Organic
Sorgen, dass es vielleicht von den neuen Medikamenten kam, aber sie hatte ihm das Versprechen abgenommen, nicht nachzufragen. Sie meinte, sie könne es nicht mehr ertragen, gefragt zu werden, wie es ihr ging.
Über den Tisch trafen sich ihre Blicke, und er sah die Warnung darin, aber dann lächelte sie fast unmerklich, als erkenne sie seine Sorge und wolle sich dafür bedanken. Max kannte als Einzige Erics Geheimnisse – wer er war, und was er in Pensacola Beach wirklich vorhatte. Aber sie konnten sich aufeinander verlassen, weil jeder zu viel vom anderen wusste.
Als Erics Handy klingelte, ging er schnell ran, bevor die beiden Polizisten drei Tische weiter Notiz davon nehmen konnten.
„Hallo?“
„Ist da Eric?“
Er brauchte einen Moment, bis er die Stimme der alten Dame wiedererkannte. „Ich hoffe, Sie sind gut nach Hause gekommen?“
Sabrina sah auf und lehnte sich vor. Aufmerksam studierte sie seinen Blick.
„Bitte sagen Sie Ihrer Schwester, dass sie sich wegen ihres aufdringlichen Verehrers keine Sorgen mehr zu machen braucht.“
„Wirklich? Wieso denn?“
„Sagen Sie ihr einfach, dass ich die Angelegenheit geregelt habe.“
„Aber wie haben Sie das geschafft?“
Doch sie hatte bereits aufgelegt. Er hatte ihr ja auch eigens aufgetragen, ihre Anrufe kurz zu halten und keine Details mitzuteilen.
„Wie geht es ihr?“, wollte Sabrina wissen.
„Offenbar gut. Sie sagte, du sollst dir wegen deines aufdringlichen Verehrers keine Sorgen mehr machen.“
„Das hat sie gesagt?“
„Sie sagt, sie habe die Angelegenheit geregelt.“ Er versuchte dieselben Formulierungen zu benutzen.
„Das verstehe ich nicht. Wie soll sie das denn geregelt haben?“
Eric zuckte mit den Schultern. Er wollte Sabrina nicht beunruhigen, aber auch er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie eine über achtzigjährige Frau einen Killer schachmatt setzen konnte.
Für den Moment jedoch schienen sie größere Probleme zu haben. Eric beobachtete, wie die beiden Polizisten aufstanden. Der Ältere zog sich die Hose hoch und ging zum Tresen. Aber der Jüngere, der Eric wie ein übereifriger Neuling vorkam, hatte zu ihnen herübergeschaut. Auf den zweiten Blick schien ihm irgendetwas aufzufallen. Er konnte Sabrina unmöglich erkannt haben. Unmöglich, aber dieses Arschloch kam geradewegs zu ihrem Tisch herübergelaufen.
87. KAPITEL
Washington D. C.
Natalie wusste, die Frau ihr gegenüber hatte nichts mit ihr gemein. Sie unterschieden sich so sehr voneinander wie ihre beiden Desserts. Senatorin Shirley Malone war die Creme Brulee – Upperclass, beste Zutaten, obendrauf eine harte Schale, aber darunter cremig weich. Natalie war der Rhabarber-Erdbeer-Kuchen – nach Hausrezept, unprätentiös, geradeheraus – er schmeckt, wie er aussieht, aber vielleicht ein wenig herb.
Außerdem würden sie auch eher nicht miteinander essen gehen, und wer sie zusammen am Tisch eines Washingtoner Restaurants gesehen hätte, hätte sich gewundert. Aber hier, in der Suite der Senatorin im „Mayflower Hotel“, waren sie unter sich. Diese Tatsache beruhigte Natalie allerdings kaum. Sie war den Heimvorteil gewohnt, aber in diesen schwierigen Tagen fanden sich Feinde zusammen, und das passierte an den unwahrscheinlichsten Orten. Am Morgen war es das Roosevelt Memorial gewesen und jetzt am Nachmittag das „Mayflower Hotel“ – alles Teil ihrer Bemühungen, in achtundvierzig Stunden alles Erdenkliche zu versuchen.
„Sie machen hier auch einen wunderbaren Kirschkuchen“, erzählte die Senatorin und nahm einen Schluck Tee.
Natalie erwischte sich dabei, wie sie auf den elegant abgespreizten kleinen Finger am Henkel der Teetasse starrte. Sie verdrehte innerlich die Augen. Beide wussten doch schließlich, dass sie nicht zum Canastaspielen hier waren.
„Bei allem gebotenen Respekt, Frau Senatorin“, begann Natalie und schob ihren Dessertteller beiseite. „Ich weiß, dass Sie eine viel beschäftigte Frau sind. Und mein Terminkalender ist auch recht voll. Ich nehme also an, dass wir die Förmlichkeiten überspringen können.“
„Wissen Sie was, Mrs. Richards? Ich spare mir meine kulinarischen Ergüsse, wenn Sie mit der Sprache herausrücken.“
Bevor Natalie es kontrollieren konnte, runzelte sie die Stirn, aber wenigstens fiel ihr nicht der Unterkiefer herunter.
„Als Erstes“, machte Senatorin Malone weiter, „warum sind Sie hier und nicht Ihr Chef?“
Natalie hatte eigentlich Vorbehalte gegenüber Frauen, die im Windschatten ihrer
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