag erteilt, meine vorläufigen Erkenntnisse zu verfolgen und die fertige Entwicklung nach Washington zu geben.«
Jetzt standen wir vor der Lösung!
»Damit sind wir bei meiner letzten Frage angekommen, Professor! Wen haben Sie beauftragt, Ihre weltbewegende Entdeckung auszuarbeiten? Diese Person ist es auch, die Ihren Kollegen erschossen hat! Er ist das Opfer einer Verwechslung geworden. Sie sollten sterben, weil der Attentäter befürchtet hatte, was nun eingetreten ist! Er ahnte, daß wir Sie fragen würden, wen Sie beauftragt haben. Das wollte er verhindern, denn nur Ihre Auskunft kann zu seiner Entdeckung fuhren. Der Mann, der über die großartigen Eigenschaften des Transurans informiert ist, ist auch derjenige, der die Unterlagen an GAS-Agenten verkaufen wollte. Also, wen haben Sie beauftragt?«
»Aber – aber ich verstehe nicht! Was hat Doktor Samers damit zu tun?«
»Doktor Mary Samers haben Sie damit beauftragt?« flüsterte ich.
»Ja, ja, eben! Weshalb sprechen Sie ständig von einem Mann?«
Schon verließ ich den Raum. Zurück blieb ein völlig verwirrter Wissenschaftler, der die ganze Zeit über Bescheid gewußt hatte.
Mary hatte die weltbewegende Erkenntnis zuerst von ihm erhalten. Sie hatte alles in die Wege geleitet. Ihren letzten Schachzug hatte sie bei Dr. Worth ausgeführt, der sie wahrscheinlich hoffnungslos liebte. Er mußte völlig in ihrem Bann gewesen sein.
Professor Holwyn hätte aber auch wirklich ein Wort über seine phantastische Entdeckung sagen können. So hatte er »flüchtig« darüber nachgedacht, das Tor der Erkenntnis geöffnet und es seiner tüchtigen Mitarbeiterin
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