Ordnungszahl 120
Wissenschaftler Abbitte zu leisten. Ich war beinahe davon überzeugt gewesen, daß der zurückhaltende Dr. Bloyers der Spion sei. Sein unauffälliges Gebaren hatte ich für eine Maske gehalten.
»Anweisungen?« klang Hannibals Stimme aus dem Lautsprecher. »Urban fiebert schon.«
»Er soll mit den beiden eingeweihten Soldaten hierherkommen. Du auch. Ihr müßt hier ohnehin vorbei. Macht es unauffällig. Drei Mann sollen Mitchum beschatten. Das wäre alles.«
Nachdem ich abgeschaltet hatte, meinte Elis ruhig:
»Ein ziemlich unromantisches Ende, nicht wahr?«
Ich sah sie nachdenklich an. Dann sprach ich aus, was mir gerade eingefallen war.
»Sie vergessen Ihre GWA-Schulung, werte Kollegin! Glauben Sie ernsthaft, ein Anfänger wie Dr. Worth wäre auch nur entfernt fähig, das Geheimnis um ein Element zu lüften, über das sich unsere besten Kernphysiker seit vielen Tagen den Kopf zerbrechen; Physiker, die über die modernsten Hilfsmittel verfügen.«
Elis stutzte, dann wurde sie plötzlich so aufgeregt, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
»Hast du Töne, das Kind hat ja auch Nerven«, sagte ich anzüglich.
Auf diese Worte reagierte Elis mit einer scharfen Bemerkung, wie ich sie nicht erwartet hatte. Ich sah sie erstaunt an. Eine solche Schlagfertigkeit hätte ich ihr nicht zugetraut.
Wir fuhren im Eiltempo durch die Gänge, die hier schon sehr eng und kaum geglättet waren. Dr. Worth wohnte in einem Teil der Anlagen, der erst vor kurzer Zeit eingerichtet worden war.
Urban stoppte seinen Wagen am unteren Ende; ich hielt am oberen an. Anschließend gingen wir an den Reihen der kleinen Fertighäuser entlang, bis wir den Bau mit der Nummer 314 erreichten. Das war die Behausung von Dr. Worth, bei dem Mitchum aufgetaucht war.
Ich klingelte und tastete nach meiner Waffe, obwohl ich sicher war, sie nicht gebrauchen zu müssen.
Augenblicke später glitt die Tür auf. Als Worth mich erblickte, trat ein verwunderter Ausdruck in seine Augen. Wahrscheinlich wußte er nicht, daß ich der eigentliche Überbringer des Films sein sollte.
»Was wünschen Sie?« sagte er feindselig. »Ich habe keine Zeit. Mein Dienst beginnt in einer halben Stunde.«
»Meiner hat schon begonnen, Doktor«, erwiderte ich freundlich, schob ihn sanft aber bestimmt in den Vorraum zurück und von dort aus in das Wohnzimmer.
Worth wollte aufbrausen, doch als er hinter mir Oberst Urban auftauchen sah, wurde er plötzlich leichenblaß. Seine dunklen Augen glichen denen eines gehetzten Tieres. Den Moment benutzte ich.
»Sie sind verhaftet, Doktor. Sie hätten den Mikrofilm nicht so leichtfertig aus der Hand geben sollen. Captain Mitchum hat Sie stark belastet, um die eigene Haut zu retten. Warum haben Sie den Mongolen ermordet, als er bei dem Überfall auf das Werk gefaßt wurde? Mitchum schwört, daß Sie den Verwundeten …«
»Sind Sie wahnsinnig?« unterbrach er mich schreiend. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden. Was wollen Sie mit dem Mongolen? Ich habe damit gar nichts zu tun! Ich …«
»Interessiert mich vorläufig nicht«, fiel Urban ein, der ebenfalls auf meine Überrumpelungstaktik einging. »Wir haben bei Captain Mitchum einen hochverräterischen Mikrofilm gefunden. Er hat unter Zeugen ausgesagt, er hätte ihn von Ihnen erhalten. Außerdem behauptet er, Sie hätten den Gefangenen ermordet. Das bringt Sie in die Hinrichtungskammer, Dr. Worth.«
Er erkannte, daß er verloren war, zumal er keinen Grund hatte, anzunehmen, daß Mitchum nicht gefaßt worden wäre. Die Übergabe des Films war noch zu frisch in seiner Erinnerung.
Als Urban ihm die Handschellen anlegte, begann der schmächtige Mann so zu toben, daß wir ihn kaum bändigen konnten. Er bestritt, den Mord
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