Organic
Johnson einstmals Millionen mit dem Transport von Drogen von Südamerika nach Miami verdient hatte. Anscheinend hatte das FBI ihm ein Angebot gemacht, wenn er seine Komplizen verriet. Aber Howard hatte ihnen allesamt eine Nase gedreht und sich aus dem Staub gemacht, bevor das FBI etwas gegen ihn in der Hand hatte und seine Partner Lunte rochen. Egal wie viel an der Geschichte dran war – Eric vermutete, dass man sich aus dieser Art Leben nicht einfach so zurückzog. Vielleicht waren Howards Freunde sehr alte Freunde, und vielleicht hatten sie etwas für Howard bei sich.
„Haben die Leute aus Minnesota abgesagt?“, fragte Eric, um Howard die Gelegenheit zu geben, von dem Telefonat zu berichten.
„Nein, habe nichts von denen gehört.“ Howard sah auf die Uhr. „Ich vermute, sie werden sich in den nächsten Stunden melden.“ Dann zeigte er auf den Fernseher, wo der unvermeidliche „Fox News Channel“ lief. „Die Behörden von Florida suchen jetzt in Chicago nach deiner Freundin. Die Medien sind mit dabei. Sie haben einen Professor an der Universität interviewt, an der sie unterrichtet hat. Und auch einen ihrer Studenten. Nichts Neues, nur das übliche Gewäsch, von wegen: ,Ich hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas fähig sein könnte.’“
„Du lieber Gott!“ Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie auf ihren Vater stießen und dann auch auf Eric. „Tust du mir einen Gefallen? Sag bitte Bree nichts davon, okay?“
„Klar, kein Problem.“ Howard nahm seine Morgenroutine wieder auf, öffnete die Kasse und kontrollierte das Kreditkartenlesegerät. Dann unterbrach er sich plötzlich und drehte sich zu Eric um, als sei ihm noch etwas eingefallen. Der Blick unter den buschigen Augenbrauen hervor war ernst.
Jetzt kommt’s, dachte Eric. Die Stunde der großen Geständnisse. Endlich rückte Howard mit dem heraus, was er eigentlich im Schilde führte.
„Du bist ein guter Freund“, sagte Howard und betonte das Wort „Freund“.
Damit hatte Eric am allerwenigsten gerechnet. Aber jetzt ging ihm auf, dass er Howards Blick völlig falsch gedeutet hatte. Howard wollte mit nichts herausrücken oder reinen Tisch machen. Er wollte im Gegenteil Eric dazu ermutigen.
„Sieh mal, es geht mich ja nichts an, und du musst mich auch nicht einweihen. Ich meine nur ... Gallo, Galloway ...“ Er zuckte die Achseln, griff nach der Inventarliste und überließ es Eric zu entscheiden, sich zu erklären oder nicht.
„Die Sache ist kompliziert“, begann Eric und strich sich über das stoppelige Kinn, als müsse er nachdenken. Es würde nicht viel ändern, zuzugeben, dass er seinen Namen geändert hatte.
„Klar, verstehe schon.“ Howard zuckte wieder die Achseln, aber diesmal so demonstrativ, dass die Fische auf seinem Hemd zu zucken begannen. Die Geste strafte seine Worte Lügen.
Eric war überrascht, wenn auch nicht genug, um eine Erklärung zu wagen. Er war Howard ohnehin schon zu nahegekommen, ihre Beziehung war viel zu freundschaftlich. Es war besser, wenn Howard dachte, Eric sei ein Lügner, als wenn er die Wahrheit erfuhr – dass Eric sich einzig und allein für seine Drogengeschichten interessierte.
„Ich weiß Bescheid über komplizierte Sachen“, sagte Howard, als Eric die Angelegenheit gerade für beendet hielt. Vielleicht überlegte er es sich doch noch anders und erzählte Eric mehr von seinen Geschäften. „Falls mir jemals etwas zustoßen sollte, möchte ich, dass du all meine Modellschiffe bekommst.“ Howard deutete auf die Borde an den Wänden, dreißig Zentimeter unter der Decke, auf denen dicht gedrängt wunderbar gearbeitete detailliert ausgeführte Boote und Schiffe aus allen möglichen Epochen standen.
Eric war erneut überrascht. Er kannte die Sammlung, die Howard immer wieder ergänzte und die sein Ein und Alles war. Es zählte nicht, dass er eine erfolgreiche Tiefseefischer-Agentur besaß und ihm der Grund und Boden, auf dem sie standen, gehörte. Die Modellbootsammlung hatte er mit seinen eigenen Händen geschaffen, sie gehörte nur ihm allein.
„Wovon redest du denn da?“ Eric versuchte die ungeheuer großzügige Geste zu überspielen, als könne sie nicht wirklich ernst gemeint sein. „Was soll dir denn schon zustoßen?“
„Ich sage ja auch nur, falls mir etwas zustoßen sollte.“
„Aber was denn? Nichts wird dir zustoßen.“ „Was du da für Sabrina machst ... welcher Freund würde seinen Kopf schon derart riskieren“, sagte Howard, und sein Blick glitt
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